In allen 17 Wahlkreisen gewinnt die SPD. Das Abendblatt zeigt die größten Ausschläge und Überraschungen in den einzelnen Stadtteilen.

Hamburg. Die Bürgerschaftswahl des Jahres 2015 hat Olaf Scholz die Alleinregierung gekostet - ein Blick auf die Stimmverteilung in den Wahlkreisen zeigt dennoch eine tiefrote Stadt. In allen 17 Wahlkreisen konnte die SPD den höchsten Stimmanteil verbuchen, wie das vorläufige Ergebnis zeigt.

Seit Montagvormittag ist außerdem sehr sicher, dass die CDU auch in keinem Stadtteil noch die Mehrheit besitzt. Bei der Wahl 2011 konnte der damalige CDU-Kandidat Christoph Ahlhaus die SPD in Spadenland und Tatenberg bei der Auszählung der Stimmen der Landeslisten noch überflügeln. Nun gewann auch dort Olaf Scholz die Mehrheit.

Eine erste Analyse fördert bereits deutliche Erkenntnisse zu Tage: Mit rund 53 Prozent konnte die SPD im Wahlkreis Bramfeld - Farmsen-Berne ihr hamburgweit bestes Ergebnis verbuchen. Die CDU verzeichnete in Alstertal - Walddörfer den höchsten Anteil.

Auffällig ist, dass die Bewohner von sozial stärkeren Stadtteilen lieber zur Wahl gehen: In Alstertal - Waldörfer lag die Wahlbeteiligung mit 70 Prozent weit über dem erwarteten Gesamtdurchschnitt, in Billstedt - Wilhelmsburg - Finkenwerder mit 42,2 Prozent deutlich darunter.

Die folgenden Grafiken zeigen jeweils erste sichtbare Auffälligkeiten in allen Wahlkreisen. Lesen Sie am Montagabend auch die Gesamtanalyse der Ergebnisse in allen Wahllokalen auf abendblatt.de.

Alstertal - Walddörfer

Im Alstertal und den Walddörfern zeichnet sich ab, dass die FDP drittstärkste Partei wird. Die Liberalen liegen auch vor den Grünen. Die stärksten Stimmverluste muss die CDU verkraften. Sie hat mit knapp über 20 Prozent noch etwa halb so viele Stimmen wie die SPD.

Altona

In Altona, traditionell eine Hochburg der Grünen, können die Ökopaxe weitere Stimmgewinne verzeichnen und liegen über 20 Prozent . Auch die Linke ist stark mit mehr als 17 Prozent. Die CDU hat gerade noch knapp neun Prozent. Die AfD schafft es in dem Wahlkreis nicht über die Fünf-Prozent-Marke. Aber auch die SPD verzeichnet ein Minus – immerhin um knapp neun Prozent.

Barmbek - Uhlenhorst - Dulsberg

Dies sind klassische SPD-Wahlkreise. Trotz knapp 45 Prozent verzeichnen die Sozialdemokraten ein Minus von knapp fünf Prozent. Auch die CDU macht ein Minusgeschäft. Dagegen sind die Linke und AfD im Aufwind. Auch die FDP gewinnt leicht.

Bergedorf

In Bergedorf verliert die CDU mehr als acht Prozent, fast genau so viel gewinnt die AfD. Ansonsten können die Parteien ihre Resultate von vor vier Jahren halten. Deutlicher Gewinner ist mit fast 50 Prozent die SPD. Auch die Linke macht Stimmen gut: knapp über ein Prozent.

Billstedt - Wilhelmsburg - Finkenwerder

Die Stadtteile Billstedt, Wilhelmsburg, Finkenwerder sind klar in SPD-Hand. Mehr als die Hälfte der Stimmen gingen an die Sozialdemokraten. Die CDU verliert deutlich mehr als sechs Prozent der Stimmen und landet bei 13 Prozent. Die höchsten Gewinne macht die auch hier die AfD, die Wähler kommen von den beiden Volksparteien SPD und CDU. Auch die Linke liegt im Plus und erreicht mehr als zehn Prozent.

Blankenese

Blankenese ist erneut fest in sozialdemokratischer Hand: Fast 45 Prozent in dem nobeln Elbstadtteil wählten Olaf Scholz und seine SPD. Die Liberalen, traditionell stark im Westen, erreicht mehr als zwölf Prozent. Die Christdemokraten verlieren massiv: fast acht Prozent. Grüne gewinnen knapp zwei Prozent, auch die Linke legt zu um etwa 1,5 Prozent. Und auch hier entschieden sich etwa sechs Prozent für die rechtspopulistiche Alternative für Deutschland.

Bramfeld - Farmsen-Berne

Die SPD liegt mit Abstand vorn. Mehr als 50 Prozent der Bramfelder stimmten für die Sozialdemokraten. Deutlich schlechter als bei der letzten Bürgerschaftswahl schneidet die CDU mit nur rund 15 Prozent ab (etwa minus sechs Prozent). Die AfD erzielte bei den Bramfeldern rund 8 Prozent. Grüne, Linke und AfD schaffen nach derzeitigem Stand die Fünf-Prozent-Marke.

Eppendorf - Winterhude

Überdurchschnittlich gut schneiden mit mehr als 16 Prozent im Wahlkreis Eppendorf/ Winterhude die Grünen ab. Die meisten stimmten jedoch für die SPD (rund 40 Prozent) - das sind jedoch mehr als vier Prozentpunkte weniger als bei der letzten Bürgerschaftswahl. Schlecht sieht es in diesem Wahlkreis für die AfD aus: Nur knapp vier Prozent stimmten für die Alternative für Deutschland.

Fuhlsbüttel - Alsterdorf - Langenhorn

Fulminantes Ergebnis für die SPD: Knapp 50 Prozent stimmten in diesem Wahlkreis für die Sozialdemokraten. Herbe Verluste dafür bei der CDU: Im Vergleich zur letzten Bürgerschaftswahl schnitten die Christdemokraten mit rund 16 Prozent deutlich schlechter ab (etwa minus fünf Prozent). Grüne, Linke, FDP und AfD schaffen die Fünf-Prozent-Hürde.

Hamburg-Mitte

Die größten Verluste muss in diesem Wahlkreis die CDU einstecken. Die Christdemokraten schaffen nur rund 11 Prozent. Überdurchschnittlich gut schneiden mit mehr als 14 Prozent die Linken ab. Nahezu unverändert im Vergleich zur letzten Bürgerschaftswahl liegen die Grünen bei etwa 15 Prozent.

Harburg

Herbe Verluste auch in diesem Wahlkreis für die CDU. Rund minus sieben Prozentpunkte müssen die Christdemokraten in Harburg einstecken und landen so bei gerade einmal etwa 15 Prozent. Die SPD schafft es auf rund 46 Prozent – das ergibt ein Minus von etwa 4,1 Prozent. Zulegen konnten die Grünen, sie erzielten rund zehn Prozent.

Lokstedt - Niendorf - Schnelsen

Ganz starkes Ergebnis für die SPD: Im Wahlkreis Lokstedt-Niendorf-Schnelsen schaffen die Sozialdemokraten nahezu 50 Prozent. Bitter sieht es für die CDU aus: Sie müssen ein Minus von rund sieben Prozentpunkten einstecken und landen nur noch bei rund 17 Prozent. Die Grünen können ein leichtes Plus verzeichnen und liegen so bei knapp über zehn Prozent.RahlstedtDer Wahlkreis Rahlstedt gehört zu den stärksten der SPD im gesamten Stadtgebiet, wie bereits bei der Bürgerschaftswahl 2011. Auffällig: Die CDU hat fast im selben Umfang Stimmen verloren (rund minus sieben Prozent), wie die neugegründete AfD bei dieser Wahl Stimmen verbuchen konnte (7,4 Prozent). Hier scheint eine direkte Wählerwanderung stattgefunden zu haben.

Rahlstedt

In Rahlstedt hat die CDU zwar gut sieben Prozentpunkte verloren, liegt aber über dem Hamburger Gesamtergebnis. Die Wahlbeteiligung lag bei 54,1 Prozent (minus 1).

Rotherbaum - Harvestehude - Eimsbüttel-Ost

Obwohl mit Harvestehude und Rotherbaum zwei sehr einkommensstarke Stadtteile zu diesem Wahlkreis zählen, ist die CDU nach den vorläufigen Daten nur drittstärkste Kraft hinter SPD und Grünen. Die Linke profitiert im Wahlkreis augenscheinlich von Stimmen aus Eimsbüttel, die FDP hat hier ihr Niveau von 2011 gehalten. Die AfD spielt in diesem Wahlkreis eine untergeordnete Rolle.

Süderelbe

Die FDP, Grüne und Linke konnten ihr gutes Niveau der letzten Wahl in diesem Wahlkreis jeweils leicht verbessern, die SPD muss ein moderates Minus hinnehmen. Die CDU ist dagegen der klare Verlierer. Auch hier scheint die AfD vor allem von der Abkehr vieler christdemokratischen Wähler profitiert zu haben.

Stellingen - Eimsbüttel-West

Dieser Wahlkreis beschert den Grünen fast traditionell hohe Stimmanteile, die Partei konnte ihr Ergebnis weiter verbessern. Die Linke steht ebenfalls leicht über ihrem hamburgweiten Anteil. Sowohl AfD als auch FDP nehmen in diesem Wahlkreis sehr knapp die (im Wahlkreis unbedeutende) Fünf-Prozent-Hürde.

Wandsbek

Die Volksparteien CDU und SPD mussten in Wandsbek jeweils Verluste hinnehmen, wobei diese bei CDU deutlich stärker ausgeprägt sind. Die AfD verbucht in dem östlichen Wahlkreis ein weit überdurchschnittliches Ergebnis, ebenso wie die FDP. Die Grünen bewegen sich nach den vorläufigen Daten auf einem vergleichsweise schwachem Stimmniveau.