Hamburg. Benét Monteiro wurde im Kent Club der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Sänger hofft, dass eine Sache nicht zum Thema gemacht wird.

Alle warten nur auf ihn: Hercules, Sohn der Gottheit Zeus, ausgestattet mit gewaltiger Kraft, grenzenlosem Mut und messerscharfem Verstand. Die Menschen, die sich am Mittwochabend im Kent Club an der Neuen Flora eingefunden haben, sind weniger Fans von griechischer Mythologie, vielmehr vereint sie die Begeisterung für Musicals: An diesem Abend wird enthüllt, wer die Titelrolle im Musicals „Hercules“ spielt und singt.

„Hercules“-Musical in Hamburg: Benét Monteiro singt und spielt die Hauptrolle

Noch nie zuvor wurde „Disney Hercules“ als Musical aufgeführt: Die Weltpremiere wird im Frühjahr 2024 in der Neuen Flora in Hamburg anlaufen – und damit das Musical „Mamma Mia!“ ersetzen. „Wir konnten tatsächlich bislang den Namen des Hauptdarstellers geheim halten“, staunt Stephan Jaekel, der Sprecher von Stage Entertainment. Nach einer kurzen Begrüßung geht es los. Unter großem Applaus betritt der zukünftige „Hercules“-Star die Bühne: Benét Monteiro.

Der 38-Jährige – der vom Aussehen her auch Mitte 20 sein könnte – ist alles andere als neu im Geschäft. In Brasilien in einer musikalischen Familie aufgewachsen, hat er in Brasilia die ETMB Musical Theater School besucht und dann die ersten Musical-Darsteller-Jobs in São Paulo und Rio de Janeiro ergattert. 2010 kam Monteiro nach Hamburg, und hier stand er unter anderem bereits als Simba in „König der Löwen“ auf der Bühne, als Kristoff in „Die Eiskönigin“ und auch als Alexander Hamilton im Stage Operettenhaus.

„Hercules hat so ein großes Herz. Und ich weiß, das klingt ein bisschen komisch – aber das höre ich auch oft von Freunden über mich. Das werde ich in diese Rolle mitbringen“, erzählt Monteiro, und man nimmt es ihm ab: Der Sänger kommt mit seinem breiten Lächeln und dem schüchtern-bescheidenen Auftreten ausgesprochen sympathisch und nahbar daher. Ob er schon realisiert habe, dass er ab nächstem Frühjahr der neue, große Musical-Star sein werde?

„Hercules“-Musical – ein halbgöttlicher Mann als Held: Ist das zeitgemäß?

Hercules: Der muskulöse Sohn von Zeus, der Frauen im Nu erobern kann, ein wahrer Held eben. Wie passt dieses Narrativ in eine Zeit, in der patriarchale Strukturen zu Recht hinterfragt und aufgebrochen werden? „Für die Musical-Version hat Hercules nur eine Mutter, die ihn adoptiert hat, nicht mehr Mutter und Vater. Das zeigt die Power von Frauen“, erklärt Monteiro. Außerdem werden die Musen, fünf starke Frauen, als echte Stars dargestellt, so der Brasilianer weiter. „Es geht nicht nur um Hercules. Es geht um die Gesellschaft, um Community – und das ist ja sehr aktuell.“

Monteiro ist kein Weißer, blonder Mann mit blauen Augen – er ist ein PoC (Person of Color). Mancher erinnert sich vielleicht noch an die rassistische Diskussion um die Schwarze Schauspielerin Halle Bailey in der Disney-Neuverfilmung von „Arielle, die Meerjungfrau“, die aufgrund ihrer Hautfarbe einen regelrechten Shitstorm erleben musste. Hat Monteiro Bedenken, dass ihm in seiner Rolle als Hercules ebenfalls so etwas widerfahren könnte? „Ich hoffe, dass Menschen das als normal ansehen – und dass es kein großes Thema ist“, so der Brasilianer.

Musical „Hercules“: Die künstlerischen Fähigkeiten sollen im Vordergrund stehen

Die künstlerischen Fähigkeiten sollten immer im Vordergrund stehen und nichts anderes, so sieht es Monteiro. Und dass er diese Fähigkeiten hat, beweist er auch an diesem Abend: Als kleinen Vorgeschmack singt er den Song „Endlich angekommen“, unter Klavierbegleitung und vor einem blau-kristallenen Disney-Hintergrund. Seine markante und dennoch weiche Stimme mit einem durchdringenden Klang macht direkt Lust auf mehr.

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Dass er als Hauptdarsteller die Weltpremiere in Hamburg feiern kann, freut Monteiro ganz besonders. „Viele Schauspieler, die jetzt am Londoner West End sind, würden gerne hier spielen, weil die Konditionen besser sind. Ich fühle, dass ich in Hamburg am richtigen Platz bin.“

Wer sich selbst ein Bild davon machen möchte, ob Monteiro in der Hansestadt tatsächlich am richtigen Platz ist, muss sich noch ein paar Monate gedulden. Tickets gibt‘s jedoch schon jetzt.

„Hercules“ ab März 2024 im Theater Neue Flora, Karten unter stage-entertainment.de