Hamburg. Carsten Brosda soll auf einem der vorderen Plätze die SPD-Landesliste für die Wahl verstärken. Doch das kann heikel werden.

Zu den heikelsten Aufgaben der SPD-Landesvorsitzenden Melanie Leonhard gehört es, die Landesliste ihrer Partei für die Bürgerschaftswahl am 23. Februar 2020 aufzustellen. Die Reihenfolge der Namen kann über politische Karrieren entscheiden. Das gilt besonders jetzt, wo die SPD mit einem deutlich schlechteren Ergebnis als 2015 rechnen muss und folglich weniger Abgeordnete stellen wird.

Nach Informationen des Abendblatts hat Leonhard die Idee, Kultursenator Carsten Brosda (SPD) als prominentes Zugpferd möglichst weit vorn auf der Liste zu platzieren. Brosda, seit März 2017 im Amt, hat in der Kulturszene einen sehr guten Ruf und gilt als politischer Vordenker, der zum Beispiel mit seinem kürzlich veröffentlichten Essay „Die Zerstörung“ über den Tellerrand seines Ressorts hinausblickt. Weder Brosda noch Leonhard wollten sich am Sonntag zu dem Thema äußern.

SPD-Liste: Tschentscher vor Veit und Kienscherf

An der Spitze der SPD-Liste sind die Positionen traditionell an die Inhaber der wichtigsten Ämter vergeben: Auf den Ersten Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) auf Platz eins folgt Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit auf Platz zwei. Platz drei steht SPD-Bürgerschaftsfraktionschef Dirk Kienscherf zu, und danach kommt die Landesvorsitzende und Sozialsenatorin Melanie Leonhard auf Platz vier.

Nach Lage der Dinge könnte Brosda frühestens auf Platz fünf der SPD-Liste antreten. Auf diesen und den folgenden Rängen kandidieren eigentlich die Spitzenkandidaten der sieben SPD-Kreisverbände, wobei deren jeweilige Mitgliederstärke und die Tatsache eine Rolle spielen, dass sich Männer und Frauen auf der Liste abwechseln müssen. Auf Platz fünf dürften die Bürgerschaftsabgeordneten Milan Pein (Eimsbüttel) und Mathias Petersen (Altona) nach SPD-Machtarithmetik einen gewissen Anspruch erheben.

Die Liste mit Bezirkspolitikern ist ein heikles Politikum

Hier könnte es für Brosda schwierig werden, Pein gilt als Favorit. Falls Petersen freiwillig auf Platz neun kandidiert, könnte Brosda auf Platz sieben zum Zuge kommen. Auf Platz sechs dürfte die Wandsbeker Bezirksfraktionschefin Anja Quast antreten, die Spitzenkandidatin des mitgliederstärksten SPD-Kreisverbands, auf Platz acht Ksenija Bekeris aus Hamburg-Nord. Auf Rang zehn könnte die Bürgerschaftsabgeordnete Christel Oldenburg aus Bergedorf folgen.

Die Plätze elf bis 13 sind in der SPD-Terminologie der „Kasten“. Hier kann die Parteispitze Kandidaten jenseits des Kreisproporzes platzieren. Theoretisch wäre hier die Möglichkeit für Brosda zu kandidieren, doch der Andrang ist groß. Ernst-Deutsch-Theater-Intendantin Isabelle Vertès-Schütter und Kazim Abaci gelten ebenso als Favoriten wie Jan Koltze, der Landesbezirksvorsitzende der IG Bergbau, Chemie und Energie (BCE).