Hamburg. Keiner soll künftig so viel Einfluss haben wie der Hamburger Bürgermeister. Eine Umfrage offenbart tiefe Einblicke in die SPD.

Nein zur Großen Koalition: Die SPD hat sich vor der Bundestagswahl und auch danach klar positioniert. Doch diese Zahlen spätestens dürften den angeschlagenen Kanzlerkandidaten Martin Schulz, gleichzeitig mit 100 Prozent gewählter SPD-Vorsitzender, jetzt nachdenklich stimmen: Mehr als jedes dritte SPD-Mitglied (36 Prozent) befürwortet eine Neuauflage der Koalition mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und der CDU/CSU. 13 Prozent der SPD-Mitglieder sind nach einer aktuellen Forsa-Umfrage für RTL und n-tv für Neuwahlen. Jeder zweite Sozialdemokrat (48 Prozent) wünscht sich, dass die SPD eine schwarz-grüne Minderheitsregierung toleriert. Heißt: Die Mehrheit verfährt nach dem Prinzip "Lass die anderen machen, wir entscheiden von Fall zu Fall, was wir unterstützen".

Für Hamburger aber entscheidender an der Umfrage: Bürgermeister Olaf Scholz, seit dem G20-Gipfel in der Hansestadt politisch angezählt, soll mehr Einfluss in der Parteispitze und damit in Berlin haben. Unter denen, die für SPD-Mitglieder Potenzial haben, ist Scholz der gefragteste. 62 Prozent fordern, er solle zukünftig mehr in der SPD zu sagen haben. 50 Prozent wollen das für den wiedergewählten niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil, 36 Prozent für Sigmar Gabriel, noch Bundesaußenminister, 34 Prozent für die neue Fraktionschefin Andrea Nahles.

Güllner: Schulz' Wiederwahl wäre nicht sicher

Für 33 Prozent der Befragten soll das Thorsten Schäfer-Gümbel sein, für 32 Prozent Ministerpräsidentin Manuela Schwesig. 23 Prozent fordern für Ralf Stegner künftig mehr Einfluss. Bitter: Nur 29 Prozent sagen, SPD-Chef Martin Schulz solle künftig mehr Einfluss haben, 30 Prozent wollen, dass sein Einfluss schrumpft.

Die Gründe für die Wahlniederlage der SPD sehen 34 Prozent der Mitglieder darin, dass das SPD-Profil in der Großen Koalition "nicht genügend wahrgenommen" worden sei. 24 Prozent sagen, der Wahlkampf sei schlecht geführt worden. 23 Prozent halten Martin Schulz für den falschen Kanzlerkandidaten.

Forsa-Chef Manfred Güllner kommentierte die Ergebnisse in der Mediengruppe RTL so: "Wäre eine allgemein akzeptierte attraktive Alternative zu Schulz vorhanden – seine Wiederwahl als Vorsitzender beim bevorstehenden SPD-Parteitag wäre wohl stark gefährdet."