Hamburg. Hamburgs neuer Vergütungsbericht zeigt, wie sich das Verhältnis zwischen Management und Durchschnittsverdienst entwickelt.

Die Schere zwischen den Gehältern der Chefs öffentlicher Unternehmen in Hamburg und denen ihrer Mitarbeiter schließt sich weiter etwas. Hatten die Manager 2017 – das erste Jahr, in dem der Senat diese Betrachtung anstellte – noch im Schnitt das 3,93-Fache ihrer Mitarbeiter erhalten, ging der Wert 2018 auf 3,87 und für 2019 nun auf 3,80 zurück.

„Wir kommen zwar nur in kleinen Schritten voran, aber es geht in die richtige Richtung“, stellte Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) bei der Vorstellung des Beteiligungs- und Vergütungsberichts der Stadt erfreut fest. Am Ziel ändere sich nichts: „Wir müssen dafür sorgen, dass die Schere zwischen den Häuptlingen und den Indianern nicht weiter aufgeht, sondern dass sie sich weiter schließt“, so Dressel.

HHLA-Chefin weiter Spitzenverdienerin der öffentlichen Unternehmen

Am schwierigsten fällt das unverändert bei der HHLA: Deren Chefin Angela Titzrath war mit einer Gesamtvergütung von 936.000 Euro – gut 70.000 Euro mehr als 2018 – auch 2019 nicht nur die mit Abstand bestbezahlte Managerin in städtischen Diensten. Ihr Einkommen war zudem 10,38-mal so hoch wie das eines Durchschnittsmitarbeiters des Hafenkonzerns. Das war ungünstigste Verhältnis aller öffentlichen Unternehmen. Noch ungünstiger wäre es, wenn bei der HHLA der Durchschnittsverdienst der Mitarbeiter nicht bei gut 90.000 Euro im Jahr liegen würde – mehr als in manchem anderen städtischen Unternehmen die Chefetage verdient.

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Auch auf den Plätzen zwei, drei und fünf der Topverdiener folgen mit Roland Lappin (Jahresvergütung: 730.000 Euro), Jens Hansen (718.000) und Torben Seebold (496.000) weitere HHLA-Vorstände. Dabei gilt: Alle diese Summen setzen sich jeweils aus einer Festvergütung, einer variablen Tantieme sowie „geldwerten Vorteilen“ wie etwa Dienstwagen zusammen. Vom Unternehmen geleistete Beiträge zur Altersversorgung sind darin noch nicht enthalten.

Hochbahn-Chef Falk bekommt jetzt 65.000 Euro mehr

Mit dem HHLA-Management ansatzweise mithalten kann nur der UKE-Vorstandsvorsitzende Burkhard Göke auf Platz vier mit einem nahezu unveränderten Jahreseinkommen von 567.000 Euro – das 8,26-Fache eines durchschnittlichen Mitarbeitegehaltes. Seine Kollegin Marya Verdel, Kaufmännische Direktorin der Uni-Klinik, ist mit knapp 378.000 Euro hingegen neu in der Spitzengruppe. Vor sie geschoben hat sich nur Henrik Falk: Der Hochbahn-Chef konnte sein Jahreseinkommen um mehr als 65.000 Euro steigern und kam auf 413.000 Euro. Dadurch ging auch die Schere zu den Mitarbeitern weiter auf: von 1:7,86 auf 1:8,65.

Weitere Top-Verdiener in Hamburg

  • Jens Meier (Hamburg Port Authority, Jahreseinkommen: 348.000 Euro)
  • Ulrike Helfer (HSH Portfoliomanagement AöR, 336.000)
  • Michael Eggenschwiler (Flughafen, 331.000)
  • Jürgen Bruns-Berentelg (HafenCity GmbH, 322.000)
  • Thomas Krebs (Saga, 320.000)
  • Bernd Aufderheide (Messe, 313.000)
  • Nathalie Leroy (Hamburg Wasser, 309.000)
  • Udo Bottländer (Gasnetz, 300.000)
  • Thomas Volk (Stromnetz Hamburg, 300.000)

Erst dahinter rangieren die Chefs der großen Kultureinrichtungen: Christoph Lieben-Seutter (Hamburg Musik, 294.000), Georges Delnon (Staatsoper, 242.000), Karin Beier (Schauspielhaus, 226.000), Joachim Lux (Thalia Theater, 207.000).

Zum Vergleich: Der Erste Bürgermeister Peter Tschentscher kam 2019 auf ein Jahreseinkommen von knapp 200.000 Euro, und der Durchschnittsverdienst in der Hamburger Verwaltung lag bei gut 52.000 Euro.

Städtische Unternehmen investieren Rekordsumme von 1,93 Milliarden Euro

Der Beteiligungsbericht der Stadt umfasst 116 ganz oder mehrheitlich städtische Unternehmen. Sie haben 2019 insgesamt 1,93 Milliarden Euro investiert, noch einmal 1,9 Prozent mehr als im bisherigen Rekordjahr 2018 (1,89 Mrd.). Besonders stark stiegen die Investitionen am Flughafen (+22,1 Prozent) und im Hafen (plus 33,5). Die Beschäftigtenzahl hat sich um 3,9 Prozent auf insgesamt 71.239 erhöht (Vorjahr: 68.511).

„Unser Konzern Hamburg ist auf Kurs“, sagte Finanzsenator Dressel. „Mit einem Rekordwert bei den Investitionen leisten Hamburgs öffentliche Unternehmen einen wichtigen Beitrag für Infrastrukturentwicklung und Zukunftsgestaltung unserer Stadt.“ Auch in der Corona-Krise seien die Unternehmen aufgefordert, „einen maßgeblichen Konjunkturimpuls“ zu setzen.

Finanzsenator Dressel erwartet für das Pandemie-Jahr 2020 noch höheres Minus

Angesichts der Pandemie erwarte er für dieses Jahr aber einen Verlust von rund 400 Millionen Euro bei den öffentlichen Unternehmen – rund 300 Millionen mehr als bislang eingeplant. Besonders stark sei der Einbruch bei den Verkehrsunternehmen wie der Hochbahn.

Dass der Frauenanteil in den Geschäftsführungen der öffentlichen Unternehmen nur bei 18,3 Prozent liegt, stelle ihn dagegen „überhaupt nicht zufrieden“, so Dressel. „Wir wollen und müssen als Senat hierbei besser werden.“ In den Aufsichtsräten der Unternehmen liege der Anteil immerhin schon bei 44,6 Prozent.

CDU kritisiert fehlende "Strategie für die öffentlichen Unternehmen"

CDU-Finanzexperte Thilo Kleibauer kritisierte, dass dem Senat „eine klare und einheitliche Strategie für die öffentlichen Unternehmen“ fehle: Das sei angesichts der damit verbundenen Risiken „nicht akzeptabel“. Sorge bereite ihm, dass die Schulden der Firmen von 14 auf 16 Milliarden Euro angestiegen sind: „Diese Entwicklung ist nicht nachhaltig. Hier darf der Senat nicht die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Unternehmen gefährden.“ Dressel hatte die Verschuldung als „vertretbar“ verteidigt, da das Anlagevermögen der Unternehmen zeitgleich noch stärker gewachsen sei.

„Problematisch“ nannte Kleibauer auch, dass die HSH Portfoliomanagement AöR den Wert der Schiffe, die sie einst von der HSH Nordbank übernommen hatte, aufgrund der Krise um 400 bis 500 Millionen Euro nach unten korrigieren muss. Lorenz Palte, Vorsitzende des Bundes der Steuerzahler Hamburg, fordert den Senat auf, sich von allen Unternehmen zu trennen, „die weder strategische Relevanz haben noch der Daseinsvorsorge dienen. Für alles andere ist kein Geld mehr da.“