Hamburg. Der rot-grüne Senat stellt Allermöher Wiesen unter besonderen Schutz. Zwei weitere Gebiete sollen in dieser Legislaturperiode folgen.

Die Hansestadt bekommt ein neues Naturschutzgebiet. Der rot-grüne Senat hat am Dienstag beschlossen, dass die Allermöher Wiesen einschließlich des Alten Billwerder Bahndamms fortan unter besonderem Schutz stehen sollen. Sie sind nun das mittlerweile 33. Naturschutzgebiet auf der Fläche Hamburgs.

„Das Gebiet mit einer Fläche von 106 Hektar ist geprägt von Grünland und offenen Feuchtwiesen und bietet eine ideale Heimat für seltene Vogelarten wie den Kiebitz, die Uferschnepfe oder den Rotschenkel“, teilte die Umweltbehörde am Dienstag mit. Die Gesamtfläche der Naturschutzgebiete in Hamburg betrage laut Senat damit nun bereits 6841 Hektar. Damit seien „erstmals mehr als neun Prozent der Landesfläche Hamburgs Naturschutzgebiete – das ist mehr als in jedem anderen Bundesland“.

Allermöher Wiesen als "Lückenschluss"

Das neue Gebiet bilde den „Lückenschluss“ zwischen den Naturschutzgebieten „Die Reit“ und der „Boberger Niederung“ und sichere so einen wichtigen Biotopverbund im Hamburger Osten. Es umfasse sowohl „Grünland- als auch Trockenlebensräume“. Das „weithin offene, von Gräben durchzogene Grünland macht mit 88 Hektar den Großteil des Gebietes aus und ist durch Wiesen und Rinderweiden geprägt“, so die Behörde.

Wiesenvögel wie etwa Uferschnepfe, Rotschenkel, Kiebitz und Bekassine fänden hier optimale Lebensbedingungen. Diese gehörten zu den am stärksten gefährdeten Vogelarten in Deutschland. Die Uferschnepfe gelte in Hamburg aber auch in ganz Deutschland als „vom Aussterben bedroht“. In den Gräben lebten zudem seltene Amphibien wie zum Beispiel der Moorfrosch.

Eine Übersicht über alle Landschafts- und Naturschutzgebiete in Hamburg. Hervorgehoben sind die Allermöher Wiesen
Eine Übersicht über alle Landschafts- und Naturschutzgebiete in Hamburg. Hervorgehoben sind die Allermöher Wiesen © Behörde für Umwelt und Energie

„Dies ist das erste von drei neuen Naturschutzgebieten in Hamburg, die in dieser Legislaturperiode vorgesehen sind“, sagte Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne). „Kein anderes Bundesland hat einen größeren Anteil seiner Landesfläche unter Naturschutz stehen. Obwohl Hamburg wächst und dichter bebaut wird, sorgen wir dafür, dass die Lebensqualität erhalten bleibt.“ Die Allermöher Wiesen seien schon jetzt ein wertvoller Lebensraum für seltene Arten.

Senat plant, noch zwei weitere Naturschutzgebiete auszuweisen

„Für den Artenschutz ist es wichtig, dass wir mit diesem Gebiet einen Lückenschluss schaffen und mehrere Naturschutzgebiete zu einem Biotopkorridor verbinden. In der Nachbarschaft zu den Allermöher Wiesen entstehen viele neue Wohnungen“, so Kerstan. „Auf die Bewohnerinnen und Bewohner wartet ein spannendes und vielfältiges Natur-Umfeld für Spaziergänge oder Joggingtouren im Grünen.“

Nach der Ausweisung der Allermöher Wiesen plant der Senat in dieser Wahlperiode noch zwei weitere Naturschutzgebiete auszuweisen: die Neuländer Moorwiesen an der Süderelbe im Bezirk Harburg mit etwa 255 Hektar und das Naturschutzgebiet Duvenwischen in Volksdorf mit rund 43 Hektar Fläche.

"Hamburgs Natur kann durchaus mehr Schutz gebrauchen"

Der Vorsitzende vom Nabu in Hamburg, Alexander Porschke, begrüßte die aktuelle Entscheidung, dass weitere Flächen unter Schutz gestellt werden. "Hamburgs Natur kann durchaus mehr Schutz gebrauchen", sagte er. Allerdings dürfe ein Naturschutzgebiet wie die "Allermöher Wiesen" nicht nur auf der Landschaftskarte existieren.

"Auch unter dem neuen Schutzstatus müssen die Lebensräume für Tiere und Pflanzen mit entsprechenden Maßnahmen weiter aufgewertet und gepflegt werden", sagte Porschke. "Es kommt vor allem jetzt darauf an, weitere Naturflächen im Landschaftskorridor funktionsfähig miteinander zu verbinden." Nur so könne ein überlebensnotwendiger Austausch der dort existierenden Naturbewohner stattfinden.