Hamburg. Sehnsuchtsorte werden zu Literaturschauplätzen. Der neue Lesestoff spielt auf Capri, in der Toskana und in den Cinque Terre.
Nachdem lange Jahre die kriminalistische Sehnsuchtsliteratur deutscher Autorinnen und Autoren in französischen Gefilden verortet war, hat sie sich seit einiger Zeit auch unter italienischer Sonne niedergelassen. Dafür stehen Namen, die zumeist Pseudonyme sind, wie Andrea Bonetto, Paolo Riva und Luca Ventura.
Bereits fünf Bände seiner auf Capri angesiedelten Geschichten um den Inselpolizisten Enrico Rizzi hat Luca Ventura geschrieben, jüngst ist „Der blaue Salamander“ (Diogenes, 18 Euro) erschienen. Ventura, der angeblich im Golf von Neapel lebt, ist ein eleganter Stilist, der mit leichter Hand seine ebenfalls leichten, sonnengetränkten Kriminalgeschichten erzählt. In Rizzis aktuellem Fall geht es um die titelgebende Handtasche, die in den 1960er-Jahren aus blauem Leder hergestellt worden ist. Es gibt nur noch zwei Exemplare dieser wertvollen Tasche, eine davon befindet sich im Besitz einer alternden Filmdiva, vermeintlich sicher verwahrt. Doch dann ist die Tasche plötzlich verschwunden, und eine Modeschöpferin mit einem großen Faible für derlei Taschen ist tot. Rizzi stößt bei seinen Ermittlungen auf ein uraltes Geheimnis.
Paolo Rivas Commissario Luca ermittelt dort, wo des Deutschen Sehnsucht am stärksten pulsiert: in der Toskana. „Steinerne Schuld“ (Hoffmann und Campe, 18 Euro) ist sein neuer Fall betitelt, der zu den berühmten Steinbrüchen von Carrara führt. Dort ist ein Mann zu Tode gekommen, als er mit seinem Laster Marmor ins Tal bringen wollte – die Bremsen des Lkw versagten. War es Mord? Schließlich hatte sich der Tote für bessere Arbeitsbedingungen in den Steinbrüchen eingesetzt, womit er sich nicht nur Freunde gemacht hatte. Commissario Luca, der sich am liebsten dem genussvollen Leben hingibt, entdeckt bald, dass der Fall eine ganz andere Wendung nimmt, als er erwartet hat. Und dass der Handel mit Marmor ein lebensgefährliches Geschäft ist.
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Andrea Bonetto greift in „Azzurro mortale“ (Droemer, 16,99 Euro) auf ein tatsächlich passiertes Unglück zurück, den Einsturz der Morandi-Brücke am 14. August 2018 in Genua, bei dem 43 Menschen zu Tode kamen. Schwere Baumängel waren Ursache der Katastrophe, weitere Recherchen ergaben Hinweise auf ’Ndrangheta und Camorra. Davon ahnt Commissario Grassi allerdings noch nichts, als eine Leiche in der Marina des kleinen Ortes Corniglia in den Cinque Terre schwimmt. Der tote junge Mann trägt mehrere Tattoos, seine Identität lässt sich jedoch nicht ermitteln. Erst als sich eine Frau meldet, die den Toten an der Morandi-Brücke kurz vor deren Einsturz gesehen haben will, kommt Bewegung in die Ermittlungen, die Vito Grassi an seine Grenzen führen. Hintergründig und sehr spannend erzählt.
Ergo: Der Urlaub kann kommen, die passenden Krimis sind geschrieben.