Die Lage in der Wandsbeker Union ist verworren nach Jahren interner Grabenkämpfe und ist nachhaltig geschwächt. Vize Karl-Heinz Warnholz führt den zerstrittenen Kreisverband kommissarisch weiter.
Hamburg. Die CDU Wandsbek – der größte Kreisverband der Hamburger CDU – hat ein Führungsproblem. Eigentlich wollten die Wandsbeker am gestrigen Donnerstagabend nach dem Rücktritt von Frank Schira einen neuen Kreisvorsitzenden wählen. Allein: Es fand sich niemand. So wurde Kreisvize Karl-Heinz Warnholz, Bürgerschaftsabgeordneter und Chef des größten Wandsbeker Ortsverbands Rahlstedt, gebeten, den Vorsitz kommissarisch bis nach der Bürgerschaftswahl am 15. Februar 2015 weiterzuführen.
Die Lage in der Wandsbeker Union ist verworren nach Jahren interner Grabenkämpfe und des wiederholten Einsatzes von Heckenschützen zum Schaden innerparteilicher Konkurrenten. Die Folge: Der einst mächtigste CDU-Kreisverband, der mit Ole von Beust einen Bürgermeister hervorgebracht hat, ist nachhaltig geschwächt.
Spätestens seit der krachenden Wahlniederlage der CDU bei der Bürgerschaftswahl 2011 herrschte offene Feindschaft zwischen einzelnen Wandsbeker Akteuren. Etliche Parteifreunde, nicht nur Wandsbeker, lasteten Frank Schira – damals als Landesvorsitzender und Bürgerschafts-Fraktionschef der mächtigste Christdemokrat – den Absturz auf den Tiefststand von 21,9 Prozent an.
Anders als Ex-Bürgermeister Christoph Ahlhaus, der sich aus der Hamburger Politik zurückgezogen hat, machte Schira nach dem Wahldebakel weiter. Er trat zwar als Partei- und Fraktionschef zurück, ließ sich aber zum Vizepräsidenten der Bürgerschaft wählen und blieb auch Wandsbeker Kreischef.
Was folgte, war eine schrittweise Demontage Schiras mit anderen als feinen Mitteln. Nachdem er sich bei der Bundestags-Direktkandidatur im Wahlkreis Wandsbek knapp nicht durchsetzen konnte, fiel er bei der Aufstellung der Liste für die Bundestagswahl gleich zweimal durch. Letzter Akt: Obwohl alle Gremien der Wandsbeker CDU Schira für einen aussichtsreichen Platz auf der Bürgerschaftsliste nominiert hatten, fiel der Vorsitzende im September erneut durch. Im letzten Moment war der Jenfelder Henri Schmidt auf dem Landesparteitag gegen Schira angetreten und gewählt worden. Daraufhin warf Schira die Brocken hin und trat auch als Kreisvorsitzender zurück.
Warnholz übernahm als einziger Stellvertreter die Geschäfte. Warnholz wäre auch der erste Kandidat für die Schira-Nachfolge gewesen, doch das 70 Jahre alte Urgestein lehnte aus persönlichen Gründen ab. Auch die Bürgerschaftsabgeordnete Friederike Föcking galt als geeignete Kreisvorsitzende. Doch Föcking winkte ab, weil sie als Vizelandesvorsitzende im Wahlkampf gefordert ist. Wäre Föcking angetreten, hätte das allerdings bedeutet, dass Warnholz seinen Vizeposten hätte aufgeben müssen. Beide entstammen der Rahlstedter CDU – und so viel Machtkonzentration für einen Ortsverband hätten die anderen nicht geduldet. Nach Abendblatt-Informationen war auch keiner der sieben anderen Ortsvorsitzenden bereit zu kandidieren.
Im Grunde stehen sich drei Blöcke gegenüber: Neben den Rahlstedtern die CDU Alstertal, der Schira entstammt, und der Ortsverband Wandsbek. „Nach dem Weggang von Frank Schira hat sich schon viel verändert. Viele wollen vernünftig zusammenarbeiten“, sagt einer der Akteure. „Aber die vielen Jahre der Auseinandersetzungen haben dazu geführt, dass einige noch nicht umdenken können.“ Deswegen sei es richtig, bis nach der Bürgerschaftswahl zu warten.