Der Vandalismus in Bus und Bahn ist unvermindert hoch. Jede Woche werden Hochbahn-Mitarbeiter angegriffen. Vor allem in den Abend- und Nachtstunden am Wochenende wird es für sie gefährlich.

Hamburg. Jede Woche werden in der Hansestadt Fahrkartenkontrolleure oder Mitarbeiter der Hochbahnwache angegriffen und verletzt. Täglich gibt es mehr als 100 Sachbeschädigungen in Bussen, Bahnen oder an Haltestellen Die Schäden liegen in Millionenhöhe. Das hat eine Kleine Anfrage des Bürgerschaftsabgeordneten Karl-Heinz Warnholz (CDU) ans Licht gebracht.

Vor allem in den Abend- und Nachtstunden am Wochenende wird es demnach für Hochbahn-Mitarbeiter gefährlich: 26 von ihnen wurden im ersten Halbjahr 2014 so brutal attackiert, dass sie mehrere Tage ausfielen. 70 Prozent der insgesamt Betroffenen waren innerhalb von drei Tagen wieder so fit, dass sie wieder zur Arbeit kommen konnten.

Fast ein Drittel der Angegriffenen aber wurde so schwer verletzt, dass sie mehr als drei Tage ausfielen. Ganz überwiegend, so heißt es vonseiten des SPD-Senats, waren es Prellungen, Verstauchungen und Zerrungen, die die Mitarbeiter erlitten. In einigen Fällen waren es auch Schnittwunden, Knochenbrüche und Bisswunden. Diese Fälle seien jedoch nur die Spitze des Eisbergs. Wie oft Hochbahn-Mitarbeiter insgesamt bedroht werden, ist nicht bekannt. „Die Mitarbeiter sind nicht grundsätzlich verpflichtet zu melden, wenn sie eine Situation als Bedrohung wahrnehmen. Es findet daher keine systematische Auswertung statt“, heißt es in der Senatsantwort.

Allein in den ersten sechs Monaten dieses Jahres mussten rund eine Million Euro von der Hochbahn aufgebracht werden, um Schäden durch Graffiti oder Vandalismus zu beseitigen. Damit liegt man auf Vorjahresniveau. 2013 hatte die Hochbahn etwas über zwei Millionen Euro für die Beseitigung solcher Schäden zahlen müssen. Im ganzen Jahr waren 41.900 Taten registriert worden – das sind mehr als 800 pro Woche. „Es handelt sich um die gesamte Bandbreite an Schäden, von einfachen Beschädigungen mit Filzstiften bis hin zu großflächigen Außengraffitis. Die Anzahl der Fälle bezieht sich auf Busse U-Bahnen, U-Bahn-Haltestellen, Bushaltestellen sowie Fahrkartenautomaten der Hochbahn“, heißt es in der Antwort des Senats.

Die meisten Täter entkommen unerkannt. 25 Sachbeschädiger konnten in diesem Jahr ermittelt werden. Im gesamten Vorjahr waren es 41. Sie werden in Regress genommen. Auch da dürfte die Hochbahn draufzahlen. Lediglich zwei Prozent der Täter können zahlen. Der Rest verfüge über kein nennenswertes Vermögen, heißt es. In dem Fall bleibt die Hochbahn nicht nur auf dem Schaden, sondern auch auf den Prozesskosten sitzen.

Politiker Karl-Heinz Warnholz sieht die Innenbehörde in der Pflicht. „Ich habe selbst Mitarbeiter der Hochbahnwache während einer Schicht begleitet und mich davon überzeugen können, dass sie einen sehr guten Job machen“, so Warnholz. Trotzdem stoße man an Grenzen. Er fordert deshalb mehr polizeiliche Präsenz der Landespolizei im Bereich. „Vor allem Zivilfahnder sollten verstärkt zum Einsatz kommen, um Straftäter auch bei Sachbeschädigungen zu überführen“, fordert Warnholz gegenüber dem Hamburger Abendblatt.

Thomas Jungfer, stellvertretender Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolg), sieht wenig Chancen für eine „Polizeioffensive“ in U-Bahnen und Bussen. „Man kann der Hamburger Polizei bei gleichbleibender Personalstärke nicht immer neue Aufgaben geben“, sagt Jungfer. „Schon jetzt ist die Personaldecke zu dünn, um allen Anforderungen gerecht zu werden.“ Ein flächendeckender Einsatz im Nahverkehrsnetz der Hansestadt mit seinen rund 130 Buslinien, 23 Metrobuslinien, acht Schnellbuslinien, drei Eilbuslinien, 30 Nachtbuslinien, rund 25 Regionalbuslinien, vier U-Bahn-Linien und unzähligen Haltestellen und Bahnhöfen sei von der Polizei nicht zu bewältigen. „Die Hochbahnwache ist in den vergangenen Jahren sukzessiv verstärkt worden“, sagt Jungfer.

Mittlerweile sind es rund 250 Mitarbeiter, die dort angestellt sind. Rund 200 gehören zum Sicherheitsdienst, der nicht nur einschreitet, sondern auch durch Präsenz präventiv wirken soll. Vier Stützpunkte gibt es, von denen aus die Mitarbeiter der Hochbahnwache ausschwärmen. „Das ist genau der richtige Weg. Die Hochbahn ist in erster Linie für die Sicherheit in ihrem Bereich zuständig“, sagt Jungfer. „Die Polizei zieht sich deshalb nicht zurück. Sie sollte im Regelfall aber bei besonderen Einsatzlagen und bei erkannten Brennpunkten herangezogen werden und zum Einsatz kommen.“ Im Bereich der S-Bahn ist ohnehin die Bundespolizei zuständig, die in Hamburg am Hauptbahnhof, in Altona und in Harburg eigene Wachen und auch einen eigenen Kriminalermittlungsdienst hat.