Hamburg. Robert Bracks „Schwarzer Oktober spielt im Barmbek des Jahres 1923. Theresa Prammers „Ausgelöscht“ ist ein klassischer Psychothriller.
Der in Ottensen lebende Autor Robert Brack hat bereits in seinen früheren Kriminalromanen einen genauen Blick auf die Historie Hamburgs geworfen. Etwa in „Blutsonntag“ über die gewalttätigen Auseinandersetzungen 1932 in Altona oder in „Und das Meer gab seine Toten wieder“, in dem Brack einen Skandal um die erste weibliche Kriminalpolizei Hamburgs thematisierte.
Krimis 2024: Packende Romane zum Jahresanfang
In seinem aktuellen Roman „Schwarzer Oktober“ (Nautilus, 16 Euro) nun geht es um den Barmbeker Aufstand von 1923. Es ist eine Zeit der großen Not: Inflation, Hunger, Streiks, es gibt keine Jobs, die Menschen leiden. Bracks Heldin heißt wie schon in drei anderen Romanen Klara Schindler, eine junge Frau, 19 Jahre ist sie alt, Kommunistin aus Leidenschaft, sie kämpft mit der Kraft ihrer Feder, wie sie sagt. So ist der Roman auch dramaturgisch aufgebaut wie ein Tagebuch, chronologisch sind die Ereignisse sortiert, von Klara aus der Ich-Perspektive erzählt.
Faszinierende Figuren erweckt Brack in seiner spannenden und informativen Geschichte zum Leben – neben Schindler ist es die geheimnisvolle Selma, eine Taschendiebin, die reiche Männer ausraubt und in die Klara sich verliebt, dann die der Historie entlehnte Frauenrechtlerin Ketty Guttmann und jener Mann, den sie den „Schnitter“ nennen, weil er mit dem Messer tötet. Auch Klaras Freunde sind in Gefahr, sie macht sich auf die Suche nach dem Mörder. „Schwarzer Oktober“ ist ein Kriminalroman, der Fakten und Fiktion raffiniert und auf das Unterhaltsamste zu verbinden weiß. Und sein Autor ist der literarische Geschichtsschreiber Hamburgs.
Krimis 2024: Wurden die beiden Frauen entführt? Sie erinnern sich an nichts.
In einem ganz anderen Genre bewegt sich die Wiener Autorin Theresa Prammer, sie schreibt Psychothriller. In ihrem aktuellen Roman „Ausgelöscht“ (Insel, 12 Euro) erzählt sie die Geschichte zweier Frauen, die drei Wochen lang verschwunden sind, offenbar entführt, und dann plötzlich am selben Tag wieder auftauchen. Von Ermittlern und einer Psychologin befragt, was denn in den Wochen passiert sei, zeigen sich die Frauen überrascht, es seien doch lediglich zwei Tage vergangen, erzählen sie. Wobei eine der Frauen in Wien wieder aufgetaucht ist, die andere in Berlin.
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Die in Wien lebende Erinnerungsforscherin Lea Goldberg nimmt sich der beiden Frauen an, denn die Erinnerungen, die die Entführten an ihre Zeit in der Gefangenschaft haben, sind nahezu identisch. Ein verzwicktes Rätsel, das Theresa Prammer in einem wuchtigen Showdown auflöst. Ein klassischer Psychothriller, äußerst spannend erzählt.