Hamburg. Ausstellung mit 150 Reproduktionen des weltberühmten Graffiti-Künstlers kommt am 3. Juni in die Hansestadt. Wo es Tickets gibt.
Er ist der berühmteste Straßenkünstler der Welt, aber keiner kennt ihn oder weiß, wie er wirklich heißt. Ihn zu erkennen ist auch schwer, denn es existiert kein Bild von ihm. Und doch will man ihn ständig irgendwo entdeckt haben, bei irgendeiner Biennale in Venedig oder bei der Filmvorführung der Dokumentation „Exit Through the Gift Shop“ auf der Berlinale 2010, als ein mit schwarzem Kapuzenpulli bekleideter Mann als „Mr. Banksy“ eingeführt wurde und dem Publikum Bedeutsames entgegen murmelte. Auch die Vermutung, er sei Mitglied der Band Massive Attack hält sich hartnäckig. Ebenso hartnäckig hält der Künstler (oder das so firmierende Kollektiv?) an seiner Anonymität fest. „Copyright ist für Loser“, so ein berühmtes, natürlich nicht autorisiertes Statement.
Banksy, der große Unbekannte mit der unverwechselbaren Handschrift. Fast jeder kennt seine mit schwarzer Farbe auf Mauern oder Häuserwände gesprühten Kunstwerke: ein vermummter Demonstrant, der einen Blumenstrauß in der rechten, zum Wurf bereiten Hand hält, eine mit Farbeimer und -rolle ausgestattete Ratte, ein Gorilla mit einem „Keep it real“-Schild um den Hals oder ein Soldat mit Flügeln und Smiley-Gesicht.
Ausstellung: Graffito tauchte auf Kunsthalle auf
Im Dezember 2020 tauchte an der Südfassade der Hamburger Kunsthalle ein aufsehenerregendes Graffito eines aus dem Fenster steigenden Mannes auf, das genau in die Banksy-Ästhetik passte. Direktor Alexander Klar ließ es mit einem Schild versehen, darauf stand: „Anonym, Ohne Titel, 2020, Hamburger Kunsthalle, Eigentum der Öffentlichkeit“. Im März vergangenen Jahres wurde das Graffito von einem Unbekannten mit Farbe verunstaltet und daraufhin von der Kunsthalle entfernt.
Lediglich Rahmendaten des Schöpfers wie Alter (zwischen 45 und 50 Jahren) und Geburtsort (Bristol, wo auffallend viele Graffiti existieren, die laut übereinstimmender Umfrage in der Einwohnerschaft nicht entfernt werden sollen) sind einigermaßen verifiziert im Umlauf. Doch viel interessanter sind Daten wie diese: „Show Me the Monet“, Banksys ironische Neuinterpretation eines Monet-Meisterwerks, wurde 2020 für 8,4 Millionen Euro versteigert. 2019 landete das aus dem Jahr 2009 stammende Ölgemälde „Devolved Parliament“, das britische Parlament von Affen bevölkert, bei Sotheby’s in London und erzielte eine Rekordsumme von 11,1 Millionen Euro.
„Girl with Balloon“ zerstörte sich selbst
Für einen lukrativen Skandal sorgte vor Kurzem sein „Girl with Balloon“: Es zerstörte sich kurz nach dem Zuschlag bei der Auktion vor Ort selbst, indem der untere Teil durch einen im Rahmen verborgenen Schredder in Streifen geschnitten wurde. Damit gilt Banksy als der teuerste Gegenwartskünstler weltweit, seine Werke haben es längst von der Mauer in private Sammlungen geschafft.
„Any fame is a by-product of making something that means something“ – jegliche Berühmtheit ist ein Nebenprodukt von etwas, das man tut, das etwas bedeutet. Ebenfalls ein Banksy-Zitat. Häufig sind seine Graffiti in Bild und Text Statements zu sozialen und politischen Themen, er kommentiert damit Rechte von Kindern, Flucht und Migration, Umweltzerstörung, Krieg, den Kunstmarkt. Ausstellungen weltweit würdigen den Künstler, demnächst auch in Hamburg.
„Blockbuster-Ausstellung über den Street-Art-Superstar“
„Banksy schreibt mit seiner Kunst Geschichte – die Geschichte, die für uns gerade Realität ist. Die Ausstellung ist ein Muss für jeden, der sich gerne mit Kunst, Politik, allgemeinem Weltgeschehen und vor allem sich selbst auseinandersetzt und einen Sinn für bitter-süße Ironie hat“, sagt Virginia Jean, eine aus England stammende und in Berlin lebende Galeristin und Street-Art-Expertin. Sie hat die selbst ernannte „Blockbuster-Ausstellung über den Street-Art-Superstar“ kuratiert, die am 3. Juni im Untergeschoss des ehemaligen Galeria Kaufhof in der Mönckebergstraße eröffnen wird.
„The Mystery of Banksy – A Genius Mind“ will den rätselhaften Ausnahmekünstler mit 150 Reproduktionen seiner Graffiti, Fotografien, Skulpturen, Videoinstallationen und Drucken auf verschiedenen Materialien wie Leinwand, Stoff, Aluminium, Forex und Plexiglas erfahrbar machen. Ergänzt werden die Arbeiten durch eine Videodokumentation, die die wichtigsten Stationen des Künstlers beschreibt. Hinter dieser Idee steckt der Passauer Musical-Produzent und Ausstellungsmacher Oliver Forster mit seinem Unternehmen COFO Entertainment. Er will „Kunst zum Erlebnis machen, für jedermann sichtbar und an einem Ort zusammengebracht“.
Reproduktionen der Kunstwerke werden ausgestellt
Neben seiner Straßenkunst habe Banksy auch schon früh immer wieder original signierte Kunstwerke und Drucke in limitierter Auflage verkauft, die meisten davon befänden sich in Privatbesitz und seien somit für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. „Einen Original-Banksy bestaunen zu können, ist also eine absolute Seltenheit. Wir versuchen nun, mit ‚The Mystery of Banksy – A Genius Mind‘ anhand originalgetreuer Reproduktionen die besten und eindrucksvollsten Motive in einer lockeren Atmosphäre abseits des Museumsbetriebs erlebbar zu machen“, so Forster.
Erfahrung mit kulturellem Spektakel hat der Veranstalter reichlich: „Die Terrakotta-Armee“, „Tutanchamun“, „Da Vinci – Das Genie“, Gunther von Hagens „Körperwelten“ und zuletzt „Van Gogh – The Immersive Experience“ in Bremen zählen zu Forsters großen Erfolgen. In vorangegangenen Stationen wie München, Berlin, Heidelberg und Graz haben 350.000 Besucherinnen und Besucher die Banksy-Ausstellung bereits besucht.
„Es reicht nicht mehr das Bild an der Wand"
Während sich viele Museen von sogenannten Blockbuster-Ausstellungen mit großen Namen verabschieden, setzt eine neu entstandene Eventbranche offensichtlich ganz gezielt darauf, ein möglichst großes, breitgefächertes Publikum mit massentauglichen Inhalten auf eine neue Art für Kunst und Kultur zu begeistern. „Es reicht nicht mehr das Bild an der Wand. Die Menschen wollen mehr Bewegtbild, mehr Digitalisierung und mehr sinnliches Erleben durch Klang, Düfte und virtuelle Raumerfahrung“, ist Oliver Diaz überzeugt.
Der Geschäftsführer der Livemacher GmbH mit Sitz im badenwürttembergischen Besigheim ist nach „Körperwelten“ auch bei „The Mystery of Banksy – A Genius Mind“ Partner von COFO Entertainment. Dabei handelt es sich ausdrücklich um eine „Unauthorized Exhibition“.
Ausstellung: Banksys Werke nicht autorisiert
„Da es Banksy offiziell nicht gibt, kann er die gezeigten Werke auch nicht autorisieren“, so Diaz. Man habe zwar Kontakt zur Agentur Pest Control aufgenommen, die weltweit Banksy-Arbeiten auf ihre Echtheit prüft, aber keine Antwort erhalten. Er sei aber sicher, dass Banksy über alle ihn betreffenden Projekte informiert ist.
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Es gibt viele Dinge, die man nicht über Banksy weiß, aber doch dies: Der Künstler setzt sich mit seiner Arbeit sehr für die Situation von Geflüchteten ein. Dieses Thema wird auch die Hamburger Ausstellung aufgreifen: Im letzten Raum, das ein Boot mit Geflüchteten zeigt, soll eine Spendenbox aufgestellt werden. Die Einnahmen sollen einer Organisation in Hamburg zugute kommen.
Die Ausstellung
- Am 3. Juni eröffnet „The Mystery of Banksy – A Genius Mind“ im Untergeschoss des leerstehenden Galeria Kaufhof in der Mönckebergstraße 3. Die Ausstellung wird bis zum 3. Oktober 2022 laufen und umfasst 150 Reproduktionen von berühmten Banksy-Arbeiten von Fotografien über Skulpturen bis zu Videoinstallationen.
- Öffnungszeiten: Mo, Di, Mi, So 10.00–18.00, Do, Fr, Sa und an Feiertagen 10.00–20.00
- Karten gibt es ab Freitag in der Geschäftsstelle vom Hamburger Abendblatt (Großer Burstah 18-32, Mo-Fr 9-18, Sa 10-16 Uhr), unter der Funke Tickethotline 040/30 30 98 98 sowie in Ticketshops und ab Ausstellungsbeginn auch an der Tageskasse.