Hamburg. Ein Katamaran könnte die Innenstadt in 20 Minuten erreichen. Die S-Bahn-Strecke nach Harburg soll digitalisiert werden.

Der Harburger Investor Arne Weber (HC Hagemann) hatte die Idee: Jetzt will die Stadt das aufstrebende Technologiequartier Harburger Binnenhafen tatsächlich per Fähre mit der Innenstadt verbinden. „Der Harburger Hafen ist ein wichtiger Innovationsstandort. Er muss schnell weiterentwickelt werden. Wir brauchen eine Fährlinie, um eine vernünftige Anbindung des Binnenhafens an die Stadt hinzubekommen“, sagte Wirtschafts- und Verkehrssenator Michael Westhagemann (parteilos) im Abendblatt-Gespräch.

Er habe Gespräche mit der Hafenverwaltung HPA und der Hadag mit dem Ziel geführt, die neue Linie ins Netz der Hafenfähren zu integrieren. Westhagemann: „Wir überlegen aktuell, ob wir einen privaten Investor wie Arne Weber die Fähre bauen lassen, die wir dann übernehmen, oder ob wir selbst ein Schiff in Auftrag geben. Wir sind gerade dabei, drei neue Hafenfähren für die Hadag auszuschreiben. Die werden eine andere Antriebstechnologie haben und größtenteils elektrisch, also emissionsfrei, fahren.“ Sie seien bereits für den späteren Betrieb mit Wasserstoff konzipiert. Der Senator: „Wir könnten eine vierte Fähre ordern, die zur Harburg-Fähre wird.“

Hamburgs erste Fährlinie von Harburg in die City

Arne Weber hat andere Pläne. Er will kein Schiff für eine neue Fährlinie bauen lassen, sondern eine maritime Schnellverbindung zwischen dem Binnenhafen und der City schaffen – in erster Linie für Gäste seines geplanten HIP Hotels Hamburg mit 600 Zimmern. „Es werden dort viele Touristen zu Gast sein, die in die City wollen“, sagt Weber.

„Wir möchten sie mit einer Katamaranfähre in 20 Minuten dorthin bringen.“ Das wäre doppelt so schnell wie eine Hadag-Fähre. Ob in privatem oder städtischem Eigentum: Einzelheiten wie die Route und die Anlegestellen an der Kaikante der Norderelbe sind noch nicht festgelegt. Als mögliche Haltepunkte nennt der Verkehrssenator den Bereich Landungsbrücken und die neue U- und S-Bahn-Station Elbbrücken.

S-Bahnen nach Harburg sollen digital fahren

Zur besseren Anbindung von Harburg an die Hamburger City hat Westhagemann auch die S-Bahn im Blick: Sie soll nach dem Willen des Senators – als zweite Trasse nach den Bergedorfer Linien – digitalisiert werden.

Einen großen Investitionsbedarf sieht Verkehrssenator Michael Westhagemann vor allem bei der S-Bahn-Trasse zwischen dem Hauptbahnhof und Harburg. Die wichtigste Anbindung des südlichen Hamburgs und des Umlands mit dem Öffentlichen Nahverkehr, die S-Bahn-Linien S 3 und S 31, ist störanfällig und chronisch überlastet.

Mit längeren Zügen, Ausweitung des Zehn-Minuten-Takts und Stärkung der Linie S 31 hat der HVV beim Fahrplanwechsel im Dezember 2019 versucht gegenzusteuern. Aber die Maßnahmen reichen nicht aus. Erst vor wenigen Tagen forderten Harburger Bezirkspolitiker sehr viel weitreichendere Maßnahmen von der Deutschen Bahn als Betreiberin der Strecke.

Fahrtakt der Züge soll verdichtet werden

Ebenso Westhagemann: „Einige Harburger sagen mir, dass sie immer 20 Minuten eher zur S-Bahn gehen, um pünktlich zu sein, weil sowieso ein Zug ausfällt. Das kann auf Dauer kein Zustand sein. In die Strecke Harburg hätte viel früher investiert werden müssen.“ Es sei wichtig, die viel befahrene Trasse mit digitaler Leittechnik auszustatten, betont der Verkehrssenator. Dann könnten die Züge schneller aufeinanderfolgen, weil der Sicherheitsabstand nicht so groß sein muss. So ließe sich der Fahrtakt verdichten und das Gedränge in den Waggons lindern.

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Die Deutsche Bahn, Siemens und die Stadt Hamburg arbeiten bereits im Rahmen des deutschlandweiten Pilotprojekts „Digitale S-Bahn Hamburg“ daran, mithilfe einer intelligenten Betriebsleittechnik weitgehend vollautomatisch unterwegs zu sein. Als Pilotstrecke wurde die S-Bahn nach Bergedorf ausgewählt. Zunächst einmal sollen vier Züge der Linie 21 zwischen den Haltestellen Berliner Tor und Bergedorf/Aumühle nicht führerlos, aber doch „hochautomatisiert“ fahren.

Westhagemann: Harburg braucht ein digitales Stellwerk

Der digitale Betrieb soll zum Weltkongress Intelligente Transportsysteme, der im Oktober 2021 in Hamburg läuft, starten. „Wir sind intensiv mit der Deutschen Bahn im Gespräch, ob sie nicht nur die Strecke nach Bergedorf digitalisieren will, sondern gleich die Erkenntnisse, die wir dort gewonnen haben, nutzen will, um die Strecke nach Harburg umzurüsten. Zudem braucht Harburg dringend ein digitales Stellwerk.“ Das allein habe eine Bauzeit von zwei bis drei Jahren, sagt Westhagemann, dem die Entwicklung nicht schnell genug geht.

Parallel müsse in Technik investiert werden, etwa in neue Weichen, die die heutigen Nachkriegsmodelle ersetzen. Westhagemann: „Erst wenn wir das alles hinbekommen haben, erhalten die Harburger eine echte Entlastung im S-Bahn-Verkehr. Wir müssen – allen Lippenbekenntnissen zu schnellen Verbesserungen zum Trotz – erst einmal eine leistungsfähige Infrastruktur schaffen, auf der die S-Bahn in dichteren Takten und weitgehend störungsfrei fahren kann.“