Hamburg. Stadt richtet eindringlichen Appell an private Vermieter. Sportbund kritisiert geplante Notunterbringung in Sporthallen.
In Hamburg werden händeringend weitere Unterkünfte für Geflüchtete gesucht. Angesichts der angespannten Lage appelliert Alexander Blümel vom „norddeutsch-ukrainischen Hilfsstab“ an private Vermieter, die der Stadt Wohnraum für Flüchtlinge anbieten, die Situation nicht auszunutzen. „Wir bitten die Eigentümer, ihre Wohnungen maximal zu den üblichen Marktpreisen anzubieten und sich nicht an der Notlage zu bereichern“, so Blümel. Wer eine höhere Miete fordere, tue das auf Kosten einer sicheren und guten Unterbringung der hilfesuchenden Menschen.
Wie berichtet, stellten Eigentümer teils hohe Forderungen für ihren Wohnraum an die Stadt. Aus der Sozialbehörde hieß es am Donnerstag, dass man sich stets an marktüblichen Preisen orientiere – „das ist aber je nach Beschaffenheit der Objekte extrem unterschiedlich. Gleichwohl ist die Stadt darauf bedacht, in jedem Fall wirtschaftlich mit den verfügbaren Mitteln umzugehen. Dabei können Anmietungen nur zu angemessenen Konditionen erfolgen.“
Ukrainekrieg: Hamburg sucht Unterkünfte für Geflüchtete
Derzeit werde beispielsweise über die Anmietung des 40.000 Quadratmeter großen Postbank-Gebäudes am Überseering verhandelt. „Wir hoffen, dass wir das Objekt zu angemessenen Konditionen nutzen können“, sagte eine Behördensprecherin. Die Vereinbarungen über Kosten und Nutzungsdauer wolle man zeitnah abschließen, um dann „zügig mit einem gegebenenfalls nötigen Umbau beginnen zu können“.
Grundsätzlich suche man nach Flächen, die derzeit zwar nicht genutzt werden, „die aber gut in Schuss sind und relativ schnell hergerichtet werden können“, so die Sprecherin. Damit der Umbau sinnvoll sei und sich lohne, müssten die Standorte über eine vernünftige Bausubstanz verfügen – reine Abrissobjekte kämen natürlich nicht infrage. Zudem müssten die Gebäude groß genug sein, um deutlich mehr als 100 Menschen unterzubringen.
Ukraine-Hilfsstab klagt über begrenzte Kapazitäten
Auch der „norddeutsch-ukrainische Hilfsstab“ beobachte mit Sorge, „dass die Unterkünfte mittlerweile überlastet sind und die Menschen zum Teil seit Monaten in der Erstunterbringung stecken“, so Alexander Blümel. In enger Zusammenarbeit mit der Stadt versuche der Hilfsstab, die Schutzsuchenden so schnell wie möglich privat unterzubringen, doch hier seien die Kapazitäten begrenzt.
Darum würden dringend weitere öffentliche Standorte benötigt. „Wir würden uns wünschen, dass die Prozesse, weitere Unterkünfte bereitzustellen, beschleunigt werden“, sagt Blümel. Zudem rufe man die Hamburger erneut dazu auf, Neuankömmlinge für eine Zeit privat aufzunehmen – auch wenn man sich wünschen würde, dass das Monate nach dem ersten Ansturm nicht mehr nötig sein müsste.
Ukrainekrieg: Kritik an Notunterbringung in Sporthallen
Die Option, Geflüchtete auch in Zelten unterzubringen, wie es die Behörde für denkbar hält, lehnt Blümel ab: „Das ist aus unserer Sicht keine akzeptable Art der Unterbringung.“ Der Hamburger Sportbund (HSB) kritisiert, dass die Stadt erneut Schulsporthallen zur Unterbringung von Flüchtlingen nutzen will. So habe die Sozialbehörde am Mittwoch erklärt, dass fünf sogenannte Dreifeldhallen kurzfristig als Notunterkünfte genutzt werden sollen, teilte der HSB am Donnerstag mit.
Der Verband nannte es „kein gutes Signal an den Hamburger Sport“, da diese Hallen in den Sommerferien von Sportvereinen genutzt würden. Zudem seien Sporthallen „Integrationsräume und sollten nicht dauerhaft für anderweitige Nutzungen vorgehalten werden“, hieß es. Den Angaben zufolge handelt es sich um Hallen auf St. Pauli, in Winterhude, Bergedorf, Altona und Wilhelmsburg. Die Stadt hatte bereits kurz nach Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine Sporthallen für die Flüchtlingsunterbringung herrichten lassen, letztlich aber nicht genutzt.
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„Für die absolute Notsituation der Stadt im Februar und März dieses Jahres hatten wir Verständnis“, sagte HSB-Vorstandschef Daniel Knoblich. „Warum nach mehreren Monaten jetzt eine kurzfristige Nutzung der Sporthallen erneut notwendig wird, erschließt sich dagegen nicht.“ Er mahnte eine bessere Koordination der unterschiedlichen Behörden „besonders mit den bezirklichen Sportreferaten“ an.