Rotherbaum. Zunächst wird der Philturm für rund 60 Millionen Euro umgebaut. Auch alle anderen Gebäude stehen auf dem Prüfstand.
Die seit Jahren angekündigte und von der Universität sehnsüchtig erwartete Sanierung des zentralen Campus Von-Melle-Park soll Anfang 2018 mit dem Umbau des Philosophenturms („Philturm“) beginnen. Nach Abendblatt-Informationen ist der Generalplanervertrag mit der städtischen Sprinkenhof GmbH abgeschlossen. Sie soll das 50 Jahre alte, denkmalgeschützte Gebäude grundinstandsetzen und im Inneren umgestalten, um es dann von Frühjahr 2020 an als neuer Eigentümer an die Stadt zu vermieten. Dieses Mieter-Vermieter-Modell praktiziert der Senat bereits an vielen Stellen – etwa bei den Schulgebäuden.
„Nachdem die schrittweise Modernisierung und Neubebauung des Campus Bundesstraße bereits begonnen wurde, wollen wir nun auch den zentralen Campus Von-Melle-Park in Angriff nehmen“, sagte Julia Offen, Sprecherin von Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne), dem Abendblatt. „Zentraler Baustein ist dabei die aufwendige Sanierung und Umgestaltung des Philturms. Damit der Studienbetrieb gewährleistet ist, suchen wir für die Mitarbeiter und die Studenten, die das Gebäude täglich nutzen, für die Bauphase Mietobjekte in vertretbarer Entfernung zum Campus.“
Fachbereiche müssen umziehen
Das wird keine leichte Aufgabe. Denn der Philosophenturm gilt mit seinen 14 Geschossen, sieben Hörsälen, mehr als 50 Seminarräumen, einer Mensa sowie einer unüberschaubaren Anzahl an Büros und Bibliotheken als das meistgenutzte Gebäude der Universität. Zu Spitzenzeiten gehen hier täglich Tausende Menschen ein und aus. Nach derzeitigem Planungsstand müsste das Gebäude spätestens nach dem Wintersemester 2017/2018 „leer gezogen“ und die Fachbereiche interimsweise auf andere Gebäude verteilt werden.
Der Philturm soll nicht nur saniert, sondern im Inneren umgestaltet und den aktuellen Anforderungen der geisteswissenschaftlichen Fakultät – hierzu zählen etwa die Fachbereiche Philosophie, Geschichte sowie Sprach- und Literaturwissenschaftler – angepasst werden. Unter anderem sollen die noch über fast alle Geschosse verteilten Bibliotheken im oberen Teil des Hochhauses auf fünf Ebenen mit einer Fläche von 6000 Quadratmetern zusammengefasst werden. Und im Innenhof soll ein zweigeschossiger Neubau 1000 Quadratmeter neue Fläche schaffen.
Logistische Herauforderung
„Umbau und Sanierung eines denkmalgeschützten Hochhauses wie des Philturms sind eine anspruchsvolle, aber aufgrund unser langjährigen Erfahrung lösbare Aufgabe“, sagte Lars Vieten, Sprecher der Sprinkenhof GmbH. Nachdem bislang nur eine grobe Kostenschätzung vorliegt, wonach das Projekt rund 60 Millionen Euro kosten könnte, hat die Sprinkenhof GmbH nun den Planungsauftrag ausgeschrieben und will diese Leistung noch im August vergeben. „Ziel ist es, bis Mitte 2017 eine Entwurfsplanung mit einer belastbaren Kostenschätzung vorliegen zu haben“, so Vieten. „Sollte die Bürgerschaft auf dieser Basis die Mittel bewilligen, könnte Anfang 2018 mit den Maßnahmen begonnen werden und das Gebäude unter der Voraussetzung eines normalen Bauverlaufs zum Sommersemester 2020 für den Universitätsbetrieb wieder zur Verfügung stehen.“
Parallel werden auch alle anderen Uni-Gebäude auf ihren Sanierungs- und Modernisierungsbedarf hin untersucht. Diesen Auftrag hat die Wissenschaftsbehörde bereits an das auf Hochschulen spezialisierte Planungsbüro Rheform vergeben. Anfang 2017 werden die Ergebnisse erwartet. Absehbar ist dabei schon jetzt, dass auch das Gebäude der Wirtschaftswissenschaften („WiWi-Bunker“) einer grundlegenden Modernisierung und Sanierung unterzogen werden muss. Derzeit wird versucht, es mit Bordmitteln einigermaßen instand zu halten. Auch am Philturm waren schon Fassade, Dach und Brandschutz saniert worden, was eine Grundinstandsetzung jedoch nicht ersetzen konnte.
Grundsätzlich gilt die Ansage des Senats, dass in diesem Jahrzehnt rund eine Milliarde Euro in die Hochschulen investiert werden sollen. Nachdem am Forschungscampus Bahrenfeld ein Neubau nach dem anderen entsteht, wird derzeit auch der Campus Bundesstraße völlig umgestaltet. Unter anderem wird das „Haus der Erde“ neu gebaut, in das die Geowissenschaften und die Klimaforscher einziehen sollen. Danach entstehen Neubauten für das MIN-Forum und die Informatik, und schließlich soll von 2021 an das riesige Geomatikum grundsaniert und modernisiert werden – allein hierfür wird mit Kosten von mehr als 100 Millionen Euro gerechnet.
Uni-Präsident Lenzen nannte seine Gebäude einst „Ruinen“
Das ganze Projekt „Uni-Sanierung“ hat eine lange Vorgeschichte. Die damalige Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU) hatte bis 2010 noch den Plan verfolgt, Teile oder sogar die gesamte Universität auf dem Kleinen Grasbrook im Hafen neu zu bauen. Das scheiterte jedoch an unterschiedlichen Bedenken, unter anderem der Hafenwirtschaft, aber auch aus dem Bezirk Eimsbüttel, der „sein“ Uni-Viertel behalten wollte. Schließlich wurde entschieden, die Uni am bestehenden Standort grundlegend zu sanieren. Weil das zunächst schleppend anlief, ließ sich Uni-Präsident Dieter Lenzen 2014 zu dem schon legendären Satz hinreißen, er wolle „verdammt noch mal wissen, wann diese Ruinen, die sich hier Universität nennen, renoviert werden“.
Auch der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Thilo Kleibauer verfolgt das Thema seit Jahren. Erst kürzlich hatte er sich mittels einer Kleinen Anfrage an den Senat nach dem Sachstand erkundigt. Dass es nun vorangeht, begrüßt er, sagt aber auch: „Für die Sanierung des Philosophenturms hat die Bürgerschaft bereits 2014 Planungsmittel bewilligt. Es ist ärgerlich, dass die Senatorin erst jetzt die Planung beauftragt hat. Ich hoffe sehr, dass dieses wichtige Projekt nun mit Nachdruck vorangetrieben wird.“