Hamburg. Exklusiv: Kosten von Großprojekten aufgelistet. Kostenexplosion der Elbphilharmonie spukt noch über Hamburg. Aber es geht auch anders.

Bei den großen Bauprojekten der Stadt sind im vergangenen Jahr in zwölf Fällen die veranschlagten Kosten überschritten worden, und zwar um insgesamt gut 21 Millionen Euro. Gleichzeitig wurden aber bei acht anderen Bauprojekten die im Haushalt veranschlagten Ausgaben um insgesamt mehr als 57 Millionen Euro unterschritten. Unterm Strich hat die Stadt also 36 Millionen Euro weniger ausgegeben als geplant.

Das geht aus der noch unveröffentlichten Senatsdrucksache „Bau-Monitoring 2015“ hervor, die dem Abendblatt vorliegt. Der rot-grüne Senat wird den gut 50 Seiten starken Bericht vermutlich kommende Woche beschließen und der Bürgerschaft zuleiten. Hintergrund: 2012 hatte der damalige SPD-Senat als Lehre aus der Kostenexplosion bei der Elbphilharmonie – sie kostet statt ursprünglich geplanter 114 nun 865 Millionen Euro – Anregungen des Rechnungshofs aufgegriffen und neue Regeln für „Kostenstabiles Bauen“ aufgestellt. Im Kern geht es darum, gründlicher zu planen, um die vermutlichen Ausgaben seriöser veranschlagen zu können und im Bauprozess weniger Überraschungen zu erleben.

Die Kosten für die Sanierung und Umbau der Justizvollzugsanstalt Glasmoor haben sich verdoppelt
Die Kosten für die Sanierung und Umbau der Justizvollzugsanstalt Glasmoor haben sich verdoppelt © Pressebild.de/Bertold Fabricius | Pressebild.de/Bertold Fabricius

Bei den aktuell aufgelisteten Kostensteigerungen handelt es sich in den meisten Fällen um kleinere Überschreitungen des Budgets, mit wenigen Ausnahmen: So werden die Kosten für Sanierung und Umbau der Justizvollzugsanstalt Glasmoor nun mit 32,61 Millionen Euro prognostiziert – das sind 16,2 Millionen oder 99 Prozent mehr als die 16,41 Millionen Euro, mit denen 2012 kalkuliert worden war. Als Gründe werden in dem Senatspapier „Planungskorrekturen, Kostenvarianz und Preissteigerungen sowie Honorarsteigerungen“ angegeben.

Einen spürbaren Kostensprung gibt es auch beim Projekt Unterer Landweg in Moorfleet: Waren die Ausgaben 2010 noch auf 12,4 Millionen Euro taxiert worden, wird nun für Sanierung und Umgestaltung der Straße sowie neue Rad- und Gehwege mit 14,6 Millionen kalkuliert – ein Plus von 2,2 Millionen Euro oder 18 Prozent. Allerdings liegen zwischen der noch zu schwarz-grünen Zeiten erfolgten ersten Schätzung und den aktuellen Zahlen auch mehr als fünf Jahre, sodass schon die Inflation den Kostensprung teilweise begründet.

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Weitere Beispiele: Der Erweiterungsneubau auf dem Kunst- und Mediencampus soll nun mit 23,8 statt 22,7 Millionen Euro zu Buche schlagen (plus 1,1 Millionen oder 4,8 Prozent), und die 2015 abgeschlossene Sanierung des Harburger Theaters hat mit 3,3 Millionen Euro rund 300.000 Euro oder 9,3 Prozent mehr gekostet.

Bei den Minderkosten ragen ebenfalls einige wenige Projekte heraus: So hat der Bau des 2015 fertiggestellten dritten Kreuzfahrtterminals auf Steinwerder der Drucksache zufolge nur 35,5 statt der zuletzt kalkulierten 48,4 Millionen Euro gekostet – das sind 12,9 Millionen oder 26,6 Prozent weniger als zuletzt veranschlagt. In einem früheren Stadium der Planung war sogar mit 65 Millionen Euro gerechnet worden. Auch für die erste Stufe der Busbeschleunigung sollen statt der im Haushalt bereitgestellten 157 nur 124,76 Millionen Euro ausgegeben werden. Die Minderausgabe von gut 32 Millionen Euro oder 20,5 Prozent ist allerdings auch darauf zurückzuführen dass von dem Programm bislang schlicht weniger umgesetzt wurde als geplant.

Niedrigere Kosten soll es auch bei der Erschließung des Neubaugebietes Jenfelder Au geben: Statt 38,89 sind nur noch 32,36 Millionen Euro dafür veranschlagt – eine Unterschreitung um 6,53 Millionen Euro oder 16,7 Prozent. Für die „öffentliche Unterbringung“, also vor allem neue Flüchtlingsunterkünfte, wurde der Kostenansatz von 95,8 auf knapp 93,1 Millionen Euro gesenkt. Dahinter verbergen sich diverse Unterkünfte, von denen einige bereits günstiger als geplant fertig gestellt wurden, bei anderen aber mit Kostensteigerungen gerechnet wird. Unterm Strich bleibt eine Minderausgabe von 2,7 Millionen Euro oder 2,8 Prozent.

Bei knapp 30 Bauprojekten haben sich die Kostenansätze nicht geändert. Dieser Umstand sowie die insgesamt unterplanmäßigen Ausgaben werden in Regierungskreisen als Beleg dafür gewertet, dass die Vorgaben des „Kostenstabilen Bauens“ langsam wirken. Als Paradebeispiel gilt die Sanierung des CCH, mit der Ende 2016 begonnen werden soll: Hier hatte der Senat lange gerechnet, bevor er auf enorme Kosten von 194 Millionen Euro kam – dafür hat sich daran bislang nichts geändert.

Nicht in dem Bericht enthalten sind Projekte städtischer Unternehmen wie die Sanierung des Alten Elbtunnels unter Regie der Hamburg Port Authority (HPA). Sie hatte die Gesamtkosten vor Jahren auf 17 Millionen Euro geschätzt. Das mehr als 100 Jahre alte Baudenkmal hält jedoch so viele Überraschungen bereit, dass mittlerweile allein für die Oströhre mit 60 Millionen kalkuliert wird.