Hamburg. Die Entlastung der Max-Brauer-Allee führt zu mehr Verkehr in anderen Straßen. Auch die Neue Mitte Altona ist betroffen.
Nur 272 Anwohner werden von dem Diesel-Durchfahrverbot in der Max-Brauer-Allee profitieren. Das geht aus einer Kleinen Anfrage der CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Michael Westenberger und Dennis Thering hervor. Vermutlich in der Woche nach Pfingsten soll auf dem 580 Meter langen Straßenabschnitt Deutschlands erstes Fahrverbot für Dieselfahrzeuge gelten, die nicht die Euro-6-Norm erfüllen.
Was das für die Tausenden Anwohner der umliegenden Straßen bedeutet, ist klar. Sie werden sich auf mehr Verkehr, mehr Lärm und mehr Abgase einstellen müssen - auch in dem Wohnquartier Neue Mitte Altona.
CDU hält Fahrverbot für „absurd“ und verlangt Erklärungen
1600 Wohnungen entstehen dort im ersten Bauabschnitt am Rand der Harkortstraße, viele sind schon bezogen. Über die Folgen des Fahrverbots für diese Straße heißt es im Hamburger Luftreinhalteplan: Dort komme es zu „Mehrbelastungen, die in der Abwägung jedoch gegenüber der bisherigen Belastung in der Max-Brauer-Allee hinnehmbar sind“.
Michael Westenberger, wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, hält das Fahrverbot für „absurd“ und sagt: „Der Senat muss nun den Anwohnern der umliegenden Straßen erklären, warum sie stärker belastet werden.“
Behörde erwartet kaum höhere Belastung in Neuer Mitte Altona
In der Umweltbehörde geht man erst einmal davon aus, dass die Harkortstraße nicht wesentlich stärker belastet wird. „Die von uns empfohlene Umfahrungsstrecke für die Max-Brauer-Allee führt über die Königstraße und die Holstenstraße“, sagt Sprecher Jan Dube. Allerdings wohnen auch dort Menschen, in der Königstraße gibt es zudem eine Schule und Kindergärten. Die Straße gilt bereits als stark vom Verkehr belastet. Tim Schmuckall, CDU-Verkehrsexperte in der Altonaer Bezirksversammlung, sagt: „Es war schon mal im Gespräch, dort für die Nachtstunden Tempo 30 einzuführen.“
Das Fahrverbot für Dieselfahrzeuge, die nicht die moderne Euro-6-Norm erfüllen, soll die Stickoxidbelastung senken. Derzeit überschreitet sie in der Max-Brauer-Allee den zulässigen Grenzwert. Nun wird daran gearbeitet, die für die Umsetzung des Verbots erforderlichen Verkehrsschilder aufzustellen.
Rund zwei Drittel aller Hamburger Diesel von Verbot betroffen
Rund zwei Drittel der in Hamburg zugelassenen Dieselfahrzeuge werden die Max-Brauer-Allee nicht mehr passieren können, sobald dort das Durchfahrverbot in Kraft tritt. Zum Stichtag 1. April erfüllten 213.642 der insgesamt 329.769 Dieselautos nicht die geforderte Euro-6-Norm. Sie alle müssen demnächst die Max-Brauer-Allee zwischen der Julius-Leber-Straße und der Holstenstraße meiden und einen Umweg fahren, der natürlich deutlich länger ist als die 580 Meter messende Verbotszone.
Wann genau diese Maßnahme zur Luftreinhaltung in Kraft tritt, ist indes immer noch unklar. In der Umweltbehörde rechnet man mit der Woche nach Pfingsten (20./21. Mai). „Zunächst wollen wir die Urteilsbegründung des Bundesverwaltungsgerichts abwarten“, sagt Behördensprecher Jan Dube. Das Gericht hatte am 27. Februar entschieden, dass Städte grundsätzlich Fahrverbote verhängen können. „Wir wollen sehen, ob es in der Begründung konkrete Hinweise zur Umsetzung der Fahrverbote gibt“, sagt Dube.
Mehr als 100 neue Verkehrsschilder werden aufgestellt
An der Max-Brauer-Allee und an der Stresemannstraße, wo es ein Durchfahrverbot für Diesel-Lkw geben soll, werden derzeit die insgesamt 55 Umleitungs- und 49 Verbotsschilder aufgestellt. Dafür werden 61 neue Masten benötigt. In zwei „straßenverkehrsbehördlichen Anordnungen“, die eine gut 50, die andere rund 100 Seiten stark, ist exakt festgehalten, wo welcher Hinweis zu stehen hat.
Unter anderem muss jede Einmündung auf dem Abschnitt zwischen Julius-Leber-Straße und Holstenstraße beschildert werden. Denn mit einem alten Dieselfahrzeug darf man dort nicht mehr einbiegen.
Wer also beispielsweise in der Hospitalstraße wohnt und Richtung Sternschanze will, muss wegen diverser Verkehrsberuhigungen und Einbahnstraßen rechts in die Chemnitzstraße einbiegen, um dann über Warnholtz-, Esmarch-, Hospital- und Chemnitzstraße die Holstenstraße zu erreichen. Er hat dabei viele der ruhigen Wohnstraßen östlich der Max-Brauer-Allee durchfahren – und dabei einiges an Lärm und Abgasen erzeugt.