Hamburg. Die Dropkick Murphys spielen im Stadtpark, das Fundbureau feiert vor den Deichtorhallen. Und Kinder machen Musik in Planten un Blomen.
Musik liegt in der Luft, im Stadtpark begleitet von Bierdunst, in Planten un Blomen von Kinderlachen. Und das, egal wie das Wetter wird, Hamburger ziehen es durch. Ob beim Tanzen zu Berliner Beats beim Fundbureau Open Air oder bei den Dropkick Murphys in Winterhudes grünem Rund. Aber auch überdacht gibt es an den kommenden Tagen wieder viel Kunst, Kultur, Kino und Konzerte.
Folk-Punk und zorniger Durst mit den Dropkick Murphys im Stadtpark
Am 18. Juni wird es im Stadtpark wieder Zeit, den „Beerjet“, eine moderne Mehrfach-Zapfanlage, an die Getränkestände zu rollen, denn die Fans der US-Folkpunk-Band Dropkick Murphys sind für ihren zornigen Durst berüchtigt. Der Stil der 1996 in Boston gegründeten Band passt dazu, er ist das Äquivalent eines Kneipenbesuchs, „und der Nebenmann rückt näher und beginnt ungefragt und ungebeten, seine 90 Minuten lange Lebensgeschichte zu erzählen: gebrochene Herzen, gebrochene Versprechen, gebrochene Knochen. Maloche, Rosentattoos, das letzte Red-Sox-Spiel. Schwerer Schnapsatem“, wie das Abendblatt nach dem letzten Auftritt der Muphys im Februar 2023 in der Sporthalle schrieb. Zumindest klebt der Untergrund im Stadtpark nicht so doll. Sänger Al Barr, seit zwei Jahren und zwei Alben pausierend, um seine Mutter zu pflegen, wird in Hamburg wohl wieder von Bassist Ken Casey vertreten werden. tl
Dropkick Murphys Di 18.6., 19.00, Stadtparkbühne (S Alte Wöhr), Saarlandstraße 71, Karten zu 61,15 im Vorverkauf; www.stadtparkopenair.de
Fundbureau-Freiluftparty mit Marcus Meinhardt vor den Deichtorhallen
Geduld ist seit einigen Monaten eine Tugend für Hamburgs Techno- und Electro-Fans. Seit die Sternbrücken-Clubs Waagenbau, Beat Boutique und Fundbureau wie auch das PAL an Neujahr schließen mussten, begann das Warten auf Wiedereröffnungen an neuen Adressen. Das Fundbureau etwa richtet sich derzeit in den Kasematten hinter den Deichtorhallen ein. Aber ein wenig Frischluft kann nie schaden, deshalb lädt der Club am 15. Juni (verlegt vom 25. Mai) von 14 Uhr an bis zum Sonnenuntergang zum „Fundbureau Open Air“ wenige Meter weiter in der Héloïse Green Area, dem grünen Dreieck zwischen Deichtorhallen und Phoxxi, und das mit einem fantastischen DJ-Aufgebot: Mit dabei sind Marcus Meinhardt, einer der Schrittmacher der großen Berliner Techno-Renaissance der Nullerjahre, sowie MikAH, Temazcal und Tomahawk. Feines Fest! tl
„Fundbureau Open Air“ Sa 15.6., 14.00–22.00, Héloïse Green Area (U Steinstraße), Deichtorstraße 1–2, Karten zu 19,- im Vorverkauf
Bühne frei für Kinder beim Tag der Musik in Planten un Blomen
Es gehört seit 30 Jahren (mit nur einer coronabedingten Pause) zum Hamburger Frühsommer in Planten un Blomen wie ein lauschiges Konzert im Musikpavillon. Und genau dort, auf der Open-Air- sowie auf der Haspa-Zweitbühne, ist an diesem Sonntag, 16. Juni, wieder „laut und luise“ angesagt. Das Kindermusikfest vom Verein KinderKinder bietet außer Rock, Klassik und Kinderliedern wie vom Kinderblasorchester der Jugendmusikschule oder Die Tüdelband auch Tanzmusik von DJ Kekse. Bevor aber das Krümelmonster etwas (aus-)frisst, sollten Kinder lieber auf dem Rasen tanzen, am Trommelworkshop teilnehmen, auf dem überdimensionalen Metallofon spielen oder Instrumente des Wasserorchesters zum Klingen bringen. Und das alles für lau bei einem hoffentlich lauen Lüftchen, damit auch den Erziehungsberechtigten beim Zuhören warm ums Herz wird. str
„laut und luise“ So 16.6., 13.00–18.00, Planten un Blomen/am Musikpavillon (U Messehallen, Bus X35 Hamburg-Messe), Eingang Tiergartenstraße, Eintritt frei; www.kinderkinder.de
„Große Freiheit Schreiben“, die zwote: Ohnsorg sucht aufs Neue Autoren
Schreiben und schreiben lassen, hätte auch das Motto des früheren Oberspielleiters Murat Yeginer und der jetzigen künstlerischen Co-Leiterin Anke Kell sein können, als sie 2021 fürs Ohnsorg den „Autor*innenwettbewerb“ namens „Große Freiheit Schreiben“ initiierten. Das Gewinnerstück, eine skurrile Krimikomödie von Tatja Kruse, feierte im Vorjahr Uraufführung. Nun geht die zweite Auflage des Wettbewerbs ins Finale, zur Auswahl stehen die Komödien „Orkanartige Flaute“ von Ella Marouche, „So’n Pech – wi weht wech“ von Silas Matthes und „Waddenholm“ von Florian Miro. Am 21. Juni liefern im Großen Haus Mitglieder des Ohnsorg-Ensembles szenische Kurz-Lesungen der frischen Theatertexte, danach entscheiden die Jury (u.a. mit der live singenden Entertainerin Annie Heger) und das Publikum. Durchs Programm führt das bewährt-plietsche Duo Lara-Maria Wichels und Yared Dibaba. Könnte auch ohne Krimi spannend werden. str
„Große Freiheit Schreiben“ Finale Fr 21.6., 19.30, Ohnsorg-Theater (U/S Hbf.), Heidi-Kabel-Platz 1, Karten zu 15,68 unter T. 040/35 08 23 21; www.ohnsorg.de
Tricks und Gags mit Konrad Stöckel und Top-Gästen im Schmidt
Bei seinen Abenden ist immer „Stimmung!“, und das nicht nur, wenn Konrad Stöckel seinen unerschöpflichen Konfetti-Vorrat aus der Hosentasche hervorholt. Nach seiner Familienshow „Wenn’s stinkt und kracht, ist’s Wissenschaft“ im März präsentiert der komische Kuriositätenkünstler mit der Albert-Einstein-Frisur und dem Herz am rechten Fleck am 21. und 22. Juni erstmals „Die Schmidt-Show der magischen Meister“. Und das Line-up rund um Stöckel, der schon als 13-Jähriger im Schmidt Theater zauberte, ist hochkarätig: Dabei sind der Bielefelder Comedy-Zauberer Ingo Oschmann, der Hamburger Zauberkünstler Jan Logemann (mehrfacher Weltmeister der Kartenkunst), der frühere Hamburger Comedy-Pokal-Sieger Topas aus Stuttgart (Träger des „Goldenen Zauberstabs“) und der vielfach international ausgezeichnete Sebastian Nicolas. Das verspricht Tricks und Gags in einer ganz besonderen Show. str
„Die Schmidt-Show der magischen Meister“ Premieren Fr 21./Sa 22.6., jew. 20.00, Schmidt Theater (U St. Pauli), Spielbudenplatz 24/25, Karten ab 29,90 unter T. 040/31 77 88 99; www.tivol.de
An diesem Sonntag gibt es freien Eintritt in die Sammlung Falckenberg
In den Harburger Phoenix-Fabrikhallen ist eins von Hamburgs größten und spannendsten Ausstellungshäusern untergebracht: die Sammlung Falckenberg mit fünf Etagen voller zeitgenössischer Kunst und wechselnden Ausstellungen. An diesem Sonntag ist dort eintrittsfreier Familys & Friends Day. Zu sehen ist die Ausstellung „Passage“ von Ashley Hans Scheirl und Jakob Lena Knebl. Das österreichische Duo bespielt alle Etagen mit einem Mix aus Skulptur, Malerei, Design, Inszenierung, Fotografie und Film. Dabei geht es um die Rolle von Kunst- und Designgeschichte bei der Schaffung von Identitäten. Es gibt den ganzen Tag über verschiedene Führungen sowie eine offene Werkstatt für Kinder und Jugendliche ab acht Jahren. Außerdem wird es am Sonntag eine Präsentation vom (Non-)Binary Fashion Studio geben, mit Arbeiten von Schülerinnen und Schülern der Klosterschule zur Ausstellung „Cindy Sherman – Anti Fashion“. vfe
Familys & Friends So 16.6., 12.00–17.00, Sammlung Falckenberg (S Harburg), Wilstorfer Straße 71, Tor 2, Eintritt frei; www.sammlung-falckenberg.de
Vortrag in den Deichtorhallen: Warum ist der Hering so wichtig?
Dass die Deichtorhallen früher mal Markthallen waren, in denen Obst und Gemüse gehandelt wurden, ist noch an der aufstrebenden Architektur zu erkennen. An diesem Sonntag kehren die Hallen ein wenig zu ihrem Ursprung zurück und widmen sich einem für die Kunst sehr untypischen Thema: dem Hamburger Hering. Matjes, Bismarckhering und eingelegter Hering sind ein wesentlicher Teil der kulinarischen Identität Hamburgs. Warum genau der Fisch mehr ist, als nur eine rein kommerzielle Ressource, erklärt die Ernährungswissenschaftlerin Anastasia Eggers in einem Vortrag in der „School of Survival“, dem Zukunftslabor der aktuellen Sonderausstellung „Survival in the 21st Century“. Im Anschluss sind Besucherinnen und Besucher zum gemeinsamen Snack und Verköstigen von Hering in all seinen Variationen eingeladen. Die Veranstaltung ist eine Kooperation mit dem EU-geförderten Projekt Bauhaus of the Sea Sails. vfe
Vortrag und Snack „Anastasia Eggers: Der Hamburger Hering“ So 16.6., 15.00–16.30, Halle für aktuelle Kunst/Deichtorhallen (U Meßberg), Deichtorstraße 1–2, Eintritt in die Ausstellung 16,-/8,- (erm.). Der Survival Pass, der beim ersten Ausstellungsbesuch ausgestellt wird, ermöglicht den unbegrenzten freien Eintritt in die Ausstellung sowie die Teilnahme an allen Veranstaltungen der School. www.schoolofsurvival.de
„Mister Honky Tonk” Dale Watson nach fünf Jahren erneut im Nochtspeicher
Auf seinem Instagram-Kanal findet man noch heute Dale Watsons Post von 2019, in dem er für die Fans seinen „View from my hotel window” in Hamburg präsentiert. Bereits vor fünf Jahren stand Dale Watson auf der Bühne im Nochtspeicher, die damalige Tour sollte die finale Europa-Tournee in der Karriere des Countrysängers sein. Der erste und eigentlich letzte Auftritt in Hamburg führt aber am 18. Juni zum zweiten: Der 62 Jahre alte Honky-Tonk- und Country-Könner spielt mit seinen Lone Stars erneut im Nochtspeicher. Zu Beginn seiner Karriere machte Watson sich in Texas einen Namen, veröffentlichte mehr als 30 Alben und schaffte es auch nach Nashville, der „Music City“. Als diese aber Watson abschrieb und seinen Sound nicht mehr wollte, kreierte er ein eigenes Musikgenre: Ameripolitan. Damit sowie mit den „Ameripolitan Awards“ sollen Sub-Genres wie Honky Tonk, Rockabilly, Outlaw und Western Swing erhalten und gefördert werden. hphv
Dale Watson And His Lone Stars Di 18.6., 20.00, Nochtspeicher (S Reeperbahn) Bernhard-Nocht-Straße 69a, Karten zu 29,30 im Vorverkauf; www.nochtspeicher.de
Der Untergang der Hamburger Gängeviertel in den Zeise Kinos
Einst waren es Orte geprägt von Armut, Elend und verwinkelten Gassen, heute zieren zumeist Einkaufsstraßen die einstigen Hamburger Gängeviertel, an die nur noch das Quartier am Valentinskamp erinnert. Der dokumentarische Film „Wir waren das dunkle Herz der Stadt – Der Untergang der Hamburger Gängeviertel” zeigt das Verschwinden dieser historischen Teile der Altstadt zwischen 1880 und 1980, die einst zu den größten Armenvierteln Europas zählten. Walter Wedstedt führt als Ich-Erzähler durch den Film, er war der Großvater mütterlicherseits des Regisseurs Andreas Karmers. Mehr als sieben Jahre dauerte die Produktion des Films samt aufwendiger Recherche in zahlreichen Archiven. Das zeigt sich in der Ausführlichkeit des Films, der insgesamt sechs Stunden lang ist. Zu sehen ist dieser, in jeweils drei Abschnitte aufgeteilt, an drei Tagen, der erste Teil läuft am Sonntag, 16. Juni, in den Zeise Kinos, Andreas Karmers ist als Gast anwesend. hphv
„Wir waren das dunkle Herz der Stadt – Der Untergang der Hamburger Gängeviertel“ So 16.6., 11.00, Zeise Kinos (S Altona, Bus 2, 112) Friedensallee 7–9, Karten zu 11,-: www.zeise.de