Hamburg. Stoppok, Schorl3 und Enno Bunger haben nachgelegt. Zwei der Künstler spielen schon im März live in Hamburg. Grandios anzuhören!

Weltuntergang. Neu anfangen. Sich verlieben. Jetzt erst recht menschlich sein. Auf seinem fünften Album„Der beste Verlierer“ (PIAS) verhandelt der Musiker Enno Bunger das kleine Glück und die großen Herausforderungen, kurzum das Leben inmitten von Krisen und Kriegen, Komplexität und Kapitalismus. „Wir sind einfache Leute mit Doppelmoral“, singt er etwa gemeinsam mit Sebastian Madsen zu dringlichem Sound an Gitarre und Keyboard. In „Grasgelb“ textet er Tacheles in Sachen Klimawandel und globaler Ausbeutung – und er fordert dazu auf, auf die Straße zu gehen. So wie er selbst es vielmals gemacht hat, zuletzt bei der Demo gegen Rechtsextremismus Ende Januar in Hamburg.

Süß! Das Albumcover von Enno Bungers „Der beste Verlierer“ zeigt Hunde-Content.
Süß! Das Albumcover von Enno Bungers „Der beste Verlierer“ zeigt Hunde-Content. © PIAS | PIAS

„Komm, lass uns Teil der Antwort sein“, erklärt er in dieser intensiven Piano-Ballade. Bungers Popsongs sind keine leichte Kost und zugleich grandios anzuhören. Ehrlichkeit mit Zwischentönen, nahbar und eingängig. Ob er nun offen über Depression singt oder mit Sängerin Lina Maly die Kinderfrage stellt. Wie groß das Bedürfnis nach solchen Popsongs ist, zeigt allein der Einstieg auf Platz 8 der Charts. Hinzu kommt das hinreißende Cover mit Pudeldame Emma, die einen herzerwärmend traurig anschaut.

Das Trio Schorl3 bringt sein zweites Album heraus: „Songs für dich“

Nicht minder emotional, zugleich eine deutliche Spur elektronischer sind die Songs des Hamburger Trios Schorl3. Gesprochen: Schorle. Das heißt: Es sprudelt, perlt und vermischt sich aufs Schönste. Nachdem die drei mit „Pia“ und „Gegenverkehr“ bereits zwei Szene-Hits gelandet haben, wenden sie sich auf ihrem zweiten Album „Songs für dich“ (Schorl3) intimeren Beziehungsbetrachtungen zu. Mal lässiger Rap, der dem eigenen Bett von der Einsamkeit zu erzählen scheint. Mal hallend driftender Gesang zu soft tanzbaren Beats.

Die Band Schorl3 hat „Songs für dich“ im Angebot.
Die Band Schorl3 hat „Songs für dich“ im Angebot. © Jonas Klimaschewski. | Jonas Klimaschewski.

Schorl3 liefern tolle Zeitgeisterzählungen über Liebe in den 2020ern. Im Stile von: „Wie ist das Passwort zu Deinem Netflix-Account / denn da läuft gerade Dating Around / vielleicht kann ich da was lernen“. Besonders stark: das eindringliche Duett „Leicht‟ von Frontmann LMO mit Sängerin Serpentin über eine sich verlierende Zweisamkeit. Ob beschwingte Akustikgitarre oder experimentelle Samples – stets gibt es feine Details zu entdecken. Das heißt: Es prickelt.

Stoppok legt sein 20. Studioalbum vor: „Teufelsküche“

Von den Newcomern zum erfahrenen Geschichtenerzähler: Der stets mit dem Ruhrgebiet assoziierte, allerdings in Hamburg lebende Musiker Stoppok legt mit „Teufelsküche“ (Glitterhouse) sein 20. Studioalbum vor. Da begibt er sich unter anderem zu hübsch abgehangenem Bluesrock auf Spurensuche nach dem Teufel höchstpersönlich. Dessen Bleibe fällt letztlich einer zehnfachen Mieterhöhung zum Opfer.

Albumcover von Stoppoks „Teufelsküche“, Glitterhouse Records.
Albumcover von Stoppoks „Teufelsküche“, Glitterhouse Records. © Glitterhouse Records | Glitterhouse Records

Mehr zum Thema

Mit reichlich Hintersinn erkundet Stoppok, wer denn wirklich diabolisch ist in unserer Gesellschaft. Und wie sich dieses Leben wahrhaftig und mit Würde spüren lässt. Gegen die Klugscheißer und Verschwörer. Und ein Seitenblick immer auf den Tod. Stoppok, das ist Erdung mit Augenzwinkern. Ein dufter Typ, der auch gut und gerne mit anderen musiziert. Kollegen wie Olli Schulz sind in seinen neuen klugen, coolen und herzenswarmen Liedern zu hören. „Wer Du wirklich bist“ ist ein rau-dynamisches Duett mit Sängerin Cäthe. Und das muntere „Wir pfeifen“ (Das letzte Loch) mit Hannes Ringelstetter und der Band Fortuna Ehrenfeld eignet sich durchaus als sozialkritische Karnevalsnummer mit Kneipenschunkel-Potenzial. Poetisch träumend sitzt er wiederum mit Alin Coen „Im Wartesaal zum großen Glück“. Dabei gilt immer: das Heute nicht vergessen.

Stoppok live: 16.3., 20.00, Fabrik; Enno Bunger live: 22.3., 19.00, Große Freiheit 36