Durch Wohnungsbau hat Hamburg laut Nabu zuletzt Grünflächen in Alstergröße verloren. Die Naturschützer sprechen von „Flächenfraß auf Kosten von Mensch und Natur“. Der Senat weist die Kritik zurück.
Hamburg. Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) hat eindringlich vor dem weiteren Verlust von Frei- und Grünflächen in Hamburg infolge des Wohnungsbaus gewarnt. „Noch ist Hamburg eine grüne Stadt“, sagte Hamburgs Nabu-Chef, der frühere grüne Umweltsenator Alexander Porschke. „Aber Hamburgs Grün wird weiter dezimiert. Denn obwohl die Einwohnerzahl von 1,823 Millionen im Jahr 1960 auf 1,741 Millionen im Jahr 2007 gesunken ist, nimmt die Inanspruchnahme von Frei- und Grünflächen durch Bebauung und Versiegelung immer weiter zu.“
Heute nähmen Siedlungs- und Verkehrsflächen 60 Prozent der Hamburger Landesfläche ein, so Porschke. „Dieser Flächenverbrauch findet zulasten der Natur, aber auch von landwirtschaftlichen Flächen statt. Zwischen 2002 und 2011 vergrößerten sich Siedlungsbau-, Betriebs- und Verkehrsflächen in Hamburg im Mittel um 189 Hektar pro Jahr.“ Das entspreche insgesamt einer Fläche größer als die Außenalster. Durch die vielfältigen Bau-, Verkehrs- und Siedlungsprojekte des Senats sei auch zukünftig mit einem starken Flächenverbrauch zu rechnen.
„Vor dem Hintergrund des enormen Grünverlustes in der Vergangenheit stufen wir diese Tendenz als äußerst bedenklich für die Stadtnatur ein“, sagte der Nabu-Chef. „Denn in nur drei Jahren zwischen 2011 und 2013 wurden in 70 Bebauungsplänen mindestens 172 Hektar Grünfläche überplant und die Fällung von mehr als 1700 Bäumen beschlossen.“
Der Nabu fordere den Senat deswegen auf, den „Flächenfraß auf Kosten von Mensch und Natur“ zu beenden. Stattdessen solle er auf das sogenannte Flächenrecycling setzen, bei dem bereits bebaute, aber nicht mehr (intensiv) genutzte Flächen für neue Projekte verfügbar gemacht werden.
Der Senat weist die Kritik des Nabu zurück. Der angeblich so starke Schwund von Grünflächen haben in erster Linie mit einer Veränderung der statistischen Erhebung zu tun, sagte der Sprecher der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Magnus-Sebastian Kurtz. „Einem großen Teil der im Jahresvergleich statistisch auftauchenden Veränderungenliegt keine reale Änderung der Flächennutzung zugrunde.“ Am Donnerstag diskutieren Nabu-Chef Porschke und SPD-Umweltsenatorin Jutta Blankau um 18 Uhr über Fragen der wachsenden Stadt und die Bedeutung einer gesunden Natur. Ort: Nabu-Landesgeschäftsstelle, Klaus-Groth-Str. 21. Der Eintritt ist frei. Interessierte werden um eine kurze Anmeldung per E-Mail an StadtNaturAktiv@NABU-Hamburg.de wird gebeten.