Hamburg. Sängerin kommt ins Gruenspan, Rapper Disarstar erstmals in die Sporthalle, Gilla Cremer zum Thema Abschied und das Ehepaar Ehnert mit Sex.

Trotz Herbstferien in Hamburg ist das Kulturprogramm der neuen Woche prall, bunt und vielfältig. Insbesondere Hamburger Künstlerinnen und Künstler zeigen, was sie draufhaben. Ob nun Sängerin Miu im Gruenspan, Rapper Disarstar erstmals in der Sporthalle, Schauspielerin Gilla Cremer mit ihrem Stück zum Thema Abschied erstmals im Ernst Deutsch Theater sowie das Schauspielerpaar Ehnert mit komischem Sex im Zeise-Kino.. Und Alt-Liedermacher Konstantin Wecker lässt in der Elbphilharmonie in neuen Liedern sein Leben Revue passieren – auch wenn er von weither aus München kommt.

Soul Noir mit Miu und großer Band auf dem Kiez im Gruenspan

„Doomscrolling“ nennt man das geradezu zwanghafte Dauerlesen von schlechten Nachrichten, wozu es derzeit leider genug Anlässe gibt. Auch die Hamburger Soulsängerin Miu griff das Thema im Februar in ihrer Single „Gotham“ auf: ein Ausblick auf ihr kommendes Mini-Album „Crime Alley“, das am 3. November erscheint und Soul und Film Noir, Groove und Melancholie vereint. Nicht von ungefähr lief ihr Lied „Transience” im Januar im MDR-„Tatort: Totes Herz“. Und die wirklich gute Nachricht ist, dass Miu mit großer Band am 19. Oktober im Gruenspan spielt, sowohl die neuen Lieder als auch Songs ihres fantastischen Doppelalbums „Modern Retro Soul“ aus dem Jahr 2019. tl

Miu Do 19.10., 20.00, Gruenspan (S Reeperbahn), Große Freiheit 58, Karten zu 32,45 im Vorverkauf; www.miu-music.org

Schauspielerin Gilla Cremer findet auf der Bühne fast aus jeder Lage thematisch einen Ausweg, auch in „Die Dinge meiner Eltern“.
Schauspielerin Gilla Cremer findet auf der Bühne fast aus jeder Lage thematisch einen Ausweg, auch in „Die Dinge meiner Eltern“. © c:Arno Declair | Arno Declair

Gilla Cremers Stück zum Abschied erstmals im Ernst Deutsch Theater

Seit mehr als 35 Jahren ist die Hamburger Schauspielerin Gilla Cremer mit ihrem Theater Unikate und ihren selbst entwickelten Stücken bundesweit auf Tournee, solo oder nur mit Klavierbegleiter. „Die Dinge meiner Eltern“ nennt Cremer „mein bestes Pferd im Stall“, was die Resonanz aus anderen Städten betrifft. Da gleicht es einem Geschenk für all jene, welche „Die Dinge meiner Eltern“ noch nicht kennen oder es neun Jahre nach der Uraufführung in den Kammerspielen endlich mal wiedersehen wollen, dass sie das bewegende und bitterhumorige Stück zum Thema Abschied bis zum 10. November fast jeden Abend auf der großen Bühne des Ernst Deutsch Theaters spielt. 20 Kartons bilden die Kulisse. Regie: Dominik Günther, musikalische Bearbeitung. Gerd Bellmann. str

„Die Dinge meiner Eltern“ bis 10.11., fast täglich 19.30 (So 15.10. auch 15.00), Ernst Deutsch Theater (U Mundsburg), Friedrich-Schütter-Platz 1, Karten zu 24,- (erm. 9,-) bis 44,- unter T. 22 70 14 20; www.ernst-deutsch-theater.de

Kürzlich waren sie „Partner des Filmfests 2023“, am Montag sind die Schauspieler Jennifer und Michael Ehnert selbst auf der Leinwand des Zeise-Kinos zu sehen.
Kürzlich waren sie „Partner des Filmfests 2023“, am Montag sind die Schauspieler Jennifer und Michael Ehnert selbst auf der Leinwand des Zeise-Kinos zu sehen. © Funke Foto Services | Michael Rauhe

Ehepaar Ehnert lädt zur dreifachen Kino-Premiere mit Gästen ins Zeise

Beim Douglas-Sirk-Preis waren Michael Ehnert und seine Ehefrau Jennifer „nur“ zu Gast, einen eigenen Film hatten die beiden Hamburger Schauspieler als „Partner des 31. Filmfests Hamburg“ nicht am Start. Dass sie mehr sind als Repräsentanten ihrer selbst und unterhaltsame Small Talker, haben der mehrfach ausgezeichnete Kabarettist und seine Partnerin bereits in zahlreichen Solo- und Duoprogrammen wie „Zweikampfhasen“ oder „Küss langsam“ auf der Bühne gezeigt. Für Montag, 16. Oktober, hat Zeise-Chef Matthias Elwardt ihre im Vorjahr mit Steffen Wink, dessen Frau Genoveva Mayer und Ex-Bond-Bösewicht Götz Otto unter dem Label XXXY-Filme selbst geschriebene, produzierte und inszenierte Kurz-Komödien-Trilogie zur Kino-Premiere engagiert – im Großen Saal. In den Kammerspielen „Ungefährliche Liebschaften“, „Partner Morgana“ und „Vier gewinnt“ dreht es sich um die Themen Partnerschaft, Partnertausch und Sexualität. Für Gesprächsstoff ist also gesorgt, und die Beteiligten sind anwesend. str

„Ungefährliche Liebschaften“, „Partner Morgana“, „Vier gewinnt“ Mo 16.10., 19.00, Zeise-Kino 1 (Bus 2, 150), Friedensallee 7–9, Karten zu 11,-/erm. 5,50 unter www.zeise.de

Der Hamburger Rapper Disarstar alias Gerrit Falius.
Der Hamburger Rapper Disarstar alias Gerrit Falius. © Tim Erdmann | Tim Erdmann

Sozialistischer Straßenrapper verspricht „Rolex für alle“ in der Sporthalle

Wie nicht wenige Rapper verbrachte auch der Hamburger Disarstar seine Jugend in kleinkriminellen Milieus, aus denen er mit Rap versuchte zu entfliehen. Allerdings gehört er auch zu den wenigen, die sich, ihr Handeln und die politischen und gesellschaftlichen Umstände hinterfragen und zu eigenen Schlüssen kommen. So ist er heute als radikaler Sozialist in der Straßen-Hip-Hop-Szene ein polarisierendes Unikat, wie er es laut Interview im „Musikexpress“ auch selber weiß: „Ich bin Teil des Systems, das ich kritisiere.“ Mit seinem zweiten Top-Ten-Album in Folge „Rolex für alle“ (2022) gibt Disarstar am 20. Oktober sein bislang größtes Heimspiel in der Sporthalle. tl

Disarstar Fr 20.10., 20.00, Sporthalle (U Lattenkamp), Krochmannstraße 55, Karten zu 41,55 im Vorverkauf; www.disarstar.de

Der Liedermacher Konstantin Wecker aus München
Der Liedermacher Konstantin Wecker aus München © Thomas Karsten | THOMAS KARSTEN

Konstantin Wecker singt die „Lieder seines Lebens“ in der Elbphilharmonie

Seit fünf Jahrzehnten prägt Konstantin Wecker die deutsche Liedermacher-Szene. Am 19. Oktober gastiert der Münchner Musiker an der Seite seines Pianisten Jo Barnikel mit seinem neuen Programm „Lieder meines Lebens“ in der Elbphilharmonie. Zu hören werden Klassiker sein wie „Wenn der Sommer nicht mehr weit ist“ und „Willy“, aber auch „Die Irren“ aus seiner ersten LP „Die sadopoetischen Gesänge des Konstantin Amadeus Wecker“. „In meinen Liedern habe ich meine Zerbrechlichkeit, meine Verwundbarkeit immer zugelassen“, sagt Wecker über Wecker. Am 19. Dezember kehrt der Künstler übrigens wieder nach Hamburg zurück. Dann tritt er mit seinem Programm „Utopia 2.0 – Wir werden weiter träumen“ in der Laeiszhalle auf. pw

Konstantin Wecker Do 19.10., 20.00, Elbphilharmonie (U Baumwall, Bus 111), Platz der Deutschen Einheit 4, Karten ab 37,95 im Vorverkauf; www.wecker.de

Jan Philip Scheibe während seiner Performance „Shouldred Streetlight“ 2019 in Ottensen. Der Aktivismuskünstler ist bei der Ausstellung „Natur&Technik“ in der Galerie Watson dabei.
Jan Philip Scheibe während seiner Performance „Shouldred Streetlight“ 2019 in Ottensen. Der Aktivismuskünstler ist bei der Ausstellung „Natur&Technik“ in der Galerie Watson dabei. © Swaantje Güntzel / Galerie Watson | Swaantje Güntzel / Galerie Watson

Eine internationale Gruppenausstellung bringt an der Milchstraße alles zum Leuchten

Künstler lassen sich ja so allerlei einfallen, um auf sich, ihre Kunst oder auch gesellschaftliche Strömungen und Missstände hinzuweisen. Jan Philip Scheibe packt sich eine handelsübliche Straßenlaterne auf die Schulter und streift damit durch Ottensen und Rotherbaum. Damit will er den Blick schärfen für den Einfluss des Menschen auf die ihn umgebende Landschaft. Scheibe ist einer der Kreativen, die bei der ersten internationalen Gruppenausstellung in der Galerie Watson mitmachen, Thema: „Natur&Technik“. Die Galerie in der Milchstraße ist spezialisiert auf Lichtkunst. Außerdem werden gezeigt: Skulptur, Grafik, Mischtechnik, Projektion, Installation, Performance, 3-D und Virtual Reality von Dori Deng, Monika Grzymala, Tom Jacobi, Regine Schumann, Keith Sonnier, Jacqueline Hen, Marlies von Soden, Protey Temen und DRIFT. Das niederländische Designduo zeigte 2022 die beeindruckende Lichtkunstschau „Moments of Connection“ im Museum für Kunst und Gewerbe. vfe

„Natur&Technik“ bis 27.1.2024, Do–Sa 14.00–19.00 und nach Vereinbarung, Galerie Watson (Bus 15, 19), Milchstraße 2, Eintritt frei; www.galeriewatson.de

Liederabend mit Bariton Roderick Williams in der Kunsthalle

Manche Dinge, die im Britischen Königreich bekannt und beliebt sind, muss man nicht unbedingt kennen – geschweige denn mögen: Zum Beispiel den Brauch, Milch in Tee zu schütten. Oder die deftigen Teigwaren, gefüllt mit Fleischpasteten, genannt „Cornsih Pasty“. Doch dann wiederum gibt es Persönlichkeiten, die zwar in England einen Namen haben, jedoch in Deutschland noch unbekannt sind: Und das sollte sich beim Bariton Roderick Williams (58) ändern. Der Opernsänger aus London wird am Donnerstag, 19. Oktober, mit dem holländischen Pianisten Daan Boertien ein Konzert in der Hamburger Kunsthalle geben. „Songs of a Wayfarer“ heißt die Sonderveranstaltung, auf dessen Programm Lieder von Franz Schubert, Gustav Mahler und Ralph Vaughan Williams stehen. gef

„Songs of a Wayfarer“ Do 19.10., 19.00, Kunsthalle (U/S Hauptbahnhof), Glockengießerwall 5, Karten zu 25,-/erm. 15,- im Vorverkauf; www.hamburger-kunsthalle.de