Hamburg. Das Kunstspiel zum Mitmachen – jeden Montag im Abendblatt. Heute: „Die Geißelung Christi“ von Meister Francke.

Über die Künstler des Mittelalters in Hamburg, aber auch über Kunstwerke und Kirchen, ist bisher wenig bekannt. Was nicht bedeutet, dass Hamburg eine kulturlose Kaufmannsmetropole war; vielmehr war sie ein Zentrum mit bedeutenden Künstlerwerkstätten, die allein im 15. und 16. Jahrhundert 200 Altäre schufen. Einer dieser Hamburger Meister war Meister Francke (geboren 1380 in Niederrhein, gestorben 1435 in Hamburg). Der Maler war ein Dominikanermönch, der im Johannis-Kloster lebte und in Frankreich seine künstlerische Ausbildung bekommen hatte. Sein Stil war an dem holländischer und burgundischer Meister angelehnt. Er soll sich von 1414 an bis zu seinem Tod in Hamburg aufgehalten haben.

„Die Geißelung Christi“, um 1428, vom Hamburger Meister, genannt Meister Francke.  
91,7 mal 81,2 Zentimeter, Tempera und Öl auf Eichenholz.
„Die Geißelung Christi“, um 1428, vom Hamburger Meister, genannt Meister Francke. 91,7 mal 81,2 Zentimeter, Tempera und Öl auf Eichenholz. © bpk | Hamburger Kunsthalle | Elke Walford | Hamburger Kunsthalle

Nur drei Werke können dem Meister zugeordnet werden. Das Hauptwerk, der Thomas-Altar, ist in der Sammlung Alte Meister in der Hamburger Kunsthalle zu sehen. Die neun erhaltenen Tafeln des Altars umfassen Szenen aus der Passion, dem Leben Mariens sowie dem Martyrium des heiligen Thomas Becket, Erzbischof von Canterbury. Dieser war der Schutzpatron der hamburgischen Kaufmannschaft der Englandfahrer, die den Altar in Auftrag gab. Er wurde vermutlich 1436 in ihrer Kapelle in der Dominikanerkirche St. Johannis aufgestellt.

Wie der Altar eines Möchs in die Hamburger Kunsthalle kam

Die Rekonstruktion der Tafeln lässt annehmen, dass das Retabel ursprünglich zweifach wandelbar war, wobei die äußersten Tafeln nicht mehr erhalten sind. Bei der ersten Öffnung waren die Marienszenen und die des heiligen Thomas zu sehen, die über denselben roten Hintergrund mit goldenen Sternen verfügen. Die zweite Öffnung gab den Blick auf die mit Goldgrund versehenen Passionsdarstellungen frei. „Die klagenden Frauen am Kreuz“ sind ein Fragment der Mitteltafel, die einst eine Kreuzigung zeigte.

podcast-image

Auch das hier abgebildete Motiv „Die Geißelung Christi“ ist ein Teil davon, es wird auf das Entstehungsjahr 1428 datiert und misst 91,7 mal 81,2 Zentimeter. Gemalt wurde es mit Tempera und Öl auf Eichenholz. Das Museum beherbergt es, neben weiteren Bildern des Meisters, seit 1898. Die Geißelung Christi findet unterhalb eines Rundbogens statt, dessen Zinnen auf eine wehrhafte Architektur hinweisen. Am linken Bildrand sitzt Pilatus unter einem gotischen Baldachin. Rechts hinter einer Schranke schlagen drei Männer auf Christus ein, während seine Füße gerade an eine Säule gebunden werden.

Mehr zum Thema

Sein Heiligenschein wird vom Kapitell der Säule verdeckt, die ihrerseits in einem schwarzen Kuppelraum zu enden scheint. Der Vordergrund weist Ansätze von Kacheln auf, die wiederum eine perspektivische Raumgestaltung nahelegen, allerdings völlig in Aufsicht gegeben sind. Das Wappenschild über dem Thron von Pontius Pilatus gehört nicht einer mutmaßlichen Stifterfamilie „von Ketelhodt“, sondern ist als Jerusalemer Stadtwappen zu verstehen (Judenhut).