Hamburg. Initiative sagt Gründung einer Genossenschaft kurzfristig ab – als Reaktion auf absehbares Nein von Erzbischof Heße zur Kooperation.

Das Erzbistum hat die Gespräche mit der Hamburger Schulgenossenschaft über die Rettung eines Teils der von Schließung bedrohten katholischen Schulen nach einem Bericht der „FAZ“ abgebrochen. Erzbischof Stefan Heße habe „diese Entscheidung am Donnerstag intern wissen lassen“, obwohl ihm noch nicht alle Voten kirchlicher Gremien vorlägen. Nach außen hin habe Heße vorgegeben, erst in der kommenden Woche entscheiden zu können.

„Der Erzbischof fühlt sich an die Voten der Gremien gebunden. Die Voten der schulischen Gremien liegen aber noch nicht vor, das wird erst in der kommenden Woche der Fall sein“, sagte Bistumssprecher Manfred Nielen. Erst dann werde Heße seine Entscheidung bekannt geben.

Unterdessen hat sich auch die Initiative Hamburger Schulgenossenschaft (HSG) auf das Scheitern der Verhandlungen mit dem Erzbistum eingerichtet. Die Initiative sagte die für den Freitag geplante förmliche Gründung der Genossenschaft ab. Ebenfalls abgesagt wurde die Sitzung des Partizipativen Plenums, in dem an dem Projekt interessierte Vertreter der katholischen Lehrerschaft, der Eltern und Schüler regelmäßig über den Fortgang der seit Anfang Mai laufenden Verhandlungen informiert wurden.

Auch die Schulleiter sprachen sich gegen die Kooperation aus

Die Absagen sind auch eine Reaktion auf die jüngste Entwicklung in dem wochenlangen Ringen um die Zukunft eines Teils der katholischen Schulen. Am Dienstag hatten sechs katholische Gremien, darunter der Kirchensteuerrat und Priesterrat, „mit deutlicher Mehrheit“ eine Fortsetzung der Gespräche mit der HSG und damit die Kooperation abgelehnt. Grundlage für das Votum war eine 17-seitige Vorlage des Erzbischöflichen Generalvikariats, die ein beinahe vernichtendes Urteil mit zum Teil polemischen Formulierungen über die Vorschläge und Ideen der HSG spricht. Unter anderem werfen die Autoren der HSG „Trickserei“ und „erhebliche Camouflage“ vor. Die Vorschläge hätten sich als „nicht plausibel, substanziiert und prüffähig“ erwiesen.

Am Donnerstag sprach sich auch die Schulleiterkonferenz der katholischen Schulen nach Angaben des Bistumssprechers dafür aus, die Gespräche mit der Schulgenossenschaft einzustellen. Offen sind noch die Voten der Mitarbeitervertretung sowie der Gesamteltern- und Schülervertretung an den Schulen.

Im Januar hatte das Erzbistum erklärt, bis zu acht der 21 katholischen Schulen aus finanziellen Gründen zu schließen. Daraufhin riefen engagierte Katholiken die HSG-Initiative mit dem Ziel ins Leben, möglichst viele Schulen zu retten. Anfang Mai einigten sich Erzbistum und HSG darauf, Verhandlungen über ein Pilotprojekt mindestens mit den drei von Schließung bedrohten Schulen in Harburg aufzunehmen.

Innerhalb kurzer Zeit hatte die HSG Unterstützung aus Politik und Wirtschaft sowie der Elternschaft der katholischen Schulen erfahren. Die Katholische Elternschaft Deutschlands (KED) kritisierte das absehbare Scheitern der Gespräche. „Verhandlungen sind dazu da, Kompromisse zu finden. Wer nicht über die Zukunft der katholischen Schulen verhandeln will, der will keine Zukunft für die katholische Kirche in Hamburg“, sagte die KED-Bundesvorsitzende Marie-Theres Kastner.