Hamburg / Berlin. Viertklässler legen im Länderranking der IQB-Bildungsstudie leicht zu. Wie gut schneiden Sie ab? Machen Sie hier den Test.

Es war eine völlig ungewohnte Rolle für Schulsenator Ties Rabe (SPD): Bei der Präsentation der Ergebnisse der IQB-Bildungsstudie 2016 hoben die Wissenschaftler Hamburg ein ums andere Mal als Vorbild hervor. Der Stadtstaat, viele Jahre am Tabellenende des Länderrankings bei Schülertests, hat dem bundesweiten Trend zu schlechteren Leistungen der Viertklässler in den Fächern Deutsch und Mathematik getrotzt.

Viele Länder fielen gegenüber 2011 bei den Leistungen zurück

Während die Leistungen in Mathematik bundesweit um 17 Punkte gegenüber der Vorgängerstudie aus dem Jahr 2011 auf der sogenannten 500er-Skala abfielen, blieb der Wert in Hamburg mit einem Minus von einem Punkt nahezu stabil. Bei den Leseleistungen im Fach Deutsch konnte sich Hamburg als einziges Bundesland sogar um neun Punkte signifikant verbessern, während die Wissenschaftler bundesweit ein Minus von sieben Punkten ermittelten. Insgesamt kletterte Hamburg im Länderranking von Platz 14 auf Platz zwölf.

Noch etwas günstiger fällt die Betrachtung aus, legt man das Erreichen des Regelstandards in den beiden Fächern zugrunde. Hier belegt der Stadtstaat sogar Rang elf. Hamburg konnte als einziges Bundesland den Anteil der Kinder erhöhen, die den Regelstandard in den Bereichen Lesen und Zuhören im Fach Deutsch schaffen. Beim Hörverstehen liegen die Hamburger deutlich über dem Bundesschnitt, beim Lesen auf dem Bundesniveau, hier ist die Verbesserung gegenüber 2011 allerdings besonders groß.

Nur in Hamburg wurden Mathematik-Leistungen besser

Eine Überraschung gab es beim Krisenfach Nummer eins der Hamburger Schüler: In Mathematik konnte allein Hamburg den Anteil der Kinder, die den Regelstandard schaffen, verbessern – wenn auch nur leicht. Dagegen schnitten die Viertklässler in allen anderen Ländern schlechter ab als ihre Altergenossen 2011.

Hier fällt auf, dass der Absturz in Ländern wie Baden-Württemberg, Niedersachsen oder Nordrhein-Westfalen besonders deutlich ausfiel: Der Anteil der Kinder, die den Regelstandard dort erreichen, ging um sieben bis zehn Prozentpunkte zurück. Als eine Ursache für die Verschlechterung sehen Experten den zum Teil deutlich gestiegenen Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund an, die sehr häufig schlecht oder gar nicht Deutsch sprechen.

Der Blick auf die absoluten Werte zeigt die Hamburger Probleme

Ein Blick auf die absoluten Werte verdeutlicht, wo die Hamburger Probleme liegen. In der Rechtschreibung landeten 27,4 Prozent der Viertklässler unter dem Mindeststandard. Bundesweit beträgt der Wert 22,1 Prozent. Nur 47,6 Prozent der Hamburger Kinder schaffen den Regelstandard in der Orthografie – bundesweit sind es immerhin 53,9 Prozent. Bayern – einmal mehr Vorreiter – kommt auf 67,6 Prozent.

Ähnlich ist die Lage in Mathematik: 21,4 Prozent der Hamburger Viertklässler liegen unter dem Mindeststandard. Bundesweit sind es 15,4 Prozent, aber in Bremen sind es 35,4 Prozent – das ist ein trauriger Spitzenwert.

Senator Ties Rabe ist zufrieden – will aber noch mehr tun

„Hamburg kann sich klar vom schlechten Bundestrend absetzen. Kein anderes Land hat den Bundestrend so deutlich überflügelt“, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD). „Aber wir dürfen uns nicht ausruhen, es bleibt noch viel zu tun.“ Rabe verwies darauf, dass die IQB-Bildungsstudie, die die Leistungen der Neuntklässler 2015 untersucht hatte, Hamburg sogar auf Rang fünf gesehen hatte. Allerdings waren damals nur die Fächer Deutsch und Englisch, nicht Mathematik, getestet worden.

Opposition fokussiert auf die Schwächen der Schüler

Die Opposition richtete das Augenmerk vor allem auf die Schwächen Hamburger Schüler. „Die Rechtschreibung bleibt neben den Mathematikdefiziten das Hauptproblem unserer Schüler. Hier liegen sie bundesweit deutlich unter dem Durchschnitt, Fortschritte sind kaum zu erkennen“, sagte CDU-Bildungspolitikerin Birgit Stöver.

Dabei gebe kein Land pro Grundschüler mehr Geld aus als Hamburg. Rabe müsse jetzt beantworten, wie er die Defizite beseitigen wolle. „Durchschnitt ist Mittelmaß, und das kann kein Maßstab für Hamburg sein“, so Stöver. Der Lernrückstand an den Grundschulen könne später häufig nicht mehr aufgeholt werden.

Leitartikel: Ein Zeugnis macht Mut

„Der ständige Wettstreit um Podiumsplätze darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Hamburger Grundschulen mehr Unterstützung bei der wichtigen Aufgabe der inklusiven Beschulung und bei der Förderung der Kinder mit Migrationshintergrund brauchen“, sagte Linken-Fraktionschefin Sabine Boeddinghaus. Der IQB-Bildungstrend, der die Nachfolge der Pisa-Tests angetreten hat, wird vom Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) in Berlin verantwortet.

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