Kiel. Die Zahl derjenigen, die im Alter auf staatliche Hilfe angewiesen sind, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, steigt weiter an.

Die Zahl der älteren Menschen, die auf staatliche Hilfe angewiesen sind, nimmt in Schleswig-Holstein weiter zu. Ende vergangenen Jahres erhielten im nördlichsten Bundesland gut 20 200 Menschen im Alter von mehr als 64 Jahren Grundsicherungsleistungen für die laufende Lebensführung, berichtete am Donnerstag das Statistikamt. Das war die höchste Zahl seit Einführung der Statistik im Jahr 2003.

Der Zuwachs betrug zum Vorjahr gut drei Prozent und im Vergleich zu 2010 sogar 30 Prozent. Ende 2015 waren 60 Prozent der Unterstützten Frauen. 14 Prozent wohnten in Heimen. 80 Prozent bezogen Grundsicherungsleistungen ergänzend zur Altersrente. 29 Prozent waren zuvor auf Arbeitslosengeld II („Hartz IV“) und 16 Prozent auf Sozialhilfe in Form von laufender Hilfe zum Lebensunterhalt angewiesen.

DGB: Zahlen sind Aufruf an Politiker und Arbeitgeber

Der DGB wertete die Zahlen als Aufruf für Politiker und Arbeitgeber, eine Rentenreform in Angriff zu nehmen. Der Sinkflug des Rentenniveaus müsse gestoppt werden, sonst müssten immer mehr Arbeitnehmer im Alter zum Sozialamt, sagte der Landesvorsitzende Uwe Polkaehn.

Auch Großverdiener und Vermögende müssten einzahlen, um die gesetzliche Rente zu stabilisieren und die Armutsfalle zu schließen. Das Problem sei im Norden besonders groß, weil hier die Löhne schon lange im Keller seien und Arbeitgeber massenhaft tariflich gesicherte Beschäftigungsverhältnisse durch prekäre Arbeit ersetzten.

Stärkerer Anstieg in Hamburg

In Hamburg stieg der Prozentsatz der Grundsicherungs-Empfänger noch stärker an. Ende 2015 erhielten knapp 24.700 Senioren über 64 Jahre Grundsicherung. Das sind gut fünf Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Damit habe sich auch in der Hansestadt der Trend der Vorjahre fortgesetzt, teilte das Statistikamt Nord mit. Im Vergleich zu 2010 ist es sogar eine Steigerung um fast 33 Prozent. 56 Prozent der Unterstützten waren Frauen, sieben Prozent lebten in Einrichtungen und 78 Prozent erhielten die Hilfe ergänzend zur Altersrente. 38 Prozent bekamen vor der Grundsicherung bereits „Hartz IV“. Weitere 19 Prozent bezogen zuvor Sozialhilfe zum Lebensunterhalt.