Hamburg. Hamburgs Grüne setzen bei Wahlplakaten voll auf Katharina Fegebank – auf Kosten anderer Köpfe. Parteichefin erklärt das Novum.
Es gab Zeiten, da stand jeglicher Personenkult bei den Grünen auf dem Index. Überhaupt nur Gesichter ihrer Kandidaten auf Plakate zu drucken, hatte die Partei schon Überwindung gekostet.
Die Kampagne zur Bürgerschaftswahl, die die Hamburger Grünen am Mittwoch vorgestellt haben, bricht nun endgültig mit diesen Traditionen. Denn diese ist voll und ganz auf die Spitzenkandidatin Katharina Fegebank zugeschnitten.
Fegebank grüßt von mehr als 8000 Plakaten
Mehr als 8000 Plakate mit ihrem Konterfei und einem jeweils griffigen Slogan ("Für Klima statt Krise", "Für Mobilität, die ankommt", "Für Frauen mit Power", "Für Wirtschaft, die sich neu erfindet“, "Für Mieten ohne Wahnsinn“, "Für Demokratie ohne Alternative“, "Für Gerechtigkeit alles geben“) werden vom 23. Januar an aufgestellt.
Als letztes der acht Motive stellte Parteichefin Anna Gallina in der "Sturmfreien Bude" im Karoviertel die zentrale Botschaft vor, die einfach lautet: "Fegebank für Hamburg".
Fegebank: Kampagne ist "gewöhnungsbedürftig"
"Etwas gewöhnungsbedürftig“ sei so eine "stark personalisierte Kampagne“ für sie und manche Mitglieder ihrer Partei auch noch, räumte die Wissenschaftssenatorin und Zweite Bürgermeisterin ein. Es sei eine gewisse Anlehnung an amerikanische Wahlkämpfe und solle den Führungsanspruch der Grünen unterstreichen.
So sind die Plakate letztlich auch nur die konsequente Fortsetzung der bisherigen Strategie, die in Fegebanks Ansage vom Herbst gipfelte: "Ich will Bürgermeisterin werden.“
Um die Seriosität dieser Ambitionen zu unterstreichen, trägt die 42-Jährige, die sonst gern fröhlich-bunt-gemustert auftritt, auf den Fotos ein schlichtes dunkles Kleid, auch der dunkelgrüne Hintergrund hebt sich von den gewohnten Parteifarben ab.
Grüne haben ihr Wahlkampfbudget verdoppelt
Dass die Grünen eine andere Partei sind als die, die 2015 in den Senat eingetreten und vom damaligen Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) als "kleiner Anbau“ begrüßt worden war, machen einige wenige Zahlen deutlich.
Hatten die Hamburger Grünen damals gut 1.500 Mitglieder, sind es mittlerweile 3.260. Hatte die Partei vor der Wahl 2015 rund 250.000 Euro Wahlkampfbudget, sind es jetzt 500.000 Euro.
Und vor allem: Während die Grünen seinerzeit 12,3 Prozent der Stimmen geholt hatten, liegen sie derzeit in Umfragen zur Bürgerschaftswahl am 23. Februar bei 26 Prozent.
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Alle Werte verdoppelt – das gilt auch für das Selbstbewusstsein der Partei. Nachdem die Grünen bei der Bezirks- und Europawahl im Mai bereits klar stärkste Kraft in Hamburg geworden waren und in Umfragen zur Bürgerschaftswahl nur noch knapp hinter der SPD (29 Prozent) liegen, wollen sie nun auch auf Landesebene ganz nach oben und neben Winfried Kretschmann (Baden-Württemberg) einen zweiten Regierungschef stellen.
Fegebank-Novum: Grünen-Chefin erklärt Botschaft
"Wir wollen nicht den Status quo verwalten, wir wollen mehr“, sagte Gallina. Dabei setzen sie alles auf eine Karte: Katharina Fegebank. Unter den Slogans steht jeweils Fegebanks Unterschrift, am Fuße des Plakats steht unter einer Sonnenblumenblüte das Motto der Kampagne: "Die Zeit ist jetzt."
Dazu sagte Gallina: "Die Zeit ist jetzt, dass Hamburg mutig vorangeht in verschiedenen Themen, und die Zeit ist jetzt für die erste grüne Bürgermeisterin.“
Fegebank: Mit Leidenschaft noch mehr herausholen
Auf die Frage, was sie besser als Amtsinhaber Peter Tschentscher (SPD) machen würde, antwortete Fegebank: "Ich glaube, dass ich mit Leidenschaft und sehr viel Mut und auch mit einer großen Portion Optimismus aus dieser starken und sehr lebens- und liebenswerten Stadt gemeinsam mit den Menschen noch mehr herausholen kann.“
Die Grünen regieren seit 2015 zusammen mit der SPD. Fegebank ist Senatorin für Wissenschaft und Gleichstellung. Im November 2018 brachte die Politikerin ihre ersten Kinder zur Welt – die Zwillingstöchter Ava Felizia und Carla Valentina.
Die Dienstwagen der Hamburger Regierungspolitiker und ihr CO2-Ausstoß (2019):
- Jens Kerstan (Umweltsenator/Grüne): BMW 330e iPerformance (Benzin/Elektro), 165 g CO2/km
- Ties Rabe (Schulsenator/SPD): Mercedes-Benz E 350e (Benzin/Elektro), 171 g CO2/km
- Andreas Dressel (Finanzsenator/SPD): BMW 330e iPerformance (Benzin/Elektro), 177 g CO2/km
- Dorothee Stapelfeldt (Stadtentwicklungssenatorin/SPD): Mercedes-Benz 220d (Diesel), 192 g CO2/km
- Katharina Fegebank (Wissenschaftssenatorin/Grüne): Mercedes-Benz E 300e (Benzin/Elektro), 208 g CO2/km
- Michael Westhagemann (Wirtschaftssenator/parteilos): Mercedes-Benz E 300e (Benzin/Elektro), 208 g CO2/km
- Andy Grote (Innensenator/SPD): BMW 530d xDrive (Diesel), 210 g CO2/km
- Carsten Brosda (Kultursenator/SPD): BMW 530e iPerformance (Benzin/Elektro), 215 g CO2/km
- Cornelia Prüfer-Storcks (Gesundheitssenatorin/SPD): BMW 530e iPerformance (Benzin/Elektro), 215 g CO2/km
- Till Steffen (Justizsenator/Grüne): BMW 530e iPerformance (Benzin/Elektro), 215 g CO2/km
- Melanie Leonhard (Sozialsenatorin/SPD): Audi A6 Avant (Diesel), 223 g CO2/km
- Peter Tschentscher (Erster Bürgermeister/SPD), Mercedes Benz E (Diesel) 227 g CO2/km
Mit Material von dpa