Hamburg. Die 2800 Quadratmeter großen Glashäuser sind denkmalgeschützt und sollen seit Jahren saniert werden. Geld ist da, aber …
Die ersten Sonnenstrahlen kündigen den Frühling an und die Stadt die Schließung ihrer Schaugewächshäuser. In Planten un Blomen schlagen die Kakteen und Farne jetzt unter Ausschluss der Öffentlichkeit aus. Ein schlichter Zettel an der Tür verkündet, dass die 1963 zur Internationalen Gartenbauausstellung (IGA) gebauten Tropengewächshäuser aus sicherheitstechnischen Gründen für unbestimmte Zeit geschlossen bleiben müssen. Die geplante Sanierung der 2800 Quadratmeter großen denkmalgeschützten Glashäuser lässt auf sich warten.
2016 hatte der Bund 13 Millionen Euro für die Sanierung der freitragenden Konstruktion des Architekten Bernhard Hermkes bereitgestellt, die Stadt Hamburg stockte den Betrag im gleichen Jahr um weitere 13,15 Millionen Euro auf. Gebaut oder saniert wurde aber bisher nichts, obwohl die Stadt kraft Gesetz zu Pflege und Erhalt ihrer denkmalgeschützten Häuser und Anlagen verpflichtet ist.
Ab März wird ein Planer für die Sanierung gesucht
Die Wissenschaftsbehörde erklärte auf Nachfrage, dass die Stadt "im Frühjahr 2017 mit der Sprinkenhof GmbH Gespräche zur Realisierung des Sanierungsprojektes im Mieter-Vermieter-Modell aufgenommen" habe, sich aber mit der Sprinkenhof nicht einigen konne. Im Sommer 2018 habe die Stadt sich dann entschieden, die Gewächshäuser nicht zu verkaufen, sondern selbst zu sanieren. Jetzt habe die Hochbaudienstelle (ABH) der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen das Projektmanagement übernommen. Allerdings will sie erst Anfang März mit der Ausschreibung der Planungsleistungen beginnen. Das bedeutet, dass bis auf Weiteres weder gebaut noch geplant, sondern ein Planer gesucht und anschließend ein Vertrag mit ihm ausgehandelt wird. Die nächsten Schritte wären dann die eigentliche Planung, das Einholen der Baugenehmigung, die Ausschreibung der Bauleistungen und dann die Auswahl der Gewerke.
Weiter teilte die Behörde mit, dass die Schaugewächshäuser aufgrund der "Deformierung einer Gebäudestütze geschlossen" werden mussten. Nach derzeitigem Erkenntnisstand sei Wasser in eine Stütze eingedrungen. Dabei kam es aufgrund der kalten Temperaturen zu Frostschäden, die zu der Verformung geführt haben. Die Stütze werde jetzt mithilfe einer Bohrung entwässert. Zugleich prüfe ein Statiker, ob ihre Tragfähigkeit so stark vermindert ist, dass Maßnahmen zur Ertüchtigung der Stütze eingeleitet werden müssen. Bis das Ergebnis dieser Prüfung vorliegt, bleiben die Gewächshäuser auf jeden Fall geschlossen.
Gewächshäuser mit besonderer Konstruktion
Zu sanieren sind die Tragkonstruktion, die Stahl-Glas-Konstruktion (Wände und Dach) sowie die technische Gebäudeausstattung. Der genaue Umfang wird erst im Zuge der Planung festgelegt werden. Dementsprechend wird sich auch erst nach Vorliegen der Planung herausstellen, ob die veranschlagten 26,15 Millionen Euro für die Sanierung reichen.
Die technische Besonderheit der Tropengewächshäuser, die bis zu 13 Metern hoch sind, besteht darin, dass die Glaskonstruktion an außen liegenden Hohlkastenprofilen aufgehängt ist und die Innenräume daher völlig frei von tragenden Elementen sind. In den Schaugewächshäusern werden tropische und subtropische Pflanzen aus allen Teilen der Welt kultiviert. Sie repräsentieren damit eine wichtige botanische Lebendsammlung, die für Zwecke der akademischen Lehre, für die Schulausbildung und für die Vermittlung der allgemeinen Umweltbildung genutzt wird. Die Kälteempfindlichkeit der Pflanzen macht die Sanierung schwierig: Gebaut werden kann nur zwischen Mai und September, weil die Pflanzen die Öffnung der wärmenden Schutzhülle um sie herum sonst nicht überleben würden. Zuerst hatte die "Bild"-Zeitung über die Schließung der Gewächshäuser berichtet. Außer den Glashäusern stehen auch die benachbarten Mittelmeer-Terrassen unter Denkmalschutz.