Hamburg. Die New Yorker Band begeisterte die Hamburger Indiepeople: Das Knust vibrierte, und über allem wachte das Kaninchen.
Hipster heute: Sie tragen noch verstärkter Moustache. Fiel sofort auf, als man den männlichen Anteil im Publikum begutachtete. Hoppla! Das Kaninchen auf dem Bühnenbanner wollte derweil nicht vor lauter Schnurrbarteuphorie loshoppeln. Es erinnerte einen am Dienstagabend beim Konzert der formidablen amerikanischen Indierockband Beach Fossils aber nachträglich daran, dass „Bunny“, Beach Fossils 2023 erschienenes Comebackalbum, das beste Coverartwork für sich beanspruchen durfte. Mit ebenjenem Kaninchen.
Mehr als zehn Jahre war es her, dass das seitdem umformierte Quartett letztmals in Hamburg auftrat. Die personelle Konstante ist Hauptsongschreiber und Sänger Dustin Payseur. Der klagte im Knust kurzzeitig über Stimmprobleme, was aber gar nicht so rüberkam: Payseur navigierte sein Dreampop-Organ mit somnambuler Lässigkeit durch die Harmonien der Beach-Fossil-Songs. „Sleeping On My Own“, „Don‘t Fade Away“: Wohltemperierte, nicht depressive Melancholie, die gute, alte. Man bekam sie zuletzt nirgends so serviert wie von Beach Fossils.
Beach Fossils im Knust Hamburg: hauptsächlich Menschen zwischen 30 und 40
Das Knust vibrierte bei Stücken wie „Down The Line“, „This Year“, „Tough Love“ und „Adversity“. Geil, funktioniert ja noch, die Sache mit dem Indierock im kleinen Club, der Funke wird nie erlöschen. Magie und so. Vier Amis mit vollem Haar spielten vor Menschen hauptsächlich zwischen 30 und 40, und dass sie sich dabei als Band aus New York City vorstellen durften, machte natürlich etwas her und wird für alle Zeiten etwas hermachen.
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Sehr amerikanisch waren die Musiker auch beim selbstironischen Zünden nicht funktionierender Gags. War schon in Ordnung. Am Ende waren eh alle zufrieden, die Hamburger Schnorres-Boys und Indie-Girls. „Social Jetlag“? Ach, wo denn. Eine nur gelegentlich müde, vor allem aber euphoriebereite Generation hat mit den Beach Fossils genau die Band, die ihr einen Abend unter der Woche immer versüßen wird.
Ein Jahrzehnt warten bis zum nächsten Mal will derweil keiner. Dustin Payseur versprach denn auch, nicht so lange auf sich warten zu lassen – gut so.