Hamburg. Antje Schomaker singt im Uebel & Gefährlich, Michael Buchinger motzt im Imperial Theater, und das Abaton zeigt legendäre Plattencover.

„Texte werden deep, einfach, wenn du sie schreist, Deutsche-Männer-Indie-Bands sind der beste Beweis“, singt Antje Schomaker nicht weit von der Wahrheit entfernt. Auch ihre Texte sind tiefgründig, nur schreit sie nicht so. Zum Schreien komisch wird es mit Satire im Imperial Theater und in Alma Hoppes Lustspielhaus, während in der Nochtwache und im Knust famos gegroovt wird. Pop-Art gibt es als Doku über Albumhüllen im Abaton – und an Häuserfassaden, wie das Museum für Kunst und Gewerbe zeigt.

Antje Schomaker muss „gar nix“ bei ihrem Heimspiel im Uebel & Gefährlich

„Wenn ich die Mitschnitte höre, heule ich immer“, erzählte die Hamburger Sängerin Antje Schomaker („Ich muss gar nix“) im Abendblatt-Interview über ihre Konzerte 2018 im Uebel & Gefährlich und 2023 beim Reeperbahn Festival in der Großen Freiheit 36. Denn trotz der beiden Alben „Von Helden und Halunken“ (2018) und „Snacks“ (2023) hat sie noch nicht viele Heimspiele geben können, um ihren mitreißenden Indie-Pop live zu präsentieren. Umso berührter ist sie, wenn ihre Fans auch neue Lieder wie „Lost Indieboy“ direkt mitsingen. Die Gelegenheit dazu gibt es am 15. März an bewährter Adresse im Uebel & Gefährlich: „Ihr sagt, die Zeit des deutschen Indie-Pop ist leider vorbei. Tut mir leid euch das zu sagen, doch das seh ich nicht ein. Ob mit oder ohne Hit, ich höre nicht auf damit.“ tl

Antje Schomaker Fr 15.3., 20.00, Uebel & Gefährlich (U Feldstraße), Feldstraße 66, Karten zu 33,45 im Vorverkauf; www.antjeschomaker.de

„Hasste was, biste was“: Comedy-Influencer Michael Buchinger.
„Hasste was, biste was“: Comedy-Influencer Michael Buchinger. © Dominik Pichler | Dominik Pichler

Österreich ungern? Ein bisschen Hass muss sein mit Michael Buchinger

Mit Videotiteln wie „Ich hasse Telefonieren so sehr!“ „Ich hasse Kinder“ oder „Warum ich Menschen hasse“ wurde Michael Buchinger auf YouTube zu einem der erfolgreichsten Influencer Österreichs. Sehr direkt und oftmals zynisch berichtet er in seinem Format „Hassliste“ seit 2013 wie in einer Art Tagebuch von nervigen Angewohnheiten, seltsamen Begegnungen und abscheulichen Gerüchen. Vor Buchingers Hass sind weder Menschen sicher, die Kichererbsen-Kekse für einen leckeren Snack halten, noch solche, die Gnocchi als „Knotschi“ aussprechen. Mittlerweile hat Buchinger sein Comedytalent von der virtuellen Welt auch auf die Bühne verlegt und präsentiert mit seinem zweiten eigenen Programm „Ein bisschen Hass muss sein“ persönliche Groll-Anekdoten. Schlechte Laune verbindet. hppe

Michael Buchinger So 10.3., 20.00, Imperial Theater (U St. Pauli), Reeperbahn 5, Karten zu 27,10 im Vorverkauf; www.michaelbuchinger.at

Staub aufwirbeln mit Maxim in der Christianskirche Ottensen

Hervorragende Songwriter, reduziertes Akustikset, barockes Ambiente: Die Reihe „Pop Seasons“ des Hamburger Labels und Veranstalters popup-records in der Ottenser Christianskirche begeisterte bereits mit Gästen wie Enno Bunger, Jochen Distelmeyer, Alin Coen und Sophie Zelmani. Am 13. März geht es in dem besonderen Ambiente in die nächste Pop-Saison. Den Auftakt macht der Bonner Sänger Maxim, der nicht nur mit seinem gleichnamigen Song „Staub“ seit bald 20 Jahren nicht für großen, aber anhaltenden Wirbel sorgt – und mit „Nachtigall“ vor wenigen Tagen ein neues Album veröffentlicht hat. Die nächsten „Pop Seasons“-Gäste zum Vormerken sind Dillon am 22. März, Villagers am 30. Mai und die immer wieder schöne Alin Coen am 24. Oktober. tl

„Pop Seasons“: Maxim Mi 13.3., 20.00, Christianskirche Ottensen (Bus 111), Klopstockplatz, Karten zu 36,35 im Vorverkauf; www.popseasons.de

Berühmtes Hamburger Beispiel für Kunst am Bau: Die Wandmalerei am Gruenspan von Werner Nöfer und Dieter Glasmacher aus dem Jahr 1969.
Berühmtes Hamburger Beispiel für Kunst am Bau: Die Wandmalerei am Gruenspan von Werner Nöfer und Dieter Glasmacher aus dem Jahr 1969. © Danah Weßling | Danah Weßling

Ausstellung im Museum für Kunst und Gewerbe feiert 70 Jahre Kunst am Bau

Tentakelartige Stahlelemente, die sich auf zwei massive Stahlpfeiler stützen: Eduardo Chillidas Plastik „Berlin“ vor dem Bundeskanzleramt in Berlin ist eine der berühmtesten Beispiele für Kunst im öffentlichen Raum beziehungsweise Kunst am Bau. Auf viele weitere, mal mehr und mal weniger prominente Architekturprojekte will die Wanderausstellung „70 Jahre Kunst am Bau in Deutschland“ im Museum für Kunst und Gewerbe aufmerksam machen, die gerade eröffnet hat. Künstlerinnen und Künstler, darunter Jenny Holzer, Rebecca Horn, Per Kirkeby und A. R. Penck, schufen Werke für Bundesbauten, Botschaften und Behörden, sowie Bildungs-, Forschungs- und Wissenschaftsinstitutionen in beiden Teilen der Republik. Auch Mirko Reissers riesiges Mural „DAIM – coming out of Hammerbrooklyn“ ist dabei. Im Rahmenprogramm werden Rundgänge angeboten, etwa am Sonntag, dem 10. März, um 15 Uhr zum Thema „Kunst und Architektur bei den Grindelhochhäusern der Saga“. vfe

„70 Jahre Kunst am Bau in Deutschland“ bis 14.4., Museum für Kunst und Gewerbe (U/S Hauptbahnhof), Steintorplatz, Di–So 10.00–18.00, Do 10.00–21.00, Eintritt 14,-/8,- (erm.); www.mkg-hamburg.de

Partytauglicher Berliner Punk am Klavier im Keller auf dem Kiez

Da klingt zusammen, was auf den ersten Blick nicht zusammengehört: Der Berliner Uli Sailor stand 25 Jahre lang mit unterschiedlichen Punkbands auf der Bühne, bevor er mit seiner ganz eigenen Kreation das Partyvolk in der Hauptstadt, unter anderem im Technoclub Sisyphos, für sich gewinnen konnte. Der Musiker verbindet die rebellische Energie des Punkrocks mit melancholischen Klavierklängen und nennt diesen einzigartigen Mix „Punkrock Piano“. Während Sailor anfangs vor allem die Skatepunk-Hits aus seiner Jugend coverte, beweist er sein Können nun mit eigenen Songs, die er dieses Jahr auf elf Konzerten bei seiner „Für immer jung Tour 2024“ in ganz Deutschland präsentiert. Am 15. März kommt Uli Sailor in Begleitung seines Cellisten Micha auf den Kiez in die Nochtwache. hppe

„Uli Sailor – Für immer jung Tour 2024“ Fr 15.3., 20.30, Nochtwache (S Reeperbahn), Bernhard-Nocht-Straße 69a, Karten zu 19,90 im Vorverkauf; www.nochtspeicher.de

Pink Floyds berühmte Kuh: Das von Hipgnosis gestaltete Albumcover von „Atom Heart Mother“.
Pink Floyds berühmte Kuh: Das von Hipgnosis gestaltete Albumcover von „Atom Heart Mother“. © Splendid Film | Splendid Film

Wie zwei Künstler die berühmtesten Plattencover der Popgeschichte entwarfen

Schwarzer Hintergrund, darauf die Umrisse eines Prismas, durch das sich ein Lichtstrahl bricht – das Pink-Floyd-Cover des Albums „Dark Side Of The Moon“ ist bis heute legendär. Designt wurde es von zwei jungen Künstlern aus Cambridge. Unter dem Namen Hipgnosis entwarfen Storm Thorgerson und Aubrey Powell ab Ende der 1960er-Jahre bis 1985 Plattencover für Genesis, Led Zeppelin, Black Sabbath, AC/DC, Scorpions und viele weitere Rocklegenden. In seinem Dokumentarfilm „Squaring The Circle: The Story of Hipgnosis” beleuchtet Kult-Regisseur Anton Corbijn die Erfolgsgeschichte von Hipgnosis und lässt dabei auch Zeitgenossen wie Paul McCartney (Hipgnosis entwarf den Innenteil des Wings-Albums „Venus And Mars“) zu Wort kommen. Zu einer Preview lädt das Abaton-Kino am 11. März ein. Als Einstimmung auf den Film wird der Sammler und Buchautor Bernd Jonkmanns über die Geschichte des Plattencovers sprechen und dabei auch einige vorzeigbare Schallplatten mit im Gepäck haben. hppe

„Squaring The Circle: The Story of Hipgnosis“ Mo 11.3., 20.00, Abaton, Allende-Platz 3 (Bus 4, 5), Karten zu 11,- im Vorverkauf; www.abaton.de

Frauen in Führungspositionen, kunstvoll in einer Ausstellung in Szene gesetzt

Am 9. März, passend zum Weltfrauentag einen Tag zuvor, eröffnet in der Qvartr Gallery ein besonderes Foto- und Filmprojekt namens „Women in Leadership“: 30 inspirierende Frauen in Führungspositionen, porträtiert und interviewt von der Hamburger Fotografin Christine Lipski, filmisch begleitet von der Videografin Laura Müller und einem künstlerischen Team, geben Einblicke in die Welt der weiblichen Führungskräfte. Unter den Porträtierten sind etwa Katja Kraus, geschäftsführende Gesellschafterin Jung von Matt Sports, oder Claudia Dietze, Gründerin und CEO bei freiheit.com technologies GmbH. Mit ihrem Projekt möchte Christine Lipski zu neuen, mutigen Denkstrukturen anregen und Mädchen und Frauen inspirieren und bekräftigen, ihre Ideen und Karriereziele zu realisieren. „Solange es einen Mangel an Gleichberechtigung in der Gesellschaft gibt, ist es mir wichtig, Frauen hervorzuheben“, so die Künstlerin. vfe

„Women in Leadership“ Sa 9.3. bis Fr 15.3., Qvartr Gallery (Bus 3), Bornkampsweg 31, täglich 10.00–16.00, Eintritt frei; www.gvartr.com

Die Angels of Libra, wo man sie oft trifft: im Komet in der Erichstraße.
Die Angels of Libra, wo man sie oft trifft: im Komet in der Erichstraße. © Christopher Lau | Christopher Lau

Angels of Libra, die Hamburger Hausmarke für authentischen Vintage-Soul im Knust

Abgerockte Instrumente, bemitleidenswert verlebte Verstärker, 8-Spur-Bandmaschinen und geiler Sound: Die Angels Of Libra sind Hamburgs auch international viel beachtete Hausmarke für authentischen Vintage-Soul im Stil der 1960er- und 1970er-Jahre. Produzent und Gitarrist Dennis Rux, Mastermind der 2021 durch eine Explosion übel in Mitleidenschaft gezogenen Yeah Yeah Yeah Studios, hat sich mit seiner Crew gegen alle Hindernisse einem Traum verschrieben, der die Hörenden absolut glückselig macht. Mittlerweile haben die Angels of Libra so viele Songs aufgenommen, dass die Musikkneipe Komet (spirituelles Hauptquartier der Band) den ganzen Abend die Engel auflegen könnte. Aber noch besser ist live: Am 10. März spielen sie im Knust, mit dabei ist auch Sänger Nathan Johnson, mit dem mehrere Alben, zuletzt 2023 „Revelations“, entstanden. Und nach dem Gig wird im Knust weiter mit dem Komet-Kollektiv getanzt. tl

Angels of Libra So 10.3., 21.00, Knust (U Feldstraße), Neuer Kamp 30, Karten zu 22,- im Vorverkauf; www.angelsoflibra.com

Spürt den „Vince of Change“: Wissenschafts-Kabarettist Vince Ebert.
Spürt den „Vince of Change“: Wissenschafts-Kabarettist Vince Ebert. © Frank Eidel | Frank Eidel

Vince of Change: Magische Momente einer gloriosen Satirenacht

Ist die Gesellschaft in den vergangenen Jahren rationaler, besonnener oder sogar klüger geworden? Diese Frage stellt der Kabarettist und Physiker Vince Ebert und hat eine klare Antwort: Nein, denn schließlich tragen nur 18 Prozent der Bevölkerung einen Fahrradhelm, 91 Prozent hingegen nutzen eine Handyhülle, um ihr Smartphone zu schützen. In seinem neuen Programm „Vince of Change“ nimmt Ebert aktuelle Entwicklungen rund um Wissenschaft, Politik und Gesellschaft in den Blick und macht in seiner satirischen Darbietung deutlich, dass Rationalität und irrationale Skurrilitäten im täglichen Leben oft nah beieinanderliegen. Er möchte keine simplen Antworten auf die großen Fragen finden, sondern mit einer Mischung aus Humor und Vernunft das Nachdenken anregen – am 14. März in Alma Hoppes Lustspielhaus. hppe

„Vince of Change“ Do 14.3., 20.00, Alma Hoppes Lustspielhaus, Ludolfstraße 53 (U Kellinghusenstraße), Karten ab 24,35 im Vorverkauf; www.vince-ebert.de