Hamburg. Hamburgs Viertklässler verbessern sich in Deutsch und Mathematik leicht.

Bei der flächendeckenden und langfristig angelegten IQB-Bildungsstudie, die die Schülerleistungen in den 16 Ländern regelmäßig untersucht, ist es ein bisschen so wie beim Gleichnis vom Hasen und dem Igel. Die Flächenländer müssen nach Durchsicht der Ergebnisse der aktuellen Studie zu den Deutsch- und Mathematikleistungen der Viertklässler etwas erschrocken feststellen, dass sie vor einer pädagogischen Herausforderung stehen, die den Stadtstaaten seit Jahren vertraut ist.

Seit 2011 hat sich die Schülerschaft vor allem in den Flächenländern deutlich gewandelt, der Anteil der jetzt getesteten Viertklässler mit Migrationshintergrund ist bundesweit von 24,7 auf 33,6 Prozent deutlich angestiegen – nicht zuletzt aufgrund der starken Zuwanderung von Flüchtlingen im Jahr 2015. In Hamburg liegt der Anteil seit Jahren deutlich höher und erreicht jetzt 48,5 Prozent. „Ich bin schon da“, könnten die Stadtstaaten den Flächenländern zurufen – wie der Igel dem atemlosen Hasen in dem Märchen.

Was das alles mit den Schülerleistungen zu tun hat? Vermutlich sehr viel. Bundesweit sind die Fähigkeiten der Grundschüler in den Bereichen Hörverstehen und Orthografie in Deutsch sowie in Mathematik seit 2011 abgesackt. Ein entscheidender Faktor dürfte dabei sein, dass die meisten der hierher geflüchteten Kinder wenig oder gar kein Deutsch sprechen können und es ihnen daher sehr schwerfällt, dem Unterricht an einer deutschen Regelschule zu folgen.

Bei aller Vorsicht der Interpretation lassen sich in der IQB-Studie Hinweise darauf finden, dass gerade Hamburg mit der Herausforderung durch diese Veränderung besser klarkommt. Im Gegensatz zum Beispiel zum diesmaligen Verlierer Baden-Württemberg – traditionell an der Spitze bei Schülerleistungstests –, konnte Hamburg seine Position halten oder sogar ausbauen. Das mag daran liegen, dass die Lehrer schon länger Erfahrung im Unterricht von Kindern haben, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Vielleicht spielt auch eine Rolle, dass hier darauf geachtet wurde, dass Flüchtlingskinder bereits in den Erstaufnahmeeinrichtungen an Deutschkursen teilnehmen und möglichst schnell auf Regelschulen wechseln – trotz aller Probleme dabei.

Alles in allem fällt die Bilanz der Studie gemischt aus, aber mit positiver Tendenz. Der Nachholbedarf ist nach wie vor enorm, das zeigt allein schon der Blick auf die großen Problemzonen der Hamburger Schüler: Rechtschreibung und Mathematik. In der Orthografie erreichen 27,4 Prozent der Hamburger Viertklässler nicht den Mindeststandard. In Mathematik sind 21,2 Prozent weit unterdurchschnittlich. Da kann es nicht trösten, dass es in Berlin und Bremen noch schlechter aussieht.

Dennoch überwiegen die Signale der Hoffnung. Zwei Beispiele: Der Anteil der Kinder, die in Deutsch beim Lesen und Zuhören den Regelstandard erreichen, ist in keinem Land gegenüber 2011 gestiegen – nur in Hamburg. Und selbst in Mathe gibt es einen Trend nach oben: Nur in Hamburg ist der Anteil der Kinder, die den Regelstandard erreichen, gestiegen – wenn auch nur leicht. In Baden-Württemberg, Bremen, Niedersachsen oder Nordrhein-Westfalen sank die Quote dagegen um sieben bis zehn Prozentpunkte.

Schwerpunkt Orthografie in der Grundschule, mehr Fachlehrerunterricht in Mathematik – Anfänge sind gemacht. Dennoch ist es ein langer Weg, bis Hamburg bundesweit Spitze sein wird, was Schulsenator Ties Rabe (SPD) als Ziel ausgegeben hat.