Hamburg. Wo Jazz draufsteht, sollte mehr Jazz drin sein, finden viele Besucher. Was Elbjazz-Chef Alexander Schulz für 2025 verspricht.
Das Elbjazz Festival hatte in diesem Jahr zwar mehr Besucher als 2023, doch von langjährigen Fans gibt es viel Kritik: Vor allem die musikalische Ausrichtung – weg vom Jazz, verstärkt hin zu Rock, Pop und Rap – sorgt für Unmut. Ein Gespräch zum Thema mit Elbjazz-Geschäftsführer Alexander Schulz.
Auf Social Media gibt es viel Kritik am diesjährigen Elbjazz-Programm, bei dem der Jazz nicht mehr die Hauptrolle spielte. Wie gehen Sie damit um?
Alexander Schulz: Lassen Sie mich noch eines vorausschicken, bevor ich auf die Frage eingehe: Wir nehmen jegliches Feedback sehr ernst, egal, ob es über die Social-Media-Kanäle, per E-Mail, im persönlichen Gespräch oder wie auch immer geäußert wird – auch wenn manche Kommunikationskanäle dabei häufig zu einem Sammelort für (negatives) Feedback einer bestimmten Gruppe von Besucherinnen und Besuchern werden, die nicht zwangsläufig mit der Meinung des Gesamtpublikums gleichzusetzen ist. Da wir beim Elbjazz aber jede einzelne Besucherin und jeden einzelnen Besucher glücklich sehen möchten, werden wir uns sehr stark bemühen, für 2025 auch einen Jazz-Headliner zu buchen. 2024 ist uns das leider aus verschiedenen Gründen nicht gelungen. Bei großzügiger Auslegung des Genres hatten wir um die 50 Prozent Jazzacts am Tag, wenn man es konservativer betrachtet, waren es etwa 30 Prozent. Das Elbjazz war aber noch nie ein reines Jazzfestival. Und das wird es auch in Zukunft nicht sein.
Alexander Schulz: Ein prominenter Jazzact muss für uns bezahlbar sein
In der aktuellen Elbjazz-Pressemitteilung heißt es, handgemachter Jazz werde weiter „seinen Platz haben“. Ist das der Platz, den er jetzt hat, eher am Rand, abseits der großen Bühnen?
Eher ruhige Acts wie das Emil Brandqvist Trio können nur in einer bestuhlten Halle spielen, aber es gab in diesem Jahr auch Bands, die – jedenfalls bei liberaler Genreauslegung – dem Jazz zuzuordnen sind und die wir auf der Bühne am Helgen oder sogar auf der Hauptbühne hätten präsentieren können und sollen. Das war ein handwerklicher Fehler unsererseits.
Sind prominente Jazzacts wie Herbie Hancock, Pat Metheny, Branford Marsalis oder Terri Lyne Carrington schlicht zu teuer für das Elbjazz?
Man muss da jedenfalls sehr genau planen, damit einem ein solch prominenter Jazzact nicht komplett das Budget zerschießt und man den Rest des Line-ups nicht mehr bezahlen kann. An Herbie Hancock waren wir sogar dran, aber es hat in diesem Jahr nicht geklappt. Für die Kosten spielt es natürlich auch eine Rolle, ob ein Künstler ohnehin auf Tour in Europa oder bestenfalls Deutschland ist oder extra zum Elbjazz eingeflogen wird. Bei deutschen Topacts wie Nils Wülker oder Michael Wollny fallen zumindest die hohen Reisekosten weg, aber die kann man ja auch nicht jedes Jahr buchen.
Vielfach ist von bisherigen Besuchern zu hören, das Vertrauen sei weg, man wolle künftig erst ein Ticket kaufen, wenn klar ist, wer kommt.
Ich verstehe diese Haltung vollkommen. Wir werden im September die ersten Künstlerinnen und Künstler bekannt geben. Im November folgt der zweite Schwung. Dann stehen schon mal 20 bis 30 Namen fest und jeder kann für sich entscheiden, ob ihm die Ausrichtung zusagt. Unser preisreduziertes Early-Bird-Angebot werden wir bis dahin aufrechterhalten.
Elbjazz: Die Hauptbühne soll an den alten Standort zurückkehren
Kritik gibt es auch daran, dass sich die Musik von den Bühnen teilweise überlappte, also etwa in der Schiffbauhalle bei leisen Passagen Musik von der neu positionierten Hauptbühne zu hören war. Wird da nachgesteuert?
Noch vor den Sommerferien soll es ein Treffen geben, bei dem ausgelotet wird, ob wir die alte Aufteilung der Bühnen auf dem Blohm+Voss-Gelände wieder herstellen können, bei dem die Probleme nicht in dieser Weise auftraten. Unser Wunsch ist das jedenfalls, es muss aber unter anderem mit der Port Authority besprochen werden.
Mehr Kultur
- Sokolov in der Laeiszhalle: Wenn nur dieser Huster nicht gewesen wäre
- First Stage Theater: „A Chorus Line“ in Altona – Powackeln, aber richtig
- Ernst Deutsch Theater: „Sommernachtstraum“ ist ein großes Theatervergnügen
Bei all der aktuellen Kritik am Festivalnamen, der für viele nicht mehr die inhaltliche Ausrichtung spiegelt: Warum benennen Sie das Elbjazz nicht einfach um, zum Beispiel in Elbmusic oder Elbgroove?
Weil der Jazz auch in Zukunft das Genre mit den meisten auftretenden Künstlern sein wird. Natürlich sind auch Pop, Rock, Funk und Soul dabei, aber kein anderes Einzelgenre bleibt so stark vertreten beim Elbjazz wie der Jazz.