Hamburg. Im Club!Heim im Schanzenpark war die Stimmung verhalten. Das Ergebnis fiel schlechter aus als erwartet. Bei der Wahlparty galt 3G.

Die Stimmung bei den Linken war angespannt. Daran konnte auch die fröhliche Musik nichts ändern, die ab 17.30 Uhr durch das Club!Heim im Schanzenpark schallte. Umfragen verschiedener Meinungsforschungsinstitute hatten der Partei in den letzten Wochen ein äußerst knappes Ergebnis prophezeit. Während die Partei bei der Bundestagswahl 2017 bundesweit auf 9,2 und in Hamburg auf 12,2 Prozent gekommen waren, lagen die Werte zuletzt nur noch bei etwa sechs Prozent.

Rund 90 Gäste hatten sich zu der Wahlparty angemeldet, für die 3G galt. Auf mehreren großen Monitoren wurden die Hochrechnungen übertragen. Und die waren alles andere als erfreulich: gerade mal fünf Prozent für die Linken. „Das ist das historisch schlechteste Ergebnis in unserer Geschichte und muss intern aufgearbeitet werden“, sagte Spitzenkandidatin Żaklin Nastić.

Bundestagswahl: Enttäuschung bei Deniz Celik

Es sei im Wahlkampf zu viel über ein mögliches Mit-Regieren gesprochen worden und zu wenig über die Kernthemen soziale Gerechtigkeit und Friedenspolitik. Sie stelle sich auf einen langen Abend ein – gehe jedoch davon aus, dass die Linke ihren Fraktionsstatus behalte, sagte die 41-jährigen, bevor sie um 18.30 Uhr ins Rathaus aufbrach.

Deniz Celik, der zweite Spitzenkandidat, hatte sich vor der ersten Prognose noch zuversichtlich gegeben und auf ein zweistelliges Ergebnis in Hamburg und sieben bis acht Prozent im Bundestag getippt. Auch ihm war die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben, als er sich später an die Gäste wandte. „Wir erleben gerade einen herben Absturz“, sagte er. „Aber ab morgen werden wir uns wieder zusammenraufen, aufstehen und weiter für eine Wende in der Politik kämpfen.“

Bundestagswahl: Nastić könnte im Bundestag bleiben

Auch Cansu Özdemir, die neben Sabine Boeddinghaus Vorsitzende der Linken-Bürgerschaftsfraktion ist, machte den Genossinnen und Genossen Mut. „Es wird wieder Tage geben, an denen wir jubeln werden. Lasst uns die Fahne weiter mit einem Lächeln hochhalten. Die Bundestagswahl ist noch nicht verloren. Und dass in Deutschland Debatten um Vermögenssteuer, Vermögensabgabe und soziale Gerechtigkeit geführt werden, ist mit ein Verdienst der Linken.“

Mit Nastić waren Hamburgs Linke erstmals mit einer Frau an der Spitze in den Bundestagswahlkampf gezogen. Die Bundestagsabgeordnete und Hamburger Parteivorsitzende war im März 2021 mit einer Zustimmung von 61,7 Prozent auf Platz Eins der Landesliste gewählt worden. Erreicht die Linke fünf Prozent, verbleibt Nastić im Bundestag. Das könnte sie allerdings auch, wenn die Partei im Laufe der Nacht noch unter die Hürde rutschen sollte. Bundesweit müsste sie dafür mindestens drei Direktmandate holen. Die Chancen dafür stehen gut.