Hamburg. Hamburgs Bürgermeister Tschentscher hat die Finanzbehörde an Andreas Dressel übergeben – der freut sich über den Paternoster.
Es gibt einige Gründe zur Freude, wenn man in Hamburg Finanzsenator wird: Man verwaltet einen 13-Milliarden-Euro-Etat, hat Einfluss auf alle wichtigen Entscheidungen in der Stadt und ein Büro mit Blick auf den pulsierenden Gänsemarkt. Doch für Andreas Dressel, den neuen Chef der Behörde und damit Nachfolger des neuen Bürgermeisters Peter Tschentscher (SPD), gibt es noch einen weiteren Grund zur Freude: endlich wieder Paternoster fahren!
Für ihn sei die Übernahme des Amtes wie eine Rückkehr zu seinen Wurzeln, sagte der bisherige SPD-Fraktionschef in der Bürgerschaft am Donnerstag bei der Amtsübergabe. „Denn meine ersten Schritte in eine Hamburger Fachbehörde habe ich hier am Gänsemarkt gemacht.“ Damals, Anfang der 80er-Jahre, sei sein Vater Abteilungsleiter in der Finanzbehörde gewesen. Und was macht ein kleiner Steppke, der Papa zur Arbeit begleitet? „Natürlich bin ich damals reichlich Paternoster gefahren“, berichtete der 43-Jährige zur Erheiterung der Gäste und betonte: „Und freue mich, dass das noch möglich ist.“
Fahrstuhlfotos für Politiker eigentlich tabu
Obwohl Fahrstuhl-Fotos für Politiker eigentlich tabu sind – gefährliche Symbolik... –, erfüllte Dressel später mit sichtlichem Spaß den Wunsch der Fotografen. Überhaupt war es eine ungewöhnlich heitere Amtsübergabe, an der auch die früheren Senatoren Elisabeth Kiausch (SPD), Herlind Gundelach und Wolfgang Peiner (beide CDU) teilnahmen.
Als Finanz-Staatsrätin Bettina Lentz den bisherigen Amtsinhaber Peter Tschentscher mit den Worten „Der Erste Bürgermeister hat das Wort“ begrüßte, gab es ebenso langen Applaus wie nach dessen kurzer Ansprache. Ganz offensichtlich schätzten die meisten Mitarbeiter der Behörde ihren seit 2011 amtierenden Chef – auch wenn kaum jemand ein Geheimnis daraus machte, dass der Senator so manchen mit seiner ungeheuren Akribie mitunter an den Rande der Verzweiflung bringen konnte.
Viele Lacher bei Amstübergabe an Dressel
Tschentscher griff das selbst mit einem Augenzwinkern auf: „Sollte ich mich irgendwann einmal so benommen haben, wie es sich nicht gehört als Präses einer Behörde, bitte ich um Nachsicht.“ Seinen Nachfolger, der lange selbst als Favorit auf den Bürgermeister-Posten galt, darauf aber vor allem mit Blick auf seine drei kleinen Kinder verzichtet hatte, pries Tschentscher mit warmen Worten und sorgte dabei erneut für viele Lacher: Dressel verfüge über breite politische Erfahrung, sei „ unglaublich klug und fleißig“ und werde auch „öfter freundlicher“ sein – eine selbstironische Anspielung auf Dressels großes Kommunikationstalent, das in gewissem Gegensatz zur eher unterkühlten Art seines Vorgängers steht.
Große Bedeutung der Finanzbehörde
Der neue Finanzsenator versprach denn auch, er werde seine offene Art nicht ändern – und begrüßte Bürgermeister, Staatsrätin und Rechnungshofpräsident gleich mit Vornamen. Ohne einen Hauch Wehmut ging es natürlich nicht. „Bei aller Freude auf das neue Amt: Dieses berühmte weinende Auge gibt es auch bei mir“, sagte Tschentscher. Er sei sieben Jahre lang gern Finanzsenator gewesen. Beruhigt ausscheiden könne er auch deshalb, weil er sich „als Erster Bürgermeister auch weiterhin für die Belange der Finanzbehörde interessieren darf“, so Tschentscher. In das Gelächter hinein erklärte der Senatschef: Das sei keine Drohung, sondern solle nur verdeutlichen, welche große Bedeutung die Finanzbehörde für ganz Hamburg habe.