Hamburg. Das Erzbistum und die Schulgenossenschaft ringen nun doch um die Zukunft der 21 Standorte. Initiative hatte mit Abbruch gedroht.

Sie werden sich an einen Tisch setzen, um über die Zukunft der katholischen Schulen zu diskutieren, aber die Stimmung ist arg getrübt: Eigentlich wollen sich das Erzbistum und die Hamburgische Schulgenossenschaft am heutigen Sonnabend in einem Workshop darüber verständigen, ob und wie es zu einer Kooperation für die dauerhafte Fortführung der 21 katholischen Schulen kommen kann.

Doch das Treffen in den Räumen des Erzbistums in St. Georg war bis zuletzt infrage gestellt. Dass die Kirchenleitung Schulstaatsrat Rainer Schulz und die Schulausschuss-Vorsitzende der Bürgerschaft, Stefanie von Berg (Grüne), kurzfristig entgegen einer Zusage nicht eingeladen hatte, sorgte bei der Genossenschaft ebenso für große Verärgerung wie der Umstand, dass ihr die Analysedaten unter anderem zur finanziellen Situation der Schulen immer noch nicht vorliegen. Erst am Freitagabend entschieden sich die Initiatoren der Genossenschaft nach einem Treffen mit Unterstützern, dennoch an dem Workshop teilzunehmen.

Christian Bernzen, Mitgründer des Initiativkreises
Christian Bernzen, Mitgründer des Initiativkreises "Hamburger Schulgenossenschaft" © picture alliance / Daniel Bockwo | dpa Picture-Alliance / Daniel Bockwoldt

Ende Januar hatte das Erzbistum die Schließung von bis zu acht katholischen Schulen aus finanziellen Gründen angekündigt. Nach massiven Protesten gegen die Pläne riefen engagierte Katholiken um Ex-Staatsrat Nikolas Hill und den Rechtsanwalt Prof. Christian Bernzen die Hamburger Schulgenossenschaft ins Leben. Für ihr Ziel, alle 21 Schulen zu erhalten, hat die Initiative prominente Unterstützer wie Altbürgermeister Ole von Beust, Bundestagsfraktionschefin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) und Ex-Bundestagspräsident Wolfgang Thierse gewinnen können. Die Schulschließungspläne des Erzbistums haben eine bundesweite Debatte unter Katholiken ausgelöst.

Heße erklärte sich zur Kooperation mit der Schulgenossenschaft bereit

Nach mehreren Anläufen war das Erzbistum schließlich bereit, mit der Schulgenossenschaft über die Zukunft aller Schulen zu verhandeln. Mitte April erklärte Erzbischof Stefan Heße nach einem Sondierungsgespräch seine Absicht, eine Kooperation mit der Schulgenossenschaft einzugehen. „Ich möchte eine langfristige und tragfähige Übernahme gemeinsamer Verantwortung für das katholische Schulwesen erreichen“, sagte der Erzbischof.

Der Workshop soll einerseits vertrauensbildend wirken und andererseits dazu dienen, die Kernfragen einer möglichen Kooperation vertieft zu diskutieren. Das Erzbistum hat den Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, Hans Langendörfer, als „neutralen Zeugen“ zu dem mehrstündigen Workshop eingeladen. Aufseiten der Schulgenossenschaft nimmt der Jesuit Stefan Kiechle teil. Kiechle ist Delegat der deutschen Jesuitenprovinz für Ignatianische Spiritualität und Chefredakteur der Kulturzeitschrift „Stimmen der Zeit“.

Offen ist die Frage, ob alle 21 Schulen erhalten werden können

Das Erzbistum will in jedem Fall Träger der Schulen bleiben. Die Schulgenossenschaft würde dann als Betreiber einsteigen – das wäre die „gemeinsame Verantwortung“, von der der Erzbischof sprach. Offen ist allerdings die konkrete Ausgestaltung und die Frage, ob alle 21 Schulen dauerhaft erhalten werden können. Die Unternehmensberatung Ernst & Young hat einen Sanierungs- und Modernisierungsbedarf im dreistelligen Millionenbereich ermittelt. Die Schulgenossenschaft hat Zweifel, ob Investitionen in dieser Höhe wirklich erforderlich sind.

Ein weiterer heikler Punkt ist die Entscheidung des Erzbistums vom Januar, dass Eltern ihre Kinder für die Eingangsklassen von fünf Schulen schon nicht mehr anmelden konnten. Sollte es zu einer Einigung kommen, müsste das Anmeldeverzeichnis für Eltern an diesen Standorten noch einmal geöffnet werden, um den schon entstandenen Schaden für die Schulen zu verringern. „Wir wollen den Tag optimal nutzen. Und es wäre gut, wenn wir am Abend ein Ergebnis haben“, sagte Bistumssprecher Manfred Nielen.