Nach Sanierung des Brakula soll der Pachtvertrag des Autohändlers nebenan gekündigt werden. Auf dessen Flächen werden dann Försterhaus und Hof denkmalgerecht für die Stadtteilkultur hergerichtet.
Bramfeld. Der Bezirk Wandsbek übernimmt das Grundstück, das er für die Realisierung der „Bramfelder Kulturinsel“ braucht. Die rot-grüne Koalition in der Bezirksversammlung hat der Übertragung der Fläche Bramfelder Chaussee 261–265 aus dem Vermögen der städtischen Sprinkenhof GmbH in das Grundvermögen des Bezirks zugestimmt. Damit rückt die geplante „Kulturinsel“ in Bramfeld ihrer Verwirklichung ein deutliches Stück näher.
Derzeit ist das Grundstück an den Gebrauchtwagenhandel ABC-Automobile verpachtet. Er soll laut Bezirksversammlungsbeschluss nach fristgerechter Kündigung bei der Suche nach einem neuen Standort unterstützt werden. CDU-Fraktionschef Eckard Graage warnte davor, den „zweiten Schritt vor dem ersten zu tun und auf dem Grundstück Leerstand zu erzeugen. Erst muss das Finanzierungskonzept für die „Kulturinsel“ stehen, und das sehen wir noch nicht.“
Zunächst wird der Bramfelder Kulturladen (Brakula) ab Frühjahr 2015 für 1,7 Millionen Euro saniert. Danach soll die „Kulturinsel“ entstehen, indem das benachbarte derzeit vom Autohandel genutzte Försterhaus auf Vordermann gebracht und der zwischen beiden Häusern entstehende Hof hergerichtet werden. Die beiden denkmalgeschützten Gebäude gehören zu den letzten Häusern bäuerlicher Prägung in Bramfeld. „Kulturinsel“ und Kulturladen sollen sich in ihren Angeboten ergänzen und Bramfelds Zentrum aufwerten.
Dabei soll der Kulturladen sich für ein breiteres, stärker bürgerlich orientiertes Publikum öffnen. Die beiden Vereine Brakula und Kulturinsel verhandeln derzeit über eine Fusion. Die Realisierung des in der Machbarkeitsstudie von 2010 für die „Kulturinsel“ geplanten Stadtteilkinos ist erst einmal verschoben worden.
Alexandra Klecher, Ehefrau des Eigners von ABC-Automobile, richtete in Vertretung ihres Mannes scharfe Angriffe gegen das Amt und die SPD. Der Autohandel habe „nur zufällig von der anstehenden Grundstücksübertragung erfahren“ und den Eindruck gewonnen, dass sich „Bezirksamtsleiter Thomas Ritzenhoff (SPD) und seine Partei zwar für die Kultur, nicht aber für die Interessen des Gewerbes stark machen“. Mit der geplanten Kulturinsel, deren Finanzierung noch immer unsicher sei, entstehe ein „Fass ohne Boden.“
Ritzenhoff sicherte zu, dass keine voreilige Kündigung ausgesprochen werden wird. Die Grundstücksübertragung stehe erst bevor. SPD-Fraktionschefin Anja Quast warf der CDU eine Blockadehaltung vor. Dass Frau Klecher vom Gang der Ereignisse überrascht worden sei, wies sie als abwegig zurück. „Wir reden seit 2007 über die Kulturinsel und die dafür nötige Verlagerung des Gebrauchtwagenhandels.“ Ritzenhoff kündigte Gespräche mit ABC-Automobile für Anfang Dezember an. Klecher saß bis 2011 für die CDU in der Bezirksversammlung.
Das Bramfelder Zentrum war jahrzehntelang von zwei Autohändlern wesentlich mitgeprägt: Der VW-Händler Jahnke und der ABC-Autohandel belegten zwei Schlüsselgrundstücke für die Entwicklung des Ortskerns. Jahnke hat verkauft, das Grundstück soll jetzt mit Wohnungen, Büros und Läden bebaut werden und eine Passage vom Dorf- zum Marktplatz bekommen. Damit wächst der Ortskern weiter in die zweite, attraktivere Reihe hinter der Bramfelder Chaussee. Ergänzend dazu soll mit der „Kulturinsel“ und dem breiter aufgestellten Brakula das Leben im Ortskern vielfältiger und bunter werden. Kritiker fürchten allerdings, dass mit einer stärker bürgerlichen Orientierung des Brakula die Vielfalt im Ortskern des Stadtteils eher leiden würde.
Bramfeld gilt als einer der Stadtteile im Bezirk, die weder ganz Innenstadt noch ganz Außenbezirk sind. Stadtplaner gehen davon aus, dass der Stadtteil ohne kräftigen Zuzug seinen Standard langfristig nicht wird halten können und deshalb mehr Urbanität, Dichte und Kaufkraft im Zentrum braucht. Allerdings soll die Stadtteilkultur in Bramfeld sich selber tragen und nicht jährlich aus bezirklichen „Sondermitteln“ bezuschusst werden müssen. Dazu gibt es noch offene Fragen.
Rot-Grün hofft, nach der entsprechenden Sanierung der Gebäude und des Hofes schließlich Mieten generieren zu können, die die Kultur tragen helfen, wie die Volksdorfer dies mit ihrer Ohlendorffschen Villa vorgemacht haben.