Hamburg. Erzbischof Heße und Generalvikar Thim sollen in Teilen unterschiedlicher Auffassung sein. Schulgenossenschaft legt Finanzkonzept vor.
Die monatelangen Verhandlungen zwischen dem Erzbistum und der Initiative Hamburger Schulgenossenschaft (HSG) gehen in die entscheidende Phase. Bis zum 5. Juli soll nach dem Willen der HSG eine Entscheidung darüber fallen, ob und wie viele von Schließung bedrohte Schulen in einem Pilotprojekt in gemeinsamer Verantwortung von Bistum und HSG weitergeführt werden können.
„Meine Erfahrung besagt, dass Verhandlungen kurz vor einem Durchbruch häufig sehr schwierig sind. Wenn die Erfahrung trägt, dann stehen wir kurz vor einem Durchbruch“, umriss Prof. Christian Bernzen, einer der Initiatoren der Genossenschaft, die Situation.
Die Ausgangslage: Das Erzbistum hatte Anfang Januar bekannt gegeben, bis zu acht der 21 katholischen Schulen aus finanziellen Gründen schließen zu wollen. Daraufhin gründeten engagierte Katholiken die Initiative HSG mit dem Ziel, möglichst viele Schulen zu erhalten und in die Regie der Genossenschaft zu übernehmen. Konkret wird mit dem Erzbistum zurzeit über ein Pilotprojekt verhandelt, das die drei katholischen Schulen in Harburg sowie die Bonifatiusschule in Wilhelmsburg umfassen könnte. Wie viele der genannten Schulen teilnehmen, falls es zu einer Einigung kommt, ist ebenfalls offen.
Es ist ein Verhandlungsprozess mit Haken und Ösen, bei dem deutlich wird, dass die Akteure des Erzbistums nicht immer an einem Strang ziehen. Während Erzbischof Stefan Heße als aufgeschlossen gegenüber der Zusammenarbeit mit der HSG gilt, scheint das bei Generalvikar Ansgar Thim weniger der Fall zu sein. In einem dem Abendblatt vorliegenden Brief an die Schulleitungskonferenz, die Eltern- und Schülervertretung der katholischen Schulen kritisiert Thim, dass die HSG trotz mehrfacher Aufforderung Fragen zu ihrem Konzept nicht beantwortet und eine gesetzte Frist nicht eingehalten habe.
Thim zieht negatives Fazit zum Verhandlungsstand
Nach Angaben der HSG umfasste die Frist jedoch nur zwei Tage, sodass die Beantwortung komplexer Fragen in der kurzen Zeit nicht möglich gewesen sei. Ausgesprochen negativ fällt Thims Fazit auch hinsichtlich des Verhandlungsstands mit der Genossenschaft aus. „Aktuell müssen wir feststellen: Zu den zentralen Vereinbarungen des Workshops (Anfang Mai, dabei wurden die Verhandlungen über ein Pilotprojekt beschlossen, die Red.) befinden wir uns nicht annähernd bei einer Vereinbarungserfüllung“, schreibt Thim.
Bemerkenswert ist die Beurteilung der Genossenschaft auch hinsichtlich eines anderen zentralen Punkts. „Nach Einschätzung der Fachabteilungen des Erzbischöflichen Generalvikariats wird nach derzeitigem Informationsstand eine Kooperation mit der HSG zu einer beträchtlichen wirtschaftlichen Mehrbelastung für das Erzbistum führen“, heißt es in einer der Antworten zu dem Fragenkatalog, der dem Brief beigefügt ist. Thim fordert die Schulgremien auf, in der kommenden Woche „eine eindeutige Stellungnahme zum weiteren Umgang mit der HSG abzugeben“.
Unterdessen hat die Schulgenossenschaft Teile ihres Finanzierungskonzepts erläutert. Die HSG will zwei Schüler mehr in die Klassen aufnehmen, als nach dem Sozialschlüssel („Kess-Faktor“) an staatlichen Schulen vorgesehen sind. Dies führt zu einer höheren Lehrerstellenzuweisung und höheren Einnahmen aus dem Schulgeld. Eine Erhöhung des Schulgelds (maximal 100 Euro pro Monat, sozial gestaffelt) ist nicht geplant. „Aus intensiven Gesprächen mit der Schulbehörde haben wir den Eindruck gewonnen, dass substanzielle Verbesserungen der staatlichen Finanzierung privater Schulen zu erreichen sind“, sagte HSG-Initiator Nikolas Hill.