Hamburg. Das Harbour Front Festival setzt nach 15 Jahren in diesem Jahr aus. Ein herber Verlust, der einmalig bleiben muss.

Literatur hat Event-Charakter. Sie wird dabei nirgends prachtvoller inszeniert als im Literaturhaus. Tolle Lesungen gibt es aber auch andernorts. Auf der Ham.lit zum Beispiel, auf der Literatur-Altonale. Und in den vielen Hamburger Buchhandlungen. Letztere werden nicht öffentlich finanziert. Da ist die Kulturbehörde also endlich mal raus.

Beim Harbour Front Literaturfestival, das am Donnerstag sein diesjähriges Nicht-Stattfinden bekannt gegeben hat, war sie von Anfang an als finanzielle Zuwenderin im Einsatz. Zu Recht: Das große Publikumsfestival ist die Kirsche auf der Sahne, um es mal so zu formulieren. Ein populäres Literaturangebot für Leute, die auch zum Beispiel wegen des Ambientes zur Literatur kommen und dann bleiben. Das kann man fraglos Literaturförderung nennen.

Kein Literaturfestival? Die Stadt steht jetzt völlig blank da

Wenn das Festival 2024 nun ausfällt, ist das ein herber Verlust. Niemand anderes kann ihn auffangen. Auch nicht das Literaturhaus, selbst wenn es, was bisweilen geschieht, aushäusig an größere Orte ausweicht. Dass es so weit kommen musste, dass eine Stadt mit einst zwei Festivals (Vattenfall-Lesetage!) in dieser Hinsicht literarisch nun völlig blank steht, war fast absehbar. Die Festivalleitung scheint zermürbt von den ständigen Planungsunsicherheiten. Man sollte ihr wohl kaum ankreiden, dass sie es anders als die Kollegen von der lit.Cologne nicht geschafft hat, dauerhaft private Sponsoren zu akquirieren. Es liegt dann halt auch immer an einem Standort selbst. Klaus-Michael Kühne, ohne den es das Festival nicht gegeben hätte, wollte vor zwei Jahren nicht mehr, als es zu seinem Leidwesen anlässlich des Festivals um die Nazi-Verwicklungen seiner Firma ging.

Verschrieben hatte er sich Harbour Front allerdings nie. Schon vorher nicht. Als alleiniger Top-Sponsor aufreten, der sein Engagement eher intensiviert als abspeckt, wollte die Kühne-Stiftung nie. Was schade ist, Geld ist bei erstklassiger Kultur immer allemal besser angelegt als bei zweitklassigen Fußballern. Der Kulturbehörde einen Vorwurf machen kann man übrigens nicht, das literarische Feld in Hamburg ist größer als die Hafenkante. Wobei, eine grundsätzliche Aufstockung des Literaturetats wäre begrüßenswert, er ist im Vergleich zu etwa den Theatern ja eher sehr klein.

Es bleibt die Hoffnung, dass die so lohnenswerte Angelegenheit Literaturfestival im kommenden Jahr ihr Comeback feiert. Zeit genug, neue Akteure zu finden, ist ja jetzt.