Hamburg. Erzbistum schließt Staatsrat und Politikerin von Verhandlungen aus. Schulgenossenschaft droht mit einem Abbruch.
Kurz vor dem für Sonnabend geplanten Workshop zur Zukunft der katholischen Schulen herrscht zwischen dem Erzbistum und der Hamburger Schulgenossenschaft Eiszeit. Der Grund: Generalvikar Ansgar Thim hat Schulstaatsrat Rainer Schulz und der Schulausschuss-Vorsitzenden der Bürgerschaft, Stefanie von Berg (Grüne), überraschend mitgeteilt, dass sie nicht an dem Workshop teilnehmen.
Auf Vorschlag der Schulgenossenschaft hatten Schulz in Vertretung des verhinderten Schulsenators Ties Rabe (SPD) und von Berg als neutrale Beobachter an dem Workshop teilnehmen sollen. Nachdem das Erzbistum dies zunächst zugesichert hatte, kam nun der Rückzieher – für die Schulgenossen überraschend. Die engagierten Katholiken sehen das Vorgehen des Erzbistums als Affront an und wollen am heutigen Freitag entscheiden, ob sie unter diesen Umständen überhaupt an dem Workshop teilnehmen.
Massiver Protest
„Es ist klug, die wichtigsten Fragen zu Beginn zu klären. Und ohne Senat und Bürgerschaft wird es keine sinnvolle Lösung geben. Die Logik dieser Absage erschließt sich uns nicht“, erklärten Rechtsanwalt Prof. Christian Bernzen und Ex-Staatsrat Nikolas Hill, Mitgründer der Genossenschafts-Initiative.
Eigentlich wollen beide Seiten in dem ganztägigen Workshop ausloten, ob und wie es möglich ist, die katholischen Schulen „in gemeinsamer Verantwortung“ weiterzuführen. Ende Januar hatte das Erzbistum bekannt gegeben, fünf der 21 Schulen aus finanziellen Gründen zu schließen. Drei weitere Standorte stehen unter einem einjährigen Moratorium mit dem Ziel, Sponsoren für den weiteren Betrieb zu finden.
Gegen die Schließungspläne erhob sich massiver Protest auch außerhalb der katholischen Gemeinden, und kurz darauf riefen engagierte Katholiken um Bernzen und Hill die Initiative zur Gründung der Schulgenossenschaft ins Leben. Das Ziel ist die dauerhafte Fortführung aller 21 katholischen Schulen.
Bedingungen einer Kooperation
Nach Anlaufschwierigkeiten erklärte Erzbischof Stefan Heße Mitte April seine Absicht, eine Kooperation mit der Schulgenossenschaft einzugehen. „Ich möchte eine langfristige und tragfähige Übernahme gemeinsamer Verantwortung für das katholische Schulwesen erreichen“, so Heße. Der Workshop, an dem auf Wunsch des Erzbistums der Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, Hans Langendörfer, und auf Wunsch der Genossenschaft der Jesuit Stefan Kiechle teilnehmen, soll Bedingungen einer Kooperation klären.
Doch vor dem Treffen läuft es – auch über den Eklat wegen der Absage an Schulz und von Berg hinaus – nicht rund. „Das Erzbistum hat der Initiative bisher auch entgegen seiner öffentlichen Ankündigung keine Daten oder weiteren Informationen zu seinen Schließungsplänen zur Verfügung gestellt“, heißt es auf der Internetseite der Schulgenossenschaft.
Stefanie von Berg: Gespräch auf Arbeitsebene
„Wir haben das Angebot gemacht, unparteiisch an dem Workshop teilzunehmen. Wenn das nicht gewollt ist, nehme ich das zur Kenntnis“, sagte Stefanie von Berg. „Für uns ist der Workshop ein Gespräch auf Arbeitsebene. Mögliche Ergebnisse werden wir später auf jeden Fall mit der Politik erörtern“, sagte Bistumssprecher Manfred Nielen.
„Wir möchten darüber beraten, ob und wie die Angebote an das Erzbistum zur Fortführung aller katholischen Schulen in Hamburg aufrechterhalten werden können“, schreibt die Schulgenossenschaft auf ihrer Homepage mit Blick auf das Treffen mit Unterstützern vor dem Workshop.