Hamburg. Amateur-Big-Bands? Auch das gibt‘s in der Musikstadt Hamburg. Eine besondere, die BigBandBerthaBlau, wird 20 Jahre alt. Ein Besuch.
Für viele Menschen ist Musik eine ungemein wichtige Begleitung im Leben. Und wie das Leben selbst kann eine solche Musik nicht bloß schön und geschmeidig sein. Bestenfalls hat sie Ecken und Kanten, scheppert mal gewaltig, sucht dann wieder die leisen Töne, mischt verschiedene Stimmen, pfeift auf die Perfektion und reißt einen aufs Wunderbarste mit – mit ihrem Groove, Witz und Charme.
Seit nun mehr 20 Jahren produziert die BigBandBerthaBlau einen solchen Sound. Der vor Energie strotzt. Der den Eigensinn und zugleich das Miteinander feiert. Am 11. November feiert das Hamburger Ensemble mit einem großen Konzert im Goldbekhaus seinen Geburtstag. Mit einem unnachahmlichen Ritt durch Jazz, Folk, Pop und Rock.
Big Band Hamburg: Die blauen „Berthen“ haben einen besonderen Klang
„Die BigBandBerthaBlau ist mir eine große Herzensangelegenheit‟, erzählt Annette Kayser mit viel Wärme in der Stimme. Ihr Markenzeichen: Kurze graue Haare und ein offenes Lachen. Die versierte Schlagzeugerin, die in diversen Hamburger Formationen spielt, hat die Big Band vor zwei Jahrzehnten mitbegründet. Und seit 15 Jahren leitet sie „ihre Berthen“ gemeinsam mit Kollegin Frauke Wessel an. Die Saxofonistin Wessel hat Stile von Latin bis Klezmer im Repertoire und ist damit ebenfalls in verschiedenen Bands zu erleben. Gemeinsam holen die beiden Profis aus insgesamt 17 Amateurmusikerinnen diesen ganz besonderen Bertha-Klang heraus. Schön, schräg und schmissig.
Wie enorm unterhaltsam die BigBandBerthaBlau ist, das war bereits bei zahlreichen Konzerten zu hören – vom einstigen Polittbüro bis hin zur Altonale, vom Kieler Rathausmarkt bis zu den Frauenkulturtagen in Bad Oldesloe. „Alles in allem sind wir aber nicht so die Akquise-Stuten“, sagt Kayser lachend. Bedeutend ist vielmehr die vertraut-beschwingte Atmosphäre. Und die ist bei einer der Proben im Frauenmusikzentrum in Ottensen überdeutlich zu spüren.
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Es dauert eine Weile, bis sich alle „Berthen“ im Übungsraum verteilt haben. Links die Saxofone, gefolgt von Percussion, Schlagzeug, E-Bass und Klarinetten. Sich begrüßen, schnacken und lachen. Und dann geht es los mit dem ersten Song: „Bad“ von Michael Jackson. Die Bläserinnen geben ordentlich Schub. Mitunter klingen sie wie hupende Autos, die miteinander kommunizieren. Bis die vibrierenden Percussion-Einlagen das Treiben zusammen mit Bass und Drums rhythmisch weitertragen. Frauke Wessel dirigiert das Geschehen mit lässig schwingenden Armen. Der Knoten, in dem ihre langen grauen Haare stecken, wippt im Takt.
BigBandBerthaBlau: Dudelsack, Melodica, Triangel oder Blockflöten bereichern den Sound
Es rappelt aufs Schönste im Karton. Und ständig gibt es Neues zu entdecken. Bei manchen der Arrangements bereichern Dudelsack, Melodica, Triangel oder Blockflöten den Sound. Gerade dass nicht alles hundertprozentig sauber ineinanderfließt, macht die tönenden „Berthen“ zu einem äußerst freudvollen und spannenden Ereignis. Oder, wie Kayser es formuliert: „Das fetzt.“
Prägend über all die Jahre ist aber vor allem der Zusammenhalt – sei es bei den wöchentlichen Proben oder beim jährlichen Übungswochenende im Wendland. „Es ist wirklich toll, wie wir Freud und Leid teilen, uns gegenseitig helfen und Spaß miteinander haben“, sagt Leiterin Frauke, die in der Bigband BertChen Wessel heißt. Denn alle Mitglieder haben sich entsprechende Bertha-Künstlerinnennamen gegeben. Aus Annette etwa wird AlphaBertha Kayser. Ein vergnügliches Spiel. So wie auch der Name BerthaBlau im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Blauen heraus als spontane Idee in die Runde kam, nachdem mehr als zwei Dutzend Vorschläge keinen richtigen Anklang gefunden hatten. Nun sieht man die Farbe auch im Outfit der Damen.
Big Band: Natürlich haben sie „Swingin‘ Safari“ von Berta Kaempfert im Programm
Altersmäßig bewegen sich die musizierenden „Berthen“ zwischen Anfang 50 und Ende 60. In dieser bunten Big Band trifft die Fotografin auf die Steuerberaterin und die Architektin auf die Psychologin. Und alle eint die Liebe zur Musik, zu ganz unterschiedlichen Songs. Da wird ein Big-Band-Klassiker wie „Tuxedo Junction“ ebenso nach Bertha-Art interpretiert wie der Soundtrack zur „Raumpatrouille Orion“ und der Ideal-Hit „Blaue Augen“. „Wir haben auch das Stück ‚Swingin‘ Safari‘ von unserer berühmten Namensvetterin Bertha Kaempfert im Repertoire“, sagt Kayser und grinst.
Bestens zum amüsant-widerspenstigen Charakter der Big Band passt auch die Titelmelodie der alten „Miss Marple“-Filme mit Margaret Rutherford. Bei dieser munteren Musik kommen sogar Wasser- und Ginflaschen zum Einsatz. „Selbst ausgetrunken“, wie betont wird. Schnell entsteht bei dieser Nummer eine kollektive Dynamik. Akustische Ausreißer inklusive. Mit Tröt und Tsching. Bertha-Stil eben.
BigBandBerthaBlauSa 11.11., 19.30, Goldbekhaus, Tickets ab 10,- unterwww.goldbekhaus.de