Hamburg. Urwälder in den Parks, wildes Grün an Hauptverkehrsstraßen: Umweltsenator Kerstan will Parks und Naturschutzgebiete verbinden.

Mehr Langgraswiesen, mehr Totholzbereiche, mehr Artenvielfalt: In ausgewählten Bereichen wie Parks und Naturschutzgebieten soll die Stadt in den kommenden Jahren kontrolliert verwildern. Dafür legt der Senat mit Unterstützung des Bundes ein neues Großprojekt namens „Natürlich Hamburg!“ auf – die erste Initiative dieser Art in einer deutschen Großstadt.

Zwölf Prozent der Stadtfläche sollen damit in den kommenden 14 Jahren begleitet naturbelassener werden, dazu zählen auch die Ränder von Hauptverkehrsstraßen. Gleichzeitig werde damit das Grün der Stadt strukturierter und zugänglicher für ein größeres Umweltpublikum. Die entsprechenden Pläne stellte Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) am Dienstag vor.

Urwald in Hamburg

Um sich ein Bild von den Plänen machen zu können, soll am Anfang der Grün-Offensive eine Schaufläche im Park Planten un Blomen stehen. Als ausgewählte Pilotflächen für wildere Bereiche wie ungemähte Wiesen, urwaldähnliche Bereiche oder frei wuchernde Wälder präsentierte Kerstan die Wallanlagen und das citynahe Naturschutzgebiet Eppendorfer Moor. Bis 2021 soll dort der Zustand detailliert erhoben werden, um gezielte Pflege und Entwicklung zu planen. Bis zum Ende des Projekts sollen 21 Parks und 19 Naturschutzgebiete sowie drei Biotopverbände durch konzertierte Eingriffe einerseits vielfältiger und naturnäher, andererseits gepflegter und besser zugänglich sein.

Auch das bislang unentdeckte Naturpotenzial des Straßenrandes soll dabei gehoben werden. Für die Wildbegrünung werden zuerst die Eiffestraße, die Bergedorfer Straße und die Hamburger Straße untersucht. In dieser ersten Phase steuert das Bundesamt für Naturschutz 2,1 Millionen Euro bei, 800.000 Euro kommen aus dem Haushalt der Stadt. Insgesamt beteiligt sich das Bundesamt für Naturschutz (BfN) bis zum Jahr 2031 mit knapp 22 Millionen Euro an dem Aufbau der naturnahen Metropole. Ein Ziel sei unter anderem, die Artenvielfalt Hamburgs zu erhöhen.

Parks und Naturschutzgebiete gemeinsam "gemanagt"

„Wir bringen das Management von Grünflächen und Parks auf der einen und von Naturschutzgebieten auf der anderen Seite zusammen“, sagte Umweltsenator Jens Kerstan bei der Vorstellung. Es soll gezeigt werden, dass naturbelassene Bereiche auch in gepflegte Parks passen und Naturerlebnisse bieten.

Matthias Herbert, Leiter der Abteilung Natur und Landschaft in Planung und Nutzung im BfN, sagte, dass „Natürlich Hamburg!“ zentrale Forderungen des Naturschutzes an die integrierte Stadtentwicklung umsetze. Dazu gehöre die Förderung der Biodiversität nicht nur an den Rändern, sondern auch in der City. So sollen auch zentrumsnahe Parks künftig mehr naturbelassene Bereiche bekommen. Insgesamt soll das Naturerleben für Großstädter erleichtert werden.

Das vom Bund mit knapp 20 Millionen Euro geförderte Projekt ist ein Langstreckenlauf von 14 Jahren. Parks und Naturschutzgebiete werden enger miteinander verbunden. Besonders sei, dass erstmals nicht in die Fläche gegangen werden, sondern in den urbanen Raum einer Großstadt. Insgesamt ist das Projekt auf 6200 Hektar ausgelegt. Die gesamte Fläche Hamburgs beträgt etwa 75.000 Hektar, also 755 Quadratkilometer.