Hamburg. Mit der Arbeit von Peter Tschentscher sind 60 Prozent zufrieden. Rot-Grün und Grün-Rot deutlich beliebter als Dreier-Koalitionen.
Der Erste Bürgermeister und SPD-Spitzenkandidat Peter Tschentscher ist deutlich beliebter als seine Partei. Das zeigt die aktuelle Meinungsumfrage des Abendblatts zur Bürgerschaftswahl am 23. Februar. Danach sind 60 Prozent der befragten Hamburger mit der Arbeit des Ersten Bürgermeisters zufrieden, während 20 Prozent weniger oder gar nicht zufrieden sind. Jeder Fünfte gab keine Antwort.
Tschentscher, der im März 2018 die Nachfolge von Olaf Scholz im Amt des Senatspräsidenten antrat, hat seine Zustimmungswerte kontinuierlich verbessern können. Im August 2018 waren lediglich 44 Prozent der Befragten mit Tschentschers Arbeit zufrieden und jeweils 28 Prozent waren es nicht oder machten keine Angabe. Vor einem Jahr, Anfang 2019, stieg der Anteil der Zufriedenen auf 51 Prozent. Nur noch 21 Prozent waren weniger oder gar nicht zufrieden, während 28 Prozent sich nicht festlegten.
Bei den 18- bis 29-Jährigen schneidet Tschentscher schlecht ab
Bei Männern und Frauen kommt Tschentscher gleichermaßen gut an. 61 Prozent der Männer und 59 Prozent der Frauen sind mit seiner Arbeit zufrieden. Allerdings liegt der Anteil der Unzufriedenen mit 23 Prozent bei den Männern deutlich höher als bei den Frauen mit nur 16 Prozent. Dabei konnte oder wollte jede vierte Frau die Arbeit Tschentschers nicht beurteilen, während es bei den Männern nur 16 Prozent waren.
Tschentscher hat seine größten Unterstützer in der Altersgruppe von 60 Jahren an: 77 Prozent sind mit seiner Arbeit zufrieden, nur 15 Prozent sind es kaum oder nicht. Bei den 45- bis 59-Jährigen sind 60 Prozent, bei den 30- bis 44-Jährigen sind 54 Prozent mit Tschentschers Arbeit zufrieden. Am schlechtesten schneidet der Bürgermeister bei den 18- bis 29-Jährigen ab, von denen nur 41 Prozent mit ihm zufrieden sind. Bemerkenswert ist, dass in dieser Altersgruppe 43 Prozent – fast jeder zweite – mit „weiß nicht“ antwortete, also keine Angabe machte. Das kann auch ein Hinweis darauf sein, dass die Befragten Tschentscher nicht gut genug kennen.
Hohe Akzeptanz bei den sechs Bürgerschaftsparteien
Aufschlussreich ist die unterschiedlich hohe Akzeptanz des Ersten Bürgermeisters in den Lagern der sechs Bürgerschaftsparteien. Von den Anhängern der oppositionellen CDU sind 51 Prozent mit der Arbeit Tschentschers zufrieden, 40 Prozent sind es nicht. Gleich hoch ist die Zustimmung mit 51 Prozent auch bei den FDP-Anhängern, von denen nur 29 Prozent weniger oder gar nicht zufrieden sind.
Auch bei den Linken-Anhängern ist eine relative Mehrheit (42 Prozent) mit der Arbeit zufrieden, aber 35 Prozent sind es nicht. Nur bei den AfD-Anhängern ist die Ablehnung mit 61 Prozent sehr hoch und die Akzeptanz mit nur zehn Prozent sehr niedrig. Wenig überraschend ist, dass Tschentscher bei den SPD-Anhängern auf 88 Prozent Zustimmung trifft. Auch im Lager der Grünen-Wähler sind 63 Prozent mit seiner Arbeit zufrieden, nur 21 Prozent sind es nicht.
Deutlich niedriger sind die persönlichen Werte von Tschentschers Herausforderin, der Zweiten Bürgermeisterin und Grünen-Bürgermeisterkandidatin Katharina Fegebank: 39 Prozent der Befragten sind mit Fegebanks Arbeit zufrieden, 30 Prozent sind weniger oder gar nicht zufrieden. Weitere 31 Prozent gaben „weiß nicht“ an.
Während sich Zustimmung und Ablehnung mit 33 Prozent bei den Männern die Waage halten, sind 46 Prozent der Frauen mit Fegebanks Arbeit zufrieden und nur 28 Prozent weniger oder nicht zufrieden. Zwar kommt die Wissenschaftssenatorin mit 44 Prozent Zustimmung bei der Altersgruppe von 60 Jahren an auf den höchsten Wert, aber hier ist die Ablehnung mit 43 Prozent auch am höchsten.
Keine Zustimmung für Fegebank bei AfD-Anhängern
Die Unzufriedenheit mit Fegebanks Arbeit nimmt mit dem Alter zu und ist mit 18 Prozent bei den 18- bis 29-Jährigen am niedrigsten. In dieser Altersgruppe macht fast jeder Zweite (48 Prozent) keine Angabe („weiß nicht“). Auch bei den 30- bis 49-Jährigen ist dieser Wert mit 39 Prozent relativ hoch. Fegebank stößt bei den Anhängern der Oppositionsparteien auf weniger Zustimmung als Tschentscher: Nur 20 Prozent der potenziellen CDU-Wähler sind mit ihrer Arbeit zufrieden, 53 Prozent sind es kaum oder gar nicht.
Noch deutlicher ist die Ablehnung im Lager der FDP-Wähler mit 60 Prozent bei nur 13 Prozent Zustimmung. Gar keine Zustimmung erreicht Fegebank bei den AfD-Anhängern. 77 Prozent sind mit ihrer Arbeit wenig oder gar nicht zufrieden. Im Lager der Linken-Wähler sind dagegen 37 Prozent mit der Arbeit der Zweiten Bürgermeisterin zufrieden, und 34 Prozent sind es nicht. Interessant: Zwar sind 65 Prozent der Grünen-Anhänger mit Fegebanks Arbeit zufrieden und nur neun Prozent nicht, aber 21 Prozent wissen es nicht. Von den SPD-Anhängern sind 52 Prozent zufrieden, und 27 Prozent sind es nicht.
Bei einer Direktwahl hätte Tschentscher die Nase vorn
Wenn die Hamburger den Ersten Bürgermeister direkt wählen könnten, würden sich 45 Prozent der Befragten für Peter Tschentscher und nur 24 Prozent für Katharina Fegebank entscheiden. Für keinen von beiden votierten 31 Prozent. Wiederum gibt es für Tschentscher keine bedeutenden Unterschiede zwischen Männern (46 Prozent) und Frauen (44 Prozent). Bei den Frauen ist der Anteil derer, die Fegebank als Erste Bürgermeisterin wollen, mit 28 Prozent deutlich höher als bei den Männern mit 21 Prozent.
Die Präferenz für Tschentscher nimmt mit dem Alter der Befragten zu: von 20 Prozent bei den 18- bis 29-Jährigen bis 62 Prozent bei den über 60-Jährigen. Bei Fegebank ist der Trend umgekehrt: Von den bis 29-Jährigen würden 33 Prozent die Grüne zur Ersten Bürgermeisterin wählen, aber nur 15 Prozent der über 60-Jährigen. Der Anteil derer, die keinen von beiden wählen würden, ist in der jüngsten Altersgruppe mit 47 Prozent am höchsten.
Tschentscher erreicht bei SPD-Anhängern die höchste Unterstützung
Tschentscher erreicht bei den SPD-Anhängern mit 89 Prozent die höchste Unterstützung, Fegebank bei den Grünen-Anhängern mit 60 Prozent, wobei immerhin 18 Prozent für Tschentscher votieren. Dessen hohe Akzeptanz bei Teilen der Opposition zeigt sich auch hier: 43 Prozent der CDU-Anhänger und 47 Prozent der FDP-Anhänger würden den Sozialdemokraten zum Ersten Bürgermeister wählen. Jeder vierte Linken-Anhänger würde sich ebenso entscheiden. Auch 26 Prozent der AfD-Anhänger können sich das vorstellen, während 68 Prozent für keinen der beiden votieren – der mit Abstand höchste Wert der Ablehnung.
Auch bezogen auf den Bildungsgrad ergeben sich deutliche Unterschiede: Während 64 Prozent der Männer und Frauen mit einem Hauptschulabschluss Tschentscher wählen würden, sind es nur 41 Prozent der Befragten mit Abitur und Studium. Fegebank erreicht in dieser Gruppe mit 27 Prozent den besten Wert und bei den Hauptschulabsolventen mit neun Prozent den schlechtesten.
Der 32. Neujahrsempfang des Hamburger Abendblatts:
Der 32. Neujahrsempfang des Hamburger Abendblatts
Trotz der individuellen Unterschiede kann sich der rot-grüne Senat auf eine unverändert hohe Akzeptanz stützen: Wie vor einem Jahr sind 47 Prozent der Befragten mit der Arbeit der Landesregierung zufrieden. Dagegen sind es 44 Prozent weniger oder gar nicht – ein Plus von drei Prozentpunkten gegenüber Anfang 2019. Während der Anteil derjenigen, die weniger oder gar nicht mit Rot-Grün zufrieden sind, durch alle Altersgruppen hindurch erstaunlich mit 41 bis 44 Prozent erstaunlich homogen ist, steigt die positive Bewertung von 43 Prozent bei den bis 29-Jährigen auf 53 Prozent bei den über 60-Jährigen.
Während die SPD-Anhänger zu 85 Prozent mit der Arbeit des Senats zufrieden sind, beträgt der Anteil bei den Grünen-Anhänger nur 65 Prozent. Während im Lager der Linken immerhin 33 Prozent ihre Zufriedenheit äußern – der höchste Wert innerhalb der Opposition –, sind es unter den AfD-Anhängern nur zwei Prozent.
Hohe Akzeptanz des rot-grünen Senats
Auf die Frage, welche Partei mit den Problemen in Hamburg am besten fertig wird, nennen 23 Prozent die SPD (2019: 26) und 18 Prozent (2019: 11) die Grünen. Die CDU sehen sechs Prozent (zehn) als kompetenteste Partei, auf die sonstigen Parteien entfallen noch einmal zehn Prozent. Aber: 43 Prozent der Befragten fällt keine Partei ein, die mit den Problemen der Stadt am besten fertig werde.
Die vergleichsweise hohe Akzeptanz des rot-grünen Senats spiegelt sich auch in den Koalitionspräferenzen wider. Insgesamt sind 62 Prozent der Befragten für eine Fortsetzung des rot-grünen Bündnisses nach der Bürgerschaftswahl. Dabei votieren 33 Prozent für einen Senat unter Führung der SPD (Rot-Grün), während 29 Prozent die Grün als stärkste Kraft und damit Katharina Fegebank als Erste Bürgermeisterin (Grün-Rot) favorisieren.
Grün-Rot kommt bei den Frauen besser an als Rot-Grün
Während Rot-Grün bei Frauen und Männern auf den selben Wert kommt (33 Prozent), kommt Grün-Rot bei den Frauen mit 33 Prozent besser an als bei den Männern (26 Prozent). Die Präferenz für Rot-Grün nimmt mit dem Alter zu: von 15 Prozent bei den bis 29-Jährigen auf 50 Prozent bei den über 60-Jährigen. Die Variante Grün-Rot hat bei den Jüngeren stärkeren Rückhalt: 35 Prozent der bis 29-Jährigen stimmen dem zu, aber nur 16 Prozent der über 60-Jährigen. Mit dem Bildungsgrad nimmt die Sympathie für Grün-Rot zu, für Rot-Grün dagegen ab.
Tschentscher mit besonderem Ziel für 2020:
Für eine sogenannte Deutschland-Koalition (SPD, CDU und FDP) sprechen sich 13 Prozent der Befragten aus. Hier liegen die größten Befürworter wenig überraschend mit 43 Prozent bei den CDU-Anhängern 41 Prozent bei den FDP-Anhängern. Bei den SPD-Anhängern ist der Wunsch nach diesem Bündnis mit neun Prozent unterdurchschnittlich ausgeprägt.
Eine Jamaika-Koalition aus Grünen, CDU und FDP wollen elf Prozent. Im CDU-Lager favorisieren 36 Prozent diese Dreier-Koalition, sogar 51 Prozent sind es im FDP-Lager. Dagegen findet ein Jamaika-Bündnis bei den Grünen-Anhängern mit lediglich fünf Prozent wenig Unterstützung. Übrigens votierten zehn Prozent der Grünen-Anhänger für Rot-Grün unter Führung der SPD. Jeder zehnte Befragte wünscht sich einen Senat, der von anderen Parteien oder Koalitionen gebildet wird. Das Meinungsforschungsinstitut Forsa hat im Auftrag des Abendblatts 1009 wahlberechtigte Hamburger zwischen Mitte Dezember und dem 2. Januar mithilfe computergestützter Telefoninterviews befragt.