Hamburg. Der Erhalt von acht bedrohten Schulen soll in Workshops gesichert werden. Was die Hamburger Politik zur Entwicklung sagt.
Die drohende Schließung von acht katholischen Schulen in Hamburg ist vorerst vertagt. Um die Schließung zu verhindern, hält das Erzbistum eine gemeinsame Trägerschaft mit der Hamburger Schulgenossenschaft für möglich. "Ich möchte eine langfristige und tragfähige Übernahme gemeinsamer Verantwortung für das katholische Schulwesen in Hamburg erreichen", sagte Erzbischof Stefan Heße am Montag.
Die Hamburger Schulgenossenschaft, die sich für den Weiterbetrieb der Schulen einsetzt, begrüßte das Angebot. Rund 1.000 Menschen hatten am Sonnabend für den Erhalt der Schulen demonstriert. Anfang Mai soll ein Workshop mit Experten veranstaltet werden, um eine Entscheidung für eine tragfähige Kooperation zu entwickeln.
Erzbistum entscheidet nach Workshops
Das Erzbistum schlägt vor, dass der Prozess von einer "von beiden Seiten anerkannten katholischen Persönlichkeit" begleitet wird. Entscheiden müssten am Ende aber die verantwortlichen Gremien des Erzbistums, hieß es. Nach den Worten von Generalvikar Ansgar Thim sollen nun die Daten für den Schulbereich mit der Genossenschaft ausgetauscht werden, um rechtliche und strukturelle Fragen zu klären.
Die Hamburger Schulgenossenschaft begrüßt, dass vor Ende des Workshops keine weiteren Fakten in Bezug auf die drohende Schließung geschaffen werden sollen. Aus Sicht der Genossenschaft könne der Erhalt aller katholischen Schulen nun in ein Modell gemeinsamer Verantwortung gegossen werden. Die Entscheidung des Erzbistums sei laut Nikolas Hill, Mitinitiator der Schulgenossenschaft, ein "wichtiger Schritt in die richtige Richtung".
Fachleute und Persönlichkeiten sollen beim Erhalt der Schulen helfen
Entscheidend sei nun, die Formen einer Zusammenarbeit zügig zu verabreden. Der gemeinsame Workshop unter Einbeziehung von Fachleuten und Persönlichkeiten sei sinnvoll. Gleichwohl sei seit der Ankündigung der geplanten Schulschließungen am 19. Januar schon "viel Zeit verstrichen".
Jetzt gehe es auch darum, Schüler und Eltern für die katholischen Schulen zu gewinnen. Die Genossenschaft geht von der Tragfähigkeit des eigenen Konzepts zum Weiterbetrieb der Schulen aus. "Wir haben die Zusage des Generalvikars erhalten, dass bis zum Ende des Workshops keine weiteren Fakten seitens des Erzbistums geschaffen werden", sagt Christian Bernzen von der Genossenschaft. Dazu zähle vor allem, dass es keine Veröffentlichungen des Schließungsbeschlusses im Amtsblatt geben werde.
Rabe wertet Entwicklung als gutes Zeichen
Schulsenator Ties Rabe (SPD) bewertet die Entwicklung positiv: „Das Angebot des Erzbischofs ist ein gutes Zeichen – in Hamburg redet man miteinander. Wir werden weiterhin an einer Lösung mitarbeiten!“
Stefanie von Berg, schulpolitische Sprecherin der Grünen, sei "erleichtert, dass das Bistum mit diesem ersten Schritt den Weg einer möglichen Einigung mit der Genossenschaft einschlägt". Eine gemeinsame Verantwortung von Bistum und Genossenschaft würde für die Schüler sowie für ihre Eltern Kontinuität und eine Schullaufbahn ohne verunsichernde Umbrüche bedeuten. Das sei wichtig. Sie lobte zudem das bürgerschaftliches Engagement als "starke Kraft unserer Gesellschaft".
CDU fordert von Senat belastbare Zusagen
Birgit Stöver, schulpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, äußerte sich ähnlich: „Dank des großen Engagements der Genossenschaft und der Elternvertretung gibt es nun wieder eine Chance für alle 21 katholischen Schulen." Das sei ein Lichtblick, auch wenn viele Fragen noch zu klären seien. "Wir fordern, dass nun auch der Senat belastbare Zusagen macht und sich zu einer vielfältigen Schullandschaft in Hamburg bekennt", so Stöver.
„Wir begrüßen die nun gezeigte Bereitschaft, mit der Hamburger Schulgenossenschaft nach Lösungen zu suchen", sagte die bildungspolitische Sprecherin der FDP-Bürgerschaftsfraktion, Anna von Treuenfels-Frowein. Im Sinne der betroffenen Schüler, Eltern und Lehrer erwarte die FDP zeitnah eine Entscheidung. "Eine Debatte über die Finanzierung von Schulen in freier Trägerschaft ist weiterhin dringend erforderlich.“