Hamburg. Nach dem schlechten Abschneiden der SPD bei der Europawahl gehen Hansjörg Schmidt und Nico Lumma mit ihrer Partei hart ins Gericht.

Der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Hansjörg Schmidt geht mit seiner Partei nach der Europawahl hart ins Gericht: "Man kann keinen Wahlkampf mit belanglosen TV-Spots und Plakaten führen, um ein junges und urbanes Publikum zu gewinnen und als erstes das Internet anzünden", schreibt Schmidt, Medien- und Digitalexperte seiner Fraktion auf seiner Facebookseite am Montagmorgen.

Weiter heißt es dort: "Das Rezo-Video mag einige überrascht haben, es ist aber Ausdruck einer längeren Entwicklung. Diese Überraschung zeigt doch nur, dass die Parteizentralen von Union und SPD überhaupt nicht verstanden haben, dass viele Menschen es leid sind, dass die GroKo Geschenke für Rentner für wichtiger halten als die Zukunftsthemen der jüngeren Generationen."

Hansjörg Schmidt: SPD "in der babylonischen Gefangenschaft der GroKo"

Schmidt verweist auf die alarmierenden Wahlergebnisse bei der jüngeren und mittleren Generation: "Bei den unter 60jährigen liegt die SPD noch bei 12%. Sie schuldet den Menschen, die noch eine ganze Weile auf diesem Planeten wandeln, schlichtweg Antworten auf die sozialen Fragen des 21. Jahrhunderts: Der Adaptation des Klimawandels und der Digitalen Transformation."

Für Schmidt sitzt die SPD in Berlin "in der babylonischen Gefangenschaft der GroKo fest". Sie betreibe dort "ein wenig Reparaturarbeit an der Gesellschaft". Schmidt weiter: "Sie hat versäumt zu erkennen, dass Digitalisierung, Umweltschutz, Klimawandel und Artensterben Themen der Mitte der Gesellschaft geworden sind und dort gewinnt man bekanntlich Wahlen."

Seine Prognose: "Wenn CDU/CSU und SPD so weitermachen, dann werden sie bei einer der nächsten Wahlen davon überrascht werden, dass die Grünen zur stärksten Partei werden. Sie sind es jetzt schon ganz knapp nicht geworden."

Nico Lumma: "Die SPD hat es verkackt und zwar mit Ansage"

Auch Nico Lumma, Hamburger und Netzexperte der Bundes-SPD, äußert sich extrem kritisch auf Facebook: "So. Die Wahlen sind gelaufen. Es kam, wie es kommen musste. Die SPD hat es verkackt und zwar mit Ansage, weil Andrea Nahles und Olaf Scholz Strategien verfolgen ohne Rückkoppelung mit den Wählerinnen und Wählern."

Lumma schreibt weiter, er sei "nur noch genervt von diesem Führungsduo. Immer dieses Rumgeeiere, was dann als Konzept verkauft wird, das glaubt doch keine Sau mehr".

Lumma nahm auch Stellung zur Bremen-Wahl: "Nach 73 Jahren fände ich einen Wechsel völlig ok, wir leben ja in einer Demokratie und da gehört der Wechsel auch mal dazu. So viel kann die Union in einer Legislaturperiode auch nicht kaputt machen, vor allem nicht in Bremen. Ach ja: selber Schuld, wenn man so einen Charismatiker aufstellt wie Carsten Sieling, das werden wir in Berlin mit Michael Müller auch noch erleben."

Die SPD mache "Politik aus Verwaltungen für Verwaltungen", so Lumma. "Ja niemanden dort überfordern, indem mal was anders gemacht wird. Auf Dauer kann das nicht gut gehen."