Hamburg. Auch Senioren sind häufiger in Unfälle verwickelt. Senat verweist auf “Sicherheitsoffensive“, CDU fordert mehr Kontrollen.
Die Zahl der im Hamburger Straßenverkehr verletzten oder getöteten Kinder und Senioren ist im laufenden Jahr deutlich angestiegen. In den ersten drei Quartalen (Januar bis September) 2018 verunglückten bei Verkehrsunfällen in der Hansestadt 570 Kinder. Damit stieg die Zahl gegenüber demselben Zeitraum 2017 um fast 15 Prozent – damals kamen 496 Kinder bei Unfällen zu Schaden. Diese Zahlen hat der Senat in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage des CDU-Verkehrspolitikers Dennis Thering genannt.
65 der im laufenden Jahr verunglückten Kinder wurden schwer verletzt. Ein kleines Mädchen starb, als es im Sommer in einer Flüchtlingsunterkunft von einem Eiswagen erfasst wurde. Im vergangenen Jahr war im selben Zeitraum kein Kind zu Tode gekommen. Als häufigste Ursache für Unfälle mit Kindern im laufenden Jahr nennt der Senat die „Fahrbahnüberquerung durch Fußgänger“, also etwa das unachtsame Laufen auf die Straße (60 Fälle), gefolgt von Fehlern beim Abbiegen von Fahrrädern, Pkw oder Lkw (47) und dem Befahren von Zufahrten, etwa zu Häusern (42). Hauptverursacher der Unfälle mit Kindern waren Radfahrer (197 Fälle), gefolgt von Pkw-Fahrern (161) und Fußgängern (66), darunter die Kinder selbst. In den ersten drei Quartalen des Jahres 2017 waren noch mehr Kinderunfälle von Autofahrern verursacht worden (162) als von Radfahrern (156). Allerdings dürften dabei auch radfahrende Kinder, die Unfälle selbst verursachten, mit in der Statistik unter Radfahrer auftauchen. Auch muss bedacht werden, dass die Zahl der Radfahrer im vergangenen Sommer aufgrund des guten Wetters einen neuen Höchststand erreicht hat.
Zugenommen hat auch die Zahl der im Verkehr bei Unfällen verletzten Senioren. Sie stieg für die jeweils ersten drei Quartale von 744 auf 759. Insgesamt 112 Senioren davon wurden im laufenden Jahr schwer verletzt und zehn getötet – im vergangenen Jahr waren es noch acht. Auch die Zahl der laut Polizei von Senioren verursachten Unfälle, bei denen es oft keine Verletzten gab, stieg an: von 5468 in den ersten drei Quartalen 2017 auf jetzt 5601.
CDU fordert mehr Kontrollen von Fahrradfahrern
„Wir wollen und können nicht akzeptieren, dass Jahr für Jahr Hunderte Kinder im Hamburger Straßenverkehr verunglücken“, sagte CDU-Verkehrspolitiker Thering und forderte mehr „Entschlossenheit“ des Senats bei der Verkehrssicherheit. „Kinder gehören zu den schwächsten Verkehrsteilnehmern, deshalb muss auf ihrem Schutz eines der Hauptaugenmerke liegen.“ Die CDU fordere von SPD und Grünen „endlich mit der nötigen Entschlossenheit gegen die steigende Zahl verletzter Kinder im Straßenverkehr vorzugehen“, so Thering. „Wir wollen die Verkehrslehrerstellen bei der Polizei deutlich erhöhen und somit jedem Kindergarten- und Schulkind eine regelmäßige Verkehrserziehung zugutekommen lassen. Wir wollen, dass bei allen Straßenbaumaßnahmen die Verkehrssicherheit an oberster Stelle steht und vorgeschaltete Sicherheitsaudits durchgeführt werden. Wir wollen die Verkehrsgroßkontrollen gegen Raser und Rotlichtsünder massiv erhöhen.“
Die Zahl der mobilen Geschwindigkeitsmessungen vor Kindergärten, Schulen, Altenheimen und an Unfallschwerpunkten müsse deutlich ausgebaut werden. „Da in 43 Prozent aller Verkehrsunfälle mit Kindern Fahrradfahrer Hauptverursacher waren, müssen auch die Personalstunden für die Kontrollen des Radverkehrs spürbar steigen.“
Senatsfraktionen verweisen auf laufende "Sicherheitsoffensive"
SPD-Verkehrspolitikerin Dorothee Martin sprach angesichts der Zahlen von einer „traurigen Entwicklung, die zeigt, dass sich das Verkehrsklima in unserer Stadt bessern muss“. Verkehrsregeln seien „keine Option, sondern gehören eingehalten“, so Martin. „Mit der von uns angestoßenen Sicherheitsoffensive haben wir entschieden reagiert: Wir werden die Geschwindigkeits- und Radverkehrskontrollen weiter ausweiten und fordern die Einhaltung der Straßenverkehrsordnung konsequent ein.“
Zudem würden von 2019 an „einhundert zusätzliche Angestellte im Polizeidienst Ordnungswidrigkeiten im Straßenverkehr ahnden“, so die SPD-Politikerin. „Zusätzlich wollen wir mit einer Informationskampagne weiter für das Thema Verkehrssicherheit sensibilisieren. Auf Hamburgs Straßen muss ein Klima herrschen, das von Respekt und Rücksichtnahme geprägt ist.“
Grünen-Verkehrspolitiker Martin Bill sagte, jeder Verkehrsunfall sei „einer zu viel“. Daher habe Rot-Grün „Maßnahmen für mehr Verkehrssicherheit und ein besseres Verkehrsklima“ beschlossen. Die Grünen plädierten zudem für mehr Tempo 30. Zugleich verwies Bill auf einen langfristig positiven Trend: Seit 1990 sei die Zahl der in Hamburg verunglückten Menschen, zwar mit Schwankungen, aber doch kontinuierlich gesunken.