Hamburg. Ziel müsse es sein, dass am Ende der vierten Klasse alle Kinder zumindest die Mindeststandards erfüllen. Das sind die Pläne.

Die CDU-Fraktion in der Bürgerschaft fordert, den Entwicklungsstand der Grundschulkinder früher, zielgerichteter und häufiger zu überprüfen – und bei Bedarf sofort einzugreifen. Ziel müsse es sein, dass am Ende der vierten Klasse alle Kinder zumindest die Mindeststandards erfüllen – derzeit ist das bei rund jedem fünften Kind nicht der Fall.

„Wir können auf Dauer nicht akzeptieren, dass rund 20 Prozent der Hamburger Schülerinnen und Schüler am Ende der Grundschulzeit die Mindestanforderungen im Lesen, Schreiben oder Rechnen nicht erreichen“, sagte Birgit Stöver, bildungspolitische Sprecherin der CDU, bei der Vorstellung des Grundschul-Konzepts ihrer Fraktion. „Um alle Kinder bestmöglich zu unterstützen, muss die Förderung in der Grundschule früher, individueller und passgenauer erfolgen.“

Konkret stellt sie sich vor, dass in Hamburg der unter anderem in Kanada, Australien und Südafrika bewährte „Response to Intervention“-Ansatz verfolgt wird: Dabei müssen die Grundschüler zu Beginn eines Schuljahres etwa 30 Minuten lang Aufgaben in Deutsch und Mathematik am Computer lösen – und das Programm liefert prompt eine Analyse zu Stärken und Defiziten des Kindes.

CDU will Grundschüler in Hamburg früher fördern

Diese bekommen allerdings zunächst nur die Lehrer zu Gesicht, die daraufhin das Kind zielgerichtet fördern und im Gespräch mit den Eltern Möglichkeiten dafür auslosten können. Da das Programm sprachgesteuert abläuft, müssen die Kinder dafür noch nicht lesen können, auch in der Kita kann es daher bereits zum Einsatz kommen.

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„Der Grundgedanke dieses Ansatzes ist, Kinder, welche die Mindest- und Regelstandards nicht erreichen, immer sofort so zu fördern, damit sie den Anschluss an die Klasse halten können“, sagte die von der CDU zu Rate gezogene Bildungswissenschaftlerin Prof. Anne Sliwka. „Es geht nicht darum, Kinder in ,förderbedürftig’ und ,nicht förderbedürftig’ zu sortieren. Es geht darum zu wissen, wer was ,noch nicht kann’.“

Förderung der Grundschüler: Konzept ist "hochwirksam"

Das Konzept sei „hochwirksam“, sagte Sliwka und verwies auf internationale Studien. Alle Länder, die in Bildungsvergleichen besser abschneiden als Deutschland, würden diesen Ansatz verfolgen, und die Bundesrepublik habe in dem Punkt großen Nachholbedarf. Denn der Anteil an Kindern, die am Ende der Grundschule nicht vernünftig lesen, schreiben und rechnen können, sei vergleichsweise hoch, und der Zusammenhang zwischen Lernkompetenz und sozialer Herkunft so groß wie in kaum einem anderen Industrieland.

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Daher sei es extrem wichtig, die großen Unterschiede in der Entwicklung, die schon bei der Einschulung auffallen, so schnell wie möglich zu korrigieren. „Kinder, die in der Grundschule die Mindeststandards nicht erreichen, haben es später sehr, sehr schwer, in der Sekundarstufe mitzuhalten“, sagte Sliwka. Das ziehe sich oft durch die gesamte Bildungsbiographie und schlage sich später auch in Problemen im Erwachsenenalter nieder.

Schulunterricht und  Nachmittagsbetreuung besser verzahnen

In ihrem Konzept schlägt die CDU zudem vor, den Schulunterricht und die Nachmittagsbetreuung an den Schulen (GBS) besser miteinander zu verzahnen und dafür beide in die Zuständigkeit der Schulbehörde zu legen (GBS ist derzeit in der Sozialbehörde angesiedelt), die frühkindliche Bildung als gemeinsame Aufgabe von Kita und Grundschule zu stärken, die Bedingungen für die Inklusion zu verbessern, dem Fachkräftemangel im Elementar- und Primarbereich  durch eine Ausbildungs- und Fortbildungsoffensive zu begegnen, Grundschulen mehr Flexibilität zu erlauben, die digitalen Kompetenzen der Lehrkräfte und der Schülerinnen und Schüler auszubauen sowie Eltern, Schüler und Schulen stärker in Form von Erziehungs- und Bildungspartnerschaften zusammenarbeiten zu lassen.

„Kinder sind neugierig und haben Freude am Lernen“, sagte Stöver. „Sie bringen viel Potenzial mit, das es in der Grundschule frühzeitig zu fördern gilt. Derzeit stößt die Grundschule bei einer immer heterogeneren Schülerschaft vermehrt an ihre Grenzen. Unsere Vorschläge sind darauf ausgerichtet, die Grundschule gerechter und leistungsfähiger zu machen.“