Hamburg. Wie ein Amsterdamer Museum junge Pokémon-Sammler für die Kunst dieses alten Meisters begeistern wollte und überrannt wurde.
Die gute Nachricht zuerst: Extrem-Sammler sind selten unheilbar bekloppt, sie sind halt nur: spezielle, interessante Menschen, die man trotzdem mögen muss. Nicht mit einer Inselbegabung, dafür aber einem Inselinteresse. Je abgelegener, desto dankbarer sind sie, sobald man ihnen eine Freude macht.
Das Amsterdamer Van Gogh Museum, beispielsweise, hat ein großes, goldenes Herz für die Sehnsüchte jener Zeitgenossen, die sich erst dann komplett fühlen, wenn sie ihr Sammelgebiet vollständig in den Regalen ihres zur Schatzkammer umfunktionierten Kellers wissen, alphabetisch sortiert und atombombensicher gelagert.
Pokémon: Die wilde Jagd auf einen Pikachu van Gogh
Dieses Amsterdamer Museum (hauptberuflich Heimat vieler Schmuckposter-Motive mit Sonnenblumen und Feldern) kam zur Feier seines 50. Geburtstags auf die an sich liebenswerte Idee, in seinem Geschenkeladen eine Sonder-Sonder-Sonder-Edition einer Pokémon-Sammelkarte anzubieten: Pikachu – fragen Sie lieber nicht … – à la van Goghs „Selbstporträt mit grauem Filzhut“ ist das Motiv. Das sollte, wie so vieles, was Marketingabteilungen ausbrüten, neues und jüngeres Publikum anziehen. Und man durfte die Karte nur kaufen, nachdem man nachweislich eine große Schnitzeljagd-Runde durch die Schau gedreht hatte.
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Durfte? Stimmt schon, die Vergangenheitsform. Denn es begab sich, womit natürlich zu rechnen war. Die sammelwütigen Kunstbanausen rannten entweder blind für van Goghs Kunst durchs Museum, um danach endlich die Sammelkarte zu kaufen. Oder sie bedrängten direkt vor dem Andenkenstand andere Besucher, ihnen ABER SOFORT ihre Pikachu-Sonderkarte zu verkaufen. Aus, vorbei. Die Karten gibt es nur noch auf Ebay, die Preise sind inzwischen vierstellig. Noch.