Hamburg. Immer mehr Senioren sind auf “Alters-Hartz“ angewiesen. Doch es gibt auch gute Nachrichten zu Rentnern in Hamburg.

Die Zahl der Rentner in Hamburg, die mutmaßlich in Altersarmut leben, nimmt deutlich zu. Wie aus der Senatsantwort auf eine Anfrage der Linken-Fraktion hervorgeht, waren es im Jahr 2004 noch 14.157 Senioren, die von Grundsicherung im Alter lebten (4 Prozent aller Rentner in Hamburg). Im Jahr 2016 hatten sich die Zahlen verdoppelt: Nun gibt es 24.807 Rentner, die zusätzlich zu gänzlich fehlenden Einnahmen oder einer Mini-Rente „Alters-Hartz“ beziehen. Das sind 7,3 Prozent oder etwa jeder 13. Hamburger über 65 Jahre.

Die anteilig meisten armen Rentner leben in Rahlstedt, Jenfeld, in Horn, auf St. Pauli, in Billstedt, aber auch im Kerngebiet Eimsbüttel, in Lurup und Altona-Altstadt. Die wenigsten finden sich erwartungsgemäß in den Elbvororten und Blankenese.

Altersarmut in Hamburg wird zunehmen

Der seniorenpolitische Sprecher, der Linken, Deniz Celik sagte: „Insbesondere Menschen, die frisch aus dem Erwerbsleben ausscheiden, sind viel öfter auf Grundsicherung angewiesen als die älteren Jahrgänge. Das ist ein starkes Anzeichen dafür, dass die Zahl der Grundsicherungsempfänger in den kommenden Jahren noch schneller steigen wird. Diese dramatische Entwicklung ist eine tickende Zeitbombe für den sozialen Frieden in unserer Stadt.“

Das hat auch damit zu tun, dass jetzt Menschen in Rente gehen, die kaum privat vorgesorgt haben und ebenso wenig in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt haben. Wer prekär beschäftigt war oder längere Phasen von Arbeitslosigkeit in der Erwerbsbiografie hat, dem fehlen am Ende Punkte für die gesetzliche Rente.

Riester-Rente nützt auch Geringverdienern

Der Senat weist in seiner Antwort aber darauf hin, dass sich seit einigen Jahren insgesamt die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Hamburg erhöht habe. Auch das führt natürlich zu einer besseren Absicherung der Arbeitnehmer für das Alter. Und seit Jahren weisen Experten und Politik darauf hin, dass Arbeitnehmer auch privat vorsorgen müssen. Dafür wurde die vielfach kritisierte, aber in vielen Fällen noch lohnenswerte Riester-Rente eingeführt. Sie gewährt auch Geringverdienern bei kleinen Beiträgen hohe staatliche Zuschüsse, gerade für Familien mit Kindern.

Die Linke betont, dass immer mehr Rentner in Hamburg sich etwas dazuverdienen. Doch auch Experte Celik sagt, es sei nicht immer klar, ob dieses Zubrot ein Muss für den Lebensunterhalt ist oder ein Nebenverdienst für fitte Omas und Opas. In jedem Fall gibt es aber Tausende Hamburger, deren Alterseinkommen nicht für das Leben in der Großstadt reicht. Celik forderte den Senat auf, die Altersarmut zu bekämpfen. Als Maßnahmen schlägt er mehr Sozialwohnungen vor, den „Aufbau von kostenfreien haushaltsnahen Dienstleistungen“ sowie ein den ganzen Tag geltendes HVV-Ticket für Senioren.

Mehr Hamburger Rentner in "normalen" Jobs

Die Zahl der geringfügig Beschäftigten im Alter (18.811) ist etwa dreimal höher als die derjenigen, die komplett sozialversicherungspflichtig arbeiten (6672). Doch der Anstieg bei denen, die über 65 sind, arbeiten und gleichzeitig Sozialbeiträge zahlen, wuchs in den vergangenen zehn Jahren erheblich schneller. Dafür gibt es mehrere Deutungsmöglichkeiten: Mehr Rentner haben und brauchen feste Jobs, um über die Runden zu kommen. Oder mehr Hamburger Senioren arbeiten nicht mehr nur in prekären Jobs. Oder Rentner sind so gefragt, dass sie einfach über die Regelaltersgrenze hinaus „normal“ arbeiten.