Hamburg. Hamburger Sozialsenator könnte früher Chef der Bundesagentur für Arbeit werden als erwartet. Wer für ihn in den Senat rückt, ist offen.

Der Wechsel von Hamburgs Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) zur Bundesagentur für Arbeit (BA) könnte schneller über die Bühne gehen als bislang erwartet. Nach Abendblatt-Informationen ist derzeit im Gespräch, dass Scheele bereits zum 1. September in den Vorstand von Deutschlands größter Behörde mit mehr als 100.000 Mitarbeitern rückt. Die Entscheidung darüber soll der Verwaltungsrat der BA am 3. Juli fällen.

Scheele soll zunächst nur Vorstandsmitglied werden

Hintergrund des neuen Zeitplans ist, dass der von Bundearbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) unterstützte Plan, Scheele direkt zum Nachfolger von Vorstandschef Frank-Jürgen Weise zu machen, offenbar nicht ganz aufgeht. Weise geht erst 2017 in den Ruhestand, und bislang war gemutmaßt worden, dass Scheele spätestens dann – oder etwas früher – sein Nachfolger werden würde.

Nun sieht es so aus, dass der bisherige Sozialsenator zunächst für Vorstandsmitglied Heinrich Alt nachrückt, der im Juli in den Ruhestand geht. In einem zweiten Schritt muss dann entschieden werden, ob der 58-Jährige später auch den Vorstandsvorsitz von Weise übernimmt.

Dieses Risiko ist Scheele, von dem es bislang hieß, er würde nur als Chef nach Nürnberg gehen oder gar nicht, offensichtlich einzugehen bereit. Immerhin soll außer der Bundesarbeitsministerin auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hinter seiner Bewerbung stehen. Außerdem sind bislang keine Konkurrenten um den Posten in Erscheinung getreten.

Ein führender Experte für Arbeitsmarktpolitik

Detlef Scheele gilt als einer bundesweit profiliertesten Experten für Arbeitsmarktpolitik. Er kennt das Feld aus mehreren Perspektiven: In Hamburg war er Geschäftsführer großer Beschäftigungsträger wie der Hamburger Arbeit (HAB) oder der Elbe-Werkstätten.

Als Olaf Scholz (SPD) 2007 Bundesarbeitsminister wurde, machte er Scheele kurz darauf zum Staatssekretär und damit zu seiner rechten Hand. Beide schieden 2009 nach der Bundestagswahl aus dem Amt. Als Scholz 2011 Hamburger Bürgermeister wurde, holte er seinen Vertrauten erneut in sein Team – als Senator für Arbeit, Soziales, Familie und Integration. Dass er eine große Behörde leiten kann, hat der 58-Jährige also gezeigt.

Wer rückt für Scheele in den Senat?

Sollte Scheele nach Nürnberg gehen, gilt als sicher, dass für ihn eine Frau in den Senat nachrückt. Denn seit der Bildung der Koalition aus SPD und Grünen gehören nur noch vier Frauen der insgesamt zwölfköpfigen Regierung an. Ziel beider Parteien ist aber mindestens eine 50-Prozent-Quote. Bürgermeister Scholz hatte daher angekündigt, die Frauen-Quote bei Gelegenheit anzuheben. Diese Gelegenheit könnte sich nun bald ergeben.