Hamburg. Sanierung des historischen Bauwerks auf Neuwerk wird teuer und dauert länger. Warum der Finanzsenator emotional für die Insel wirbt.

Er ist das älteste Profangebäude Hamburgs (nur die Sinstorfer Kirche ist in Teilen noch älter), und entsprechend schon etwas in die Jahre gekommen. Daher soll der Leuchtturm auf Neuwerk nun umfangreich saniert und dabei auch behutsam modernisiert werden. Wie das bei einem gut 700 Jahre alten Gemäuer so ist, stoßen die Planer dabei immer mal auf Überraschungen. Daher und aufgrund der steigenden Baukosten wird das Projekt etwas länger dauern und auch teurer werden.

Er hoffe auf einen Start der Bauarbeiten 2025 und eine Fertigstellung um den Jahreswechsel 2026/2027 herum, sagte Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) im Gespräch mit dem Abendblatt. Der zu seiner Behörde gehörende Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) betreut das Projekt. Im Frühjahr 2022, als die Pläne für den Turm mit Gastronomie, Hotel, Hochzeitszimmer und Aussichtsplattform vorgestellt wurden, hatte man auf Seiten der Stadt noch gehofft, die Arbeiten bis 2025 abschließen zu können.

Hamburg-Neuwerk: Essen, Heiraten und mehr – die Pläne für den Leuchtturm

Dass das etwas optimistisch war, zeigte sich bei einem Vor-Ort-Besuch des Senators am Mittwoch. Dabei konnten ihm Architekten und Denkmalschützer an vielen Stellen verdeutlichen, wo und wie der Turm im Laufe der Jahrhunderte umgebaut und verändert wurde – nicht immer im Einklang mit dem Denkmalschutz, unter dem das 1310 fertiggestellte Bauwerk seit 1924 steht. Mal wurden Jahrhunderte alte Balken einfach unter Putz begraben, mal historische Wände mit neumodischen Fliesen beklebt, und so manche Zimmer atmen den Charme der 70er-Jahre. Das Ziel ist es nun, die reichlich vorhandene historische Bausubstanz wieder möglichst gut herauszuarbeiten.

Nachdem man im vergangenen Jahr noch von Kosten in Höhe von rund zehn Millionen Euro ausgegangen war, liege die Kostenschätzung nun bei 21,8 Millionen Euro, so Dressel – „Inselzuschlag“ und mögliche Preissteigerungen bis zum Baubeginn 2025 inbegriffen. Abzüglich einer zugesagten Denkmalschutzförderung des Bundes in Höhe von 3,55 Millionen Euro, müsse Hamburg rund 18,25 Millionen Euro aufbringen.

Dressel: Viele Hamburger kennen das Kleinod in der Nordsee gar nicht

Aus Sicht des Finanzsenators ist das gut angelegtes Geld: „Vielen Hamburgern ist gar nicht bewusst, dass unsere Stadt mit der Insel Neuwerk ein echtes Kleinod in der Nordsee besitzt“, sagte Dressel. „Der historische Leuchtturm ist dabei im wahrsten Wortsinn das touristische Highlight – als Bauwerk, aber auch wegen des umwerfenden Blicks über die Insel und das Wattenmeer. Daher ist seine Sanierung von großer Bedeutung für den Tourismus auf der Insel.“

Dabei soll der mächtige Sockel des quadratischen Turms und Teile des Außenbereichs künftig wieder gastronomisch genutzt werden. In die Stockwerke darüber, die auch zuletzt von einer kleinen Frühstückspension genutzt worden waren, soll ein Hotel mit zehn Zimmern und einer Suite einziehen. Darüber, im repräsentativen Bürgermeisterzimmer, soll es künftig die Möglichkeit zum Heiraten geben.

Insellage und steigende Baukosten – darum wird die Sanierung teurer

Und ganz oben, in knapp 40 Metern Höhe, bietet die Aussichtsplattform natürlich weiterhin einen spektakulären Rundumblick, wie es ihn so an der Nordseeküste kein zweites Mal gibt. Doch auch hier ändert sich etwas: Während die Plattform bislang durch ein enges, außenliegendes Treppenhaus erschlossen wird, sollen Besucherinnen und Besucher künftig über das Turminnere nach oben geführt werden. Der im Auftrag der Senatskanzlei tätige LIG versucht, so viel alte Bausubstanz wie möglich wieder sichtbar zu machen.

Finanzsenator Andreas Dressel (2.v.r.), Mitte-Bezirksamtsleiter Ralf Neubauer (3.v.l.) und Inselwart Christian Griebel (M.) sprachen zusammen mit Architekten und Denkmalexperten über die Sanierung des historischen Leuchtturms auf Neuwerk.
Finanzsenator Andreas Dressel (2.v.r.), Mitte-Bezirksamtsleiter Ralf Neubauer (3.v.l.) und Inselwart Christian Griebel (M.) sprachen zusammen mit Architekten und Denkmalexperten über die Sanierung des historischen Leuchtturms auf Neuwerk. © Finanzbehörde | Finanzbehörde

„Wir hoffen natürlich, dass Hamburgs ältestes Gebäude nach der Runderneuerung mit dem kleinen Hotel, dem Hochzeitszimmer und der Gastronomie im Turmsockel wieder viele Gäste anlockt“, sagte Dressel und warb für Verständnis für die Ausgaben. „Dass die allgemeinen Baukostensteigerungen sich auch hier niederschlagen, verwundert nicht – für Neuwerk kommt ein Inselzuschlag hinzu. Aber ein Abbruch der Planungen kann beim ältesten nicht religiösen Gebäude der deutschen Küste von 1310 keine Option sein. Insofern sehen wir uns in der Pflicht, diesen wundervollen Turm für die Nachwelt denkmalgerecht zu erhalten.“

Finanzsenator Dressel würde gern selbst Trauungen im Turm durchführen

Ein Clou sei dabei, dass das Gebäude künftig als Außenstelle des Standesamtes Hamburg-Mitte fungiere, sagte Dressel. Neuwerk gehört offiziell zum Bezirk Mitte, weswegen auch Bezirksamtsleiter Ralf Neubauer (SPD) mit auf die Insel reiste. „Da Senatoren, Staatsräte und Bezirksamtsleiter zukünftig nach einer Schulung auch selbst Trauungen durchführen können, kann ich mir auch gut vorstellen, da selbst einmal tätig zu werden“, sagte der Finanzsenator und schwärmte: „Einen schöneren Arbeitsplatz mit Ausblick gibt es in Hamburg kaum!“

Allerdings verhehlte er nicht die Probleme des rund 100 Kilometer vom Rathaus entfernt liegenden Eilands: „Mit aktuell nur noch 18 Bewohnern ist Neuwerk an einem kritischen Punkt angekommen“, so Dressel. Die Insel benötige dringend mehr Wohnraum, um dem Personal der Übernachtungs- und Gastrobetriebe ein Wohnangebot machen zu können. Geplant sei daher, unter anderem auf einer Lagerfläche der Hamburg Port Authority (HPA) den Bau von bis zu zehn Wohnungen zu ermöglichen.

Hamburg-Neuwerk: Wohnen und Heiraten im Leuchtturm – aber ein Zufluchtsort bleibt er auch

Angst vor Hochwasser müssen angehende Insulaner übrigens nicht haben. Denn selbst wenn das platte Eiland einmal überspült werden sollte, gibt es ja noch den Leuchtturm. Der steht nicht nur erhöht auf einer Warft, sondern war ursprünglich als Wehrturm erbaut worden, sodass er den Inselbewohnern wie eine Trutzburg verlässlich Schutz vor Sturmfluten (oder auch mal vor Piraten) bot. Und diese Funktion soll er auch künftig behalten.