Hamburg. Arno Surminski erzählt im Band „Als die Stadt brannte“ aus der Vergangenheit – und ist dabei erschreckend gegenwärtig.

Gegen den Krieg anschreiben. Gegen das Trauma, das eigene und das der anderen. Für den Hamburger Schriftsteller Arno Surminski („Jokehnen oder Wie lange fährt man von Ostpreußen nach Deutschland?“), 1934 in Ostpreußen geboren, ist es ein Lebensthema. Eines, das seine Aktualität leider nicht verliert:

„Als die Stadt brannte“ heißt Surminskis jüngster Erzählband „gegen den Krieg“, den der Hamburger Ellert & Richter Verlag soeben veröffentlicht hat. Nicht einmal 150 Seiten, die sich aber umso gegenwärtiger, dringlicher und, das muss man durchaus feststellen, niederschmetternder lesen.

Jeder Krieg hat nur Verlierer, das ist eine der Botschaften des Schrifstellers Arno Surminski in seinem Antikriegserzählband „Als die Stadt brannte“.
Jeder Krieg hat nur Verlierer, das ist eine der Botschaften des Schrifstellers Arno Surminski in seinem Antikriegserzählband „Als die Stadt brannte“. © AFP | AHIKAM SERI

Hamburger Autor: Dieses Antikriegsbuch wird nichts ändern – Lesen lohnt sich aber

Denn es ist ja alles darin enthalten: Die schuldigen und unschuldigen Toten, die verängstigten Flüchtlinge, der Hunger, die plötzlich elternlosen Kinder, die toten Babys, der alte Mann, der nicht vergessen kann, die Frauen, die unverhohlen nach Verwertbarkeit gemustert werden. Manche Grausamkeit wirkt insbesondere durch ihre Beiläufigkeit. „Der eine zog Anna das Tuch vom Kopf. Als er das graue Haar erblickte, ließ er von ihr ab. Gut, dass wir so alt sind, sagte Ernst Grieg.“

„Als die Stadt brannte: Erzählungen gegen den Krieg“, erschienen im Ellert & Richter Verlag, 144 Seiten, 20 Euro.
„Als die Stadt brannte: Erzählungen gegen den Krieg“, erschienen im Ellert & Richter Verlag, 144 Seiten, 20 Euro. © Ellert & Richter Verlag | Ellert & Richter Verlag

Da ist die deutsche Reisegruppe, die Soldatengräber in Russland besucht und mit den russischen Gastgebern Wodka trinkt. Da sind die Verschleppten und die Vertriebenen. Da sind die Söhne, deutsche und polnische, die in fremden Wäldern unter den Maronen und Steinpilzen liegen.

Hamburger Autor Arno Surminski erzählt Geschichten aus seiner Vergangenheit

Es sind Geschichten aus der Vergangenheit, die Arno Surminski (der selbst im Krieg seine deportierten Eltern verlor und seine Heimat verlassen musste) hier in scharfer Präzision, jeweils knapp, mit Empathie, kluger Beobachtungsgabe und ohne Pathos erzählt. Aber, und das macht einen Teil ihrer Wucht aus, es sind eben auch Geschichten von Ewigkeitswert. Etwas, das man in großen Teilen Mitteleuropas, selbst noch während der Balkankriege, viele Jahrzehnte lang erstaunlich beharrlich verdrängt hatte.

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„Als die Stadt brannte“ ist ein starkes, schmales, ungemein berührendes Buch. Das daran erinnert, warum es im Krieg nur Verlierer gibt. Das nichts ändern wird und trotzdem gelesen werden sollte.

Arno Surminski liestam Donnerstag, 30.11., 19 Uhr im Atrium HanseMerkur (Siegfried-Wedells-Platz 1), die Lesung ist kostenfrei, um Anmeldung wird gebeten: T. 040-39 84 77 15. Das Buch ist erhältlich auf abendblatt.de/shop oder in der Abendblatt-Geschäftsstelle, Großer Burstah 18-32.