Hamburg. Ralf Martin Meyers Nachfolger kommt aus Köln. Falk Schnabel steht vor Herausforderungen – nicht nur bei der Wohnungssuche.
Mit den Schwierigkeiten, die eine Wohnungssuche in bester Lage mit sich bringt, kennt sich Falk Schnabel aus. Zahllose Fragebögen ausfüllen, sich bei Besichtigungsterminen in unendlich lange Schlagen stellen und dann auch noch diese kritischen Nachfragen, wenn es um den eigenen Job geht. „Der Vermieter wollte auf die Schnelle wissen, wie alt ich bin und was ich beruflich mache“, erinnert sich Schnabel. „Ich habe dann geantwortet: ,Ich bin 53 Jahre und Polizeipräsident.’ Da sagte er sofort: ,Das kommt für mich überhaupt nicht infrage!’, und legte grußlos den Hörer auf.“
Nicht einmal ein Jahr ist es her, dass der mittlerweile 54-Jährige genau das in einem Interview mit der „Kölnischen Rundschau“ gesagt hat. Die gute Nachricht für Schnabel: Eine schöne Wohnung, innenstadtnah, im Bereich der Zülpicher Straße, hat er dann doch gefunden. Die schlechte Nachricht: Der Noch-Kölner muss seine Wohnung schon bald wieder aufgeben und eine neue finden. Diesmal in Hamburg, wo es schöne Wohnungen auch nicht im Überfluss gibt. Denn: Falk Schnabel wird Hamburgs neuer Polizeipräsident.
Polizei Hamburg: Nachfolger für Ralf Martin Meyer steht fest
Am Mittwochnachmittag bestätigte die Innenbehörde, was das Abendblatt bereits am Vormittag vermeldet hatte: „Mit Falk Schnabel gewinnen wir einen bereits amtserfahrenen Polizeipräsidenten, der die Aufgaben und Herausforderungen in einer Großstadt kennt und mit der Führung einer großen Polizeiorganisation bestens vertraut ist“, ließ sich Innensenator Andy Grote in einer Pressemitteilung zitieren, als die Katze schon aus dem Sack war.
Demnach löst Schnabel im Oktober den bisherigen Polizeipräsidenten ab. „Ralf Martin Meyer (63) hat die Polizei Hamburg über vier Jahrzehnte, davon fast zehn Jahre an der Spitze, so geprägt wie kaum ein anderer Polizeipräsident in der Geschichte unserer Stadt“, sagte Grote und verteilte noch vor dem endgültigen Abschied verbal Blumen: „Ralf Martin Meyer genießt mit seiner umfassenden Kompetenz nicht nur Respekt und hohes Ansehen in der Truppe, sondern auch in Stadtgesellschaft, Politik und Sicherheitskreisen bundesweit.“
Meyer galt bei der Polizei als beliebt, wurde aber medial stark kritisiert
Tatsächlich galt Meyer innerhalb der Polizei als einer der beliebtesten Polizeipräsidenten seit Langem. Gleichzeitig erntete er aber außerhalb der Polizei auch immer wieder große Kritik. In seine Amtszeit fiel beispielsweise der missglückte Polizeieinsatz 2017 bei den Krawallen während des G20-Gipfels in der Hansestadt. Auch nach dem Amoklauf von Alsterdorf gab es Vorwürfe, weil Meyer auf einer ersten Pressekonferenz angegeben hatte, dass Mitarbeiter der Waffenbehörde das Buch des späteren Täters, eine Art Manifest, bei einer Google-Suche vor der Tat nicht gefunden hätten. Später entschuldigte er sich für diesen Kommunikationsfehler.
Trotz aller medialen Kritik darf sich Meyer des Danks der politischen Protagonisten sicher sein. „Ralf Martin Meyer hat sich in seinem Wirken um die Freie und Hansestadt und die Hamburger Polizei verdient gemacht“, sagte beispielsweise Sören Schumacher, innenpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion Hamburg. Ähnlich formulierte es Sina Imhof von den Grünen. Und auch ihr CDU-Pendant Dennis Gladiator bedankte sich herzlich: „Unter häufig schwierigen politischen Rahmenbedingungen hat Ralf Martin Meyer als Präsident der Hamburger Polizei jahrelange erfolgreiche Arbeit geleistet und damit maßgeblich für die Sicherheit der Hamburgerinnen und Hamburger gesorgt.“
Schwerpunkt von Falk Schnabel war zuletzt die Bekämpfung der Kinderpornografie
Meyer geht, Schnabel kommt. Bleibt die Frage: Wer ist eigentlich dieser Falk Schnabel? Laut Innensenator Grote ein amtserfahrener Polizeipräsident, dessen Schwerpunkte „zuletzt unter anderem Präsenzkonzepte für polizeiliche Brennpunkte, die vernetzte Arbeit im Bereich Drogen und Sucht und die Bekämpfung der Kinderpornografie“ waren.
Schaut man sich Schnabels Lebenslauf etwas genauer an, fällt vor allem auf, dass er auch mit Wohnungssuchen seine Erfahrungen gemacht hat. Der gebürtige Tübinger ist ein studierter Jurist, der rasch Karriere machte und in den vergangenen Jahren oft den Job, die Stadt und damit auch die Wohnung gewechselt hat. Banklehre in Herford, Bundeswehr, Jurastudium in Bielefeld. 2001 ging Schnabel zur Staatsanwaltschaft, 2006 wechselte er ins Justizministerium von Nordrhein-Westfalen.
Schnabel wechselte zuletzt sehr häufig seine Posten
Es folgten zahlreiche weitere Posten, ehe der zweifache Familienvater im Dezember 2020 Polizeipräsident von Münster wurde. Nur anderthalb Jahre später folgte der Wechsel und die Wohnungssuche in Köln, nun muss Schnabel eine Bleibe an der Elbe finden – und einige Herausforderungen bei der Hamburger Polizei angehen.
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„Es ist etwas anderes, wenn man in einem Flächenland einer von vielen Polizeipräsidenten ist, der nur für einen kleinen Ausschnitt zuständig ist, oder ob man in einem Stadtstaat Chef von über 10.000 Mitarbeitern und für die Sicherheit in einem ganzen Bundesland mit verantwortlich ist“, sagt Thomas Jungfer, der Landesvorsitzende der DPolG. Zudem übernehme Schnabel die Hamburger Polizei in einer nicht ganz leichten Zeit. „Dabei geht es nicht nur um steigende Kriminalität, wie beispielsweise an dem Brennpunkt rund um den Hauptbahnhof“, so Jungfer. „Ein ganz dickes Brett, das es zu bohren gilt, ist auch die Gewinnung von Nachwuchs für die Hamburger Polizei.“
Chef der Deutschen Kriminalbeamten: Schnabel hat sich einen Namen gemacht
Jan Reinecke, Landeschef des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK) in Hamburg, ist da optimistisch: „Schon als Leitender Oberstaatsanwalt hat sich Falk Schnabel einen Namen bei der Bekämpfung der Organisierten Kriminalität (OK) gemacht. Das macht Hoffnung, dass er weiß, wo er die Hamburger Kriminalpolizei hinbringen muss. Wir haben ja jüngst bei den Vorgängen rund um das Containerterminal Altenwerder gesehen, welche Probleme wir in diesem Bereich haben.“
Probleme ganz anderer Art dürften schon bald auf Hamburgs neuen Polizeipräsidenten zukommen. In Kölns Innenstadt, verriet er der „Kölnischen Rundschau“, habe er eigentlich immer einen Parkplatz gefunden, einmal sogar unmittelbar vor seinem Haus. „Da war ich wirklich überrascht“, sagte Schnabel, der sich vermutlich erst noch daran gewöhnen muss, dass Parkplätze in Hamburgs Innenstadt ungefähr so rar wie bezahlbarer Wohnraum sind.